Nicht nur High Society

Mit 180 Schülern gehört St. Peter zu den größeren Grundschulen in Trier. Die sozialen Kontraste im Stadtteil Ehrang finden sich auch in der Zusammensetzung der Schülerschaft wieder. Eine anspruchsvolle Aufgabe für die Schule.

Trier. Manchmal sind Dinge erstaunlich einfach zu erklären. Zum Beispiel die Ruhe in St. Peter. Kein Getrampel und Herumgerutsche, kein Palaver, obwohl manche Klassenräume offen stehen. Dafür große Berge von Schuhen auf dem Flur.Die Kinder sitzen in Pantoffeln in der Klasse. "Schon verringert sich der Lärm um zehn Dezibel", sagt Schulleiter Karl-Heinz Schäfer. Man muss sich nur zu helfen wissen. Schäfer ist mit 20 Rektoren-Jahren auf dem Buckel ein alter Fahrensmann. Da kann man sich auch mal leisten, auf den Tisch zu hauen. Wie im Dezember, als er aus Ärger über bürokratische Hemmnisse kurzerhand das warme Mittagessen für die Grundschüler strich. Die einzige Chance auf eine warme Mahlzeit

Verständlich angesichts der Vorgeschichte. In Ehrang ist der Bedarf für ein Schüler-Mittagessen besonders groß. "Für manche Kinder ist es die einzige Chance auf eine warme Mahlzeit", sagt Schäfer. So machte sich die Schule selbst auf die Suche, tat zehn Sponsoren auf und ließ zum Sozialtarif Essen für 30 Kinder liefern, gekoppelt mit einem freiwilligen Betreuungsangebot bis 15 Uhr.Damit verbunden war die Hoffnung, die provisorische Selbsthilfe durch die Anerkennung als "Ganztagsschule in Angebotsform" in eine Dauer-Lösung zu überführen. Doch damit war Essig, als Prüfungen ergaben, dass aufgrund lebensmittelrechtlicher Vorschriften für die Ausgabe von Mahlzeiten eine komplett neue Küche für 136 000 Euro angeschafft werden müsste. Die Stadt kegelte kurzerhand den Ganztagsschul-Antrag von der Agenda, der Rektor stand mit seiner Initiative alleine da.Frustration bei vielen Eltern

Inzwischen zeichnet sich für die Schüler doch noch eine Lösung ab, in Kooperation mit dem Krankenhaus. "Hier in Ehrang lässt man seine Schule nicht allein", sagt Schäfer anerkennend. Aber der Frust über die mangelnde Unterstützung aus dem Rathaus ist bei vielen Eltern geblieben. Dabei ist die Schule für etliche Kinder mehr als eine Lernstätte. "Viele sind mehr hier als zu Hause", stellt Schäfer fest, "wir müssen die nachmittags fast rauswerfen". In seiner Schule gebe es eben "nicht nur Kinder aus der ausgewählten High Society". Die Ehranger Mischung aus gutbürgerlichem Ambiente und sozialem Brennpunkt trifft man auch in der Schule. "Sie lernen viel voneinander", beobachtet der Direktor schmunzelnd, "wenn auch nicht immer ausschließlich das Gute".Die soziale Funktion der Grundschule St. Peter lässt sich auch an anderen Faktoren ablesen. Der von Reinhold Neisius geleitete hauseigene Kinderchor ist in der ganzen Region bekannt, sogar ein kleines eigenes Orchester gibt es hier. "Wir sind unsere eigene Musikschule", lautet Schäfers Devise, und die Kooperation mit Sportvereinen und kirchlichen Institutionen ist nicht minder intensiv. Zum Profil gehört auch das Öko-Engagement im "Netzwerk gesunde Schulen".Schulgebäude in gutem Zustand

 Funktionierende Mischung aus gutbürgerlichem Ambiente und sozialem Brennpunkt: die Grundschule St. Peter in Ehrang. TV-Foto: Dieter Lintz

Funktionierende Mischung aus gutbürgerlichem Ambiente und sozialem Brennpunkt: die Grundschule St. Peter in Ehrang. TV-Foto: Dieter Lintz

Vielleicht ist der Schulhof deshalb so blitzsauber. Das 1995 total sanierte Gebäude ist in gutem Zustand, mit den aktuellen neun Klassen (es gibt diesmal drei erste Schuljahre) aber durchaus ausgelastet. Ein gravierendes Manko ist die Computer-Ausstattung. Nur ein netzwerk fähiger PC, ansonsten "eher Sperrmüll", den man "geschenkt kriegt, damit ihn keiner mehr entsorgen muss", wie der Rektor deutlich formuliert. Bei 3,50 Euro Budget für Software pro Schüler und Schuljahr wird das wohl auch nicht besser.Schade eigentlich, denn so können die Schüler nicht einmal die schuleigene Homepage " www.grundschule-st-peter.de"; besuchen, die der Schulleiter dank familiärer Hilfe eingerichtet hat. Nur aufgrund Eigeninitiative und Bürgerengagament kann die Schule auch einen "Crash-Kurs" für Kinder finanzieren, denen elementarste Deutsch-Kenntnisse fehlen. Zurzeit nehmen sieben Kinder dieses Angebot wahr. Finanziert wird die segensreiche Maßnahme aus einer Quelle, die man kaum erraten würde - dem Waffelverkauf.Morgen in unserer Serie: Die Grundschule Irsch.

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