Nicht rauchender Tabak-Spezialist

TRIER/SIRZENICH. (rm.) Seinen 100. Geburtstag feiert heute, Donnerstag, Heinrich Moelter. Der Jubilar stammt aus der Trierer Saarstraße und lebt seit 1991 im Haushalt seiner Tochter in Trierweiler-Sirzenich.

Wenn Heinrich Moelter erzählt, dann ist das wie spannender Geschichtsunterricht. Die Erinnerungen des geistig rüstigen 100-Jährigen reichen zurück bis in die Kaiserzeit. Als Deutschlands letzter Monarch Wilhelm II. am 14. Oktober 1913 die nach ihm benannte Moselbrücke persönlich einweihte, war Moelter zehn Jahre alt und frisch gebackener Schüler am Kaiser-Wilhelm-Gymnasium (heute Max-Planck-Gymnasium). "Ich stand zwei Meter neben dem Kaiser", wie er stolz berichtet. Sein Berufsleben widmete er dem Tabak und der Zigarettenherstellung. Von 1919 bis zur Pensionierung 1964 arbeitete er in der Zigarettenfabrik Haus Neuerburg. Schon mit 25 Jahren war er Privatsekretär von Firmenchef Hubert Neuerburg und zuletzt für die gesamte Zigarettenproduktion verantwortlich. Die Trier-Süder Zigarettenfabrik war im Zweiten Weltkrieg ein so genannter "kriegswichtiger Betrieb". Leitende Mitarbeiter blieben vom Kriegsdienst verschont. 1944 wurden bei Neuerburg die Produktion eingestellt und die Tabakbestände in die Volksschule Zell gebracht. Nach Kriegsende lief die Zigarettenproduktion schnell wieder an, und Moelter war fast von Neubeginn an bis zu seinem Berufsende mit von der Partie. Der Weg zur Arbeit war nicht weit: Moelter wohnte in seinem Elternhaus in der Saarstraße 110. Erstaunlich: Der Blaudunst-Spezialist blieb sein ganzes Leben lang Nichtraucher, seine "Personal-Zigaretten" pflegte er stets an entferntere Verwandte weiterzugeben, weil auch in der Familie niemand Interesse an Glimmstängeln hatte. Ob es deshalb sein gesegnetes Alter erreichte, darüber wird nicht nur bei Geburtstagsfeiern kräftig spekuliert. Seinen 100. feiert Heinrich Moelter (verwitwet seit 1969) heute gemeinsam mit Tochter Anneliese und Sohn sowie Enkeln und Urenkeln samt Anhang in Sirzenich (der zweite Sohn Werner gratuliert aus Manila). Und garantiert hat das Geburtstagskind wieder viel zu erzählen.

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