Nilpferde, Sterne und viel mehr

TRIER. Die Villa Kunterbunt ist für die Behandlung und Nachsorge kranker Kinder bekannt. Dass dort auch Vorlesenachmittage stattfinden, ist neu. Sie sind Teil der Aktion "Leselust - Vorlesen für Kinder".

Es ist ganz ruhig geworden, nachdem sich jeder kurz vorgestellt hat. Zeit zum Zuhören. Bald zeichnen sich aufmerksame Blicke auf den Gesichtern der Zwei- bis Siebenjährigen ab, während sich die erste der gelesenen Geschichten langsam entfaltet.Sie handelt vom kleinen Stern, der sich zu weit aus dem Fenster lehnt und vom Himmel fällt, mitten in Janas Zimmer hinein. Gerne würde sie ihn behalten, aber er muss schnellstens wieder zurück. Noch vor Tagesanbruch, sonst wird er blind. Nur wie? Diese Frage richtet die Vorleserin Ulrike Annecke an ihre kleinen Zuhörer, die keineswegs um Antworten verlegen sind. "Aus dem Fenster schmeißen", ist ein Vorschlag. "Mit einer Rakete", ein anderer. Und so ereignet es sich dann auch tatsächlich. Ein Kosmonaut bringt den kleinen Stern wieder zurück an den Himmel.Das Ende der Geschichte ist gut. Es ist aber erst der Anfang des dritten Nachmittags der Aktion "Leselust-Vorlesen für Kinder". Nach einem kleinen malerischen Intermezzo, das den Kindern die Gelegenheit bietet, ihren eigenen kleinen Stern bunt zu gestalten, geht es mit neuer Aufmerksamkeit in die nächste Runde. Die beiden Leserinnen Ulrike Annecke und Anja Weichert setzen das Gedicht "Die Feder" von Joachim Ringelnatz mit Hilfe ihrer beiden "Trierer"-Stofftiere "Den-Tiescher" und "Dat-Hippo" in Szene und lesen schließlich die lehrreiche Geschichte "Knuddel Kullerbauch will zum Zirkus".Das Nilpferd "Knuddel" möchte sich stets Fähigkeiten aneignen, die nicht zu seiner Statur und zu seinem Wesen passen, nur um in den Zirkus zu kommen. Seine Mutter verhilft ihm zu der Einsicht, dass er nicht springen muss wie eine Gemse oder trompeten wie ein Elefant. Er ist ein Nilpferd und gehört ins Wasser. So wie er ist. Nachdem "Knuddel" das begriffen hat, kann er auch wieder zufrieden sein.Mit der Geschichte endet die Vorlesestunde für die Jüngsten. Die Sieben- bis Zehnjährigen sollen im Anschluss noch zu ihrem Recht kommen. Aber auch in den nächsten Wochen werden im Wechsel um die 30 Leser für vorleseträchtige Nachmittage sorgen.Mit Hilfe von Ehrenamtlichen

Die Idee zu dieser Aktion kam dem Initiator Günter Grünewald eher zufällig bei der Lektüre eines Zeitungsartikels über ein ähnliches Vorlese-Angebot und dessen positiven Wirkungen. "Tests nach einem Jahr ergaben, dass sich die Schüler um ein bis zwei Noten verbesserten", sagt Grünewald.Unterstützer für sein Vorhaben fand er unter anderem in der Ehrenamtsagentur Trier und der Stadtbibliothek Trier, deren Kinderbücher-Angebot den Lesern zur Verfügung steht. Die Villa Kunterbunt bietet Räumlichkeiten, und die Stiftung Lesen in Mainz unterstützt das Projekt mit Tipps rund ums altersgemäße Vorlesen. Information und Anmeldung bei Günter Grünewald, Telefon 0651/74045, oder der Villa Kunterbunt, Telefon 0651/9473040.

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