Nicht hilflos in der fremden Heimat

Am 3. November feiert der Arbeitskreis Integration und Migration seinen zweiten Geburtstag. Entstanden ist die Initiative in Reihen der Trierer SPD. Zum ersten Mal hat sie einen internationalen Frauentreff veranstaltet. Rednerinnen waren Ministerin Malu Dreyer und Christine Martin, Regierungskommissarin für Ausländerfragen in Luxemburg.

Trier. Rosafarbene und rote Rosen liegen auf den Tischen, daran werden angeregte Gespräche geführt. 40 Frauen unterhalten sich. Sprachbarrieren - die gibt es Dank hilfreicher Dolmetscher nicht. Dazu spielt die kapverdisch-luxemburgische Gruppe "Cap Verde" Musik aus der afrikanischen Inselstaaten-Heimat einiger der Mitglieder.

Was meist als Schwierigkeit in der Gesellschaft gilt, funktioniert im Balkensaal des Bürgerhauses Trier-Nord mühelos. Integration ist hier gelebte Praxis. Dass diese auch sonst keine ungelöste Herausforderung bleibt, dafür will der Arbeitskreis Integration und Migration (Akim) sorgen. Er soll ein Netzwerk und ein Forum zum Erfahrungsaustausch vor allem auch für Frauen mit Migrationshintergrund sein. Dass Migrantinnen einen größeren Bedarf daran haben als Männer, ist "aus der Analyse des Ist-Zustandes abzulesen", erklärt Maria de Jesus Duran Kremer, Vorsitzende des Ausländerbeirats. "Migrantinnen haben selten die Möglichkeit, sich auszutauschen, über die Dinge zu sprechen, die sie beschäftigen, die sie erleben, die sie wollen." Das Ziel ist klar gesteckt: "Wir möchten eine bessere Zukunft gemeinsam bauen, egal, woher wir kommen und wo wir leben."

Strukturelle und individuelle Nachteile



Kein kommunales Wahlrecht für Ausländer aus Nicht-EU-Staaten, ein unausgewogenes Verhältnis in Ausländerbeiräten des Landes - die Frauenquote liegt bei 32 Prozent - sind Themen, die in Zukunft zu bearbeiten sind. "Frauen mit Migrationshintergrund haben unter struktureller und individueller Benachteiligung zu leiden", sagt Ministerin Malu Dreyer. Das Integrationskonzept des Landes hingegen gibt Hilfestellungen für gleichberechtigte Teilhabe in allen Lebensbereichen, bei der interkulturellen Öffnung und für Partizipation. Beim "Beamtennachwuchs im Polizeidienst und als Fachkräfte in den Kommunen" spiele das eine Rolle, "um sachgerecht mit Menschen mit Migrationshintergrund umgehen zu können", sagt Dreyer.

Anfang 2007 wurde der Landesbeirat für Integration und Migration gegründet. Es gibt Fortbildungen, Interventionsprojekte, Sprachkurse und weitere Hilfen, die sich explizit an Frauen richten. Die von Dreyer ins Leben gerufene Aktionspartnerschaft "Vorsprung durch Vielfalt" richtet sich an rheinland-pfälzische Unternehmen und öffentliche Verwaltungen, die die Vielfalt in der eigenen Belegschaft fördern sollen ( www.vielfalt-bewegt.de).

Über das Einwanderer-Land Luxemburg und dessen Integrations-Politik berichtete Christine Martin, Regierungskommissarin für Ausländerfragen. Vor allem das Wahlrecht für ausländische Mitbürger aus außereuropäischen Staaten hat das deutsche Nachbarland auf den Weg gebracht. Denn dort liegt der Ausländeranteil an der Gesamtbevölkerung bei 42,6 Prozent, in der Hauptstadt sogar bei 60 Prozent.

Sich aktiv an einer zukunftsfähigen Gesellschaft zu beteiligen, Interessierten und Betroffenen eine Stimme zu geben, dazu ist Akim angetreten, und dazu gab es für die anwesenden Frauen Gelegenheit: In einem Workshop entwickelten sie aus ihren Erfahrungen Lösungen, wie die Integrationshilfe aussehen müsse und wie Kinder speziell gefördert werden können. Die Workshop-Ergebnisse seien auch wichtig als Auftrag an sie als Landesministerin, sicherte Malu Dreyer ihre Unterstützung zu.

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