Mutmaßlicher Sexualtäter schweigt

Trier · Ein 61-jähriger Mann aus der Verbandsgemeinde Konz soll zwei Frauen in Trier und Konz überfallen haben. Jetzt muss sich der bisher unbescholtene Berufskraftfahrer vor dem Trierer Landgericht verantworten.

Trier. Der 61-Jährige sagt nichts zu den beiden Anklagen, die Staatsanwalt Stephane Parent vorliest. Seit Donnerstag muss sich der Vater dreier erwachsener Kinder unter anderem wegen sexueller Nötigung und Geiselnahme vor der 1. Großen Strafkammer verantworten. Er soll zwei Frauen überfallen haben, um sie zu vergewaltigen oder sexuell zu belästigen. Die beiden Vorfälle liegen zweieinhalb Jahre auseinander. Im Januar 2012 habe der Mann in der Konzer Güterstraße zugeschlagen, im Oktober 2014 an der Trie rer Uni, wirft ihm die Anklage vor.
In Trier soll er eine Studentin von hinten gepackt haben. "Sei still, komm jetzt mit", soll er geflüstert und danach versucht haben, sie wegzuzerren. Weil ein junger Mann hinzukam und sein Opfer laut geschrien hat, ließ der Täter von der Frau ab.
Der 24-jährige Helfer ist zusammen mit einer weiteren Zeugin der Tat mit dem Preis für Zivilcourage der Stadt Trier ausgezeichnet worden. Beide sagen am Donnerstag vor Gericht aus. Sie können den Angeklagten aber nicht als Täter identifizieren. Allerdings sagen sie etwas zu den Folgen für das Opfer: "Nach der Tat war die Frau total aufgelöst, sie konnte nicht sprechen, saß auf dem Boden und zitterte", erklärt die Helferin.
Der 24-jährige Zeuge hat sich damals das Nummernschild des Autos gemerkt, mit dem ein Mann vom Tatort geflohen ist. Das Kennzeichnen führte die Polizei zu der Wohnung des Angeklagten in einem Ort in der Verbandsgemeinde Konz. Dort nahmen sie den Mann mit 1,18 Promille Alkohol im Blut fest. Einen Pullover mit der Aufschrift des Unternehmens, für das er als Lastwagenfahrer arbeitete, fanden die Ermittler in seiner Waschmaschine. In einer Abstellkammer stießen sie auf mehrere leere Flaschen Wein. Ein Beamter geht vor Gericht wegen der großen Zahl der Weinflaschen davon aus, dass der Mann "sehr an Alkohol gewöhnt" sei. Fahren unter dem Einfluss von Alkohol ist auch ein weiterer Anklagepunkt der Staatsanwaltschaft.
Den Pullover habe das Trierer Opfer identifiziert, den Täter selbst auch, heißt es vor Gericht. Allerdings kann die junge Frau erst im Juli aussagen, weil sie zurzeit in Japan lebt.
Das Opfer aus Konz sagt schon am nächsten Verhandlungstag am Dienstag, 12. Mai, aus. Diese Tat konnten die Ermittler wegen einer DNA-Probe mit dem Angeklagten in dem Trierer Fall in Verbindung bringen ("DNA-Probe führt zu mutmaßlichem Serientäter", TV vom 11. Februar). In Konz soll der Mann ein Messer benutzt haben und die damals 20-Jährige mehrfach bedroht und fast bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt haben. Außerdem soll er sie brutal sexuell genötigt haben. Zuvor habe er sein Opfer auf den Beifahrersitz gezwungen, um mit ihr zu einer abgelegenen Ecke des Parkplatzes zu fahren. Wegen dieses Teils der Tat gehört auch eine Geiselnahme zu den Anklagepunkten.
Obwohl der Täter damals von der Frau abließ, weil sie sich zu heftig wehrte, klagt sie laut Staatsanwaltschaft über seelische Folgeschäden. Sie habe immer noch Depressionsschübe, sagt Parent.
Der Angeklagte hört diesen Schilderungen regungslos zu. Sollte er weiterhin schweigen, fällt ein Urteil frühestens am 9. Juli. Dann wird auch das Trierer Opfer aussagen.Extra

Eine ehemalige Nachbarin schilderte vor Gericht, wie der Angeklagte sie belästigt hat. Der dreifache Vater erwachsener Kinder war damals ihr Nachbar gewesen. Am 13. Mai 2013 sei der Mann in ihr Haus eingedrungen. "Ich habe das Gefühl gehabt, er wollte mich vergewaltigen", gab sie damals bei der Polizei zu Protokoll. "Sein Blick war extrem merkwürdig", sagt die Zeugin vor Gericht. Zuvor habe er sie sexuell beleidigt: "Bock auf einen Quickie?", habe er sie gefragt. Die Ermittlungen wegen sexueller Beleidigung wurden damals schnell eingestellt. cmk

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