Trier. Es klopft, scharrt, kratzt, pfeift oder rattert - rein rational betrachtet produzieren Bernd Bleffert und Wolfgang Schliemann Geräusche. Doch schaltet man die Ratio aus und die Sinne an, erschließt sich eine tiefere, sehr spannende Dimension ihres Tuns, ausgehend von visuellem und atmosphärischem Reiz: Mitten zwischen Kunstwerken im Ausstellungsraum des zweiten Obergeschoss der Tufa stehen sich zwei Schlagwerke gegenüber, die selbst wie Installationen und Skulpturen wirken.

Bernd Bleffert, in Trier durch das Ensemble "Tonwerke" bekannter Klangkünstler, hat selbst gebaute bizarre Instrumente aus Teppichrollen-Pappkernen, Brettern mit Nägeln oder Speichenrädern mitgebracht. Sein Wiesbadener Kollege Wolfgang Schliemann sitzt zwischen Trommeln, Gongs und Blechkanistern. Als beide konzentriert in Interaktion treten, verbindet sich die visuell-atmosphärische mit einer akustisch-emotionalen Ebene. Die Augen verfolgen gebannt, wie Bleffert einen Bogen an Nägeln entlang streicht und Schliemann als Antwort Ellenbogen auf Trommelfell stößt. Das hören die Ohren als melodische Schwingungen und dumpfes Klopfen. Im Gefühl kommt in diesem Fall eine Übersetzung als Gesang und Herzschlag an.

Der Abgleich mit Vertrautem ist jedoch angesichts des ganzheitlichen Erlebnisses zweitrangig. Und er funktioniert auch nur bedingt, denn anders als konventionelle ist diese improvisierte Musik unvorhersehbar in ihrer Entwicklung. Sie entsteht aus der Eingebung des Moments und widersetzt sich jeder willentlichen Strukturierung. Dem, der sich darauf einlässt - wofür nichts weiter nötig ist als unbefangene Neugier - eröffnen sich neue Wahrnehmungshorizonte. Genau darum geht es in der neuen Konzertreihe "Intermezzo", die mit dem "Abtausch/Shortcuts" betitelten Auftritt von Bleffert und Schliemann vor über 50 Zuhörern Premiere gefeiert hat.

Alle zwei Monate, immer sonntags um 17 Uhr, stellen die Tufa und die Gesellschaft für aktuelle Klangkunst Trier im Kontext von Ausstellungen "Neue Musik" vor. Zu Gast im Ausstellungsraum des zweiten Obergesschosses der Tufa sind Duos der europäischen Improvisationsszene. mehi/dr

Extra Die weiteren Termine: 17. Januar 2010 "Saitensprünge" mit Ulrich Philipp und Georg Wolf (Kontrabass); 14. März "Leuchtfische" mit Angelika Sheridan (Flöte) und Ute Völker (Akkordeon); 16. Mai "Coloured Lines" mit Marc Stutz-Boukouya (Posaune) und Martin Speicher (Saxofon). (ae)