Nächtlicher Schaukelspaß

TRIER. Zwei Spielgeräte sorgen in der Fahrstraße für Spaß bei Jung und Alt. Doch das Geschrei, das mit kleineren Stürzen derer einhergeht, die die Geschwindigkeit der Drehschaukel falsch einschätzen, sorgt bei Anwohnern für Wut: "Wir können keine Nacht durchschlafen."

 Gut festhalten: Auch Thomas Frechen findet die Drehschaukel gefährlich.Foto: Christiane Wolff

Gut festhalten: Auch Thomas Frechen findet die Drehschaukel gefährlich.Foto: Christiane Wolff

Samstagnachmittag. Ausgezehrt vom Einkaufstag schlurft ein Pärchen, beide um die 30, durch die Fahrstraße. Zwei silberne Spielschaukeln erregen ihre Aufmerksamkeit. Schwups steht die Frau auf der Drehscheibe. Ein Schubs ihres Begleiters bringt sie zum Drehen. Zum schnellen Drehen. Die Frau kreischt vor Schreck, lässt die Einkaufstüten fallen, krallt sich an die Stange, lacht. Auch der junge Mann ist aus seiner Lethargie gerissen. Ein paar Minuten dauert der ausgelassene Spaß, bis das Pärchen weiter zieht."Ein Palaver wie verrückt"

"So geht das den ganzen Tag", klagt Lotti Surges. Wohn- und Schlafzimmer der Anwohnerin liegen zur Fahrstraße. "Tagsüber geht's ja noch mit dem Lärm", sagt die Frau. "Aber nachts belagern alkoholisierte Erwachsene die Spielgeräte." Nachbar Helmut Gorges ist ebenfalls sauer: "Die machen ein Palaver wie verrückt, da kann man kein Fenster auflassen." Bis zu zehn Personen würden nachts auf der Scheibe herum turnen und sich lautstark amüsieren. Vor zwei Jahren kämpften die Anwohner schon einmal darum, dass die Schaukeln verschwinden, die 1998 installiert wurden. Im Frühling 2002 brach eine Festhaltestange schließlich wegen Überbelastung ab. Die Stadt baute die Geräte ab. "Als in diesem Frühling die Geräte plötzlich wieder da waren, traute ich meinen Augen kaum", erzählt Lotti Surges. Denn nicht nur die Lärmbelästigung sei nicht zu verantworten, die Spielgeräte seien auch gefährlich. "Jeden Tag fallen Kinder runter", erzählt Anwohnerin Katharina Awan. Kürzlich erst sei das vierjährige Kind einer Bekannten durch die Fliehkraft von der Scheibe gerutscht und habe sich beide Knie aufgeschlagen. "Gottseidank ist es nicht bis in die Fahrräder geflogen", sagt Awan. Denn in zwei Metern Abstand zu den Schaukeln hat die Stadt Ständer aufgestellt, an die etliche Fahrräder gekettet sind. Selbst Thomas Frechen (11) und Markus Spang (12) haben Respekt vor den Geräten: "Wenn man das Gewicht ein verlagert, dreht es sich sauschnell", sagt Thomas. "Und mit schwitzigen Händen rutscht man leicht ab", erklärt Markus. Doch die Geräte entsprechen den Sicherheitsvorschriften, informiert die Stadt. Ein weicher Sandboden, der Stürze abmildern würde, sei wegen geringer Fallhöhe nicht notwendig, sagt Presse-Sprecher Ralf Frühauf. "Aber wir lassen prüfen, ob die Fahrräder tatsächlich zu nahe stehen." Eine Sperrvorrichtung, um abends die Geräte stillzulegen, sei technisch nicht möglich. "Es ist uns wichtig, in der Innenstadt ein Spielangebot zu schaffen", sagt Frühauf. "Gegen Missbrauch und Lärmbelästigung können wir leider nichts unternehmen." Bei nächtlicher Randale sollen die Anwohner die Polizei informieren. Für Lotti Surges keine Lösung: "Bis die da sind, sind die Randalierer doch längst weiter gezogen."Was brennt Ihnen auf den Nägeln? Schildern Sie uns Ihr Problem auf maximal einer Din-A-4-Seite und schicken Sie es als Brief an: Trierischer Volksfreund, Stichwort: " TV bringt's voran”, Hanns-Martin-Schleyerstraße 8, 54294 Trier, oder als E-Mail an: thema@volksfreund.de. Der TV bringt ihr Thema voran.

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