Nostalgie versus Zukunft

Zum Auftakt der Europäischen Woche der Mobilität vom 16. bis 22. September hat der Verkehrsclub Deutschland (VCD) erneut eine Rundfahrt vom Trierer Hauptbahnhof über die Weststrecke angeboten. Rund 400 Fahrgäste nahmen das Angebot wahr.

 Bahn frei für die Probefahrt: Michael Jungk (rechts) gibt das Startsignal für den Schienenbus, der vom Hauptbahnhof über Konz-Karthaus und die Weststrecke fährt. Karl-Georg Schroll und Raimund Scholzen (von links) vom VCD verabschieden die Fahrgäste am Hauptbahnhof. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Bahn frei für die Probefahrt: Michael Jungk (rechts) gibt das Startsignal für den Schienenbus, der vom Hauptbahnhof über Konz-Karthaus und die Weststrecke fährt. Karl-Georg Schroll und Raimund Scholzen (von links) vom VCD verabschieden die Fahrgäste am Hauptbahnhof. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier. (mehi) "Als ich noch in Zewen gewohnt habe, war die Weststrecke die einzige Verbindung nach Trier-West, Konz und Trier", erzählt Liselotte Backes (84), bevor sie am Hauptbahnhof in den roten Schienenbus einsteigt. "Das gönne ich mir jetzt, wieder auf der alten Strecke zu fahren." Wie sie machen das rund 400 Fahrgäste. Karl-Josef Bach (53), der in Pallien aufgewachsen ist, schwelgt in Kindheitserinnerungen: "Ich bin an der Bahn groß geworden." Die Vision des VCD, die Weststrecke für den Personenverkehr zu öffnen, findet er "interessant". Die Frage sei, ob sich das lohne.

"Das lohnt sich schon. Ich sehe Potenziale im innerstädtischen Verkehr", sagt Christian Weber, Vorsitzender des VCD-Kreisverbands Trier-Saarburg, "insbesondere zwischen den Wohngebieten und der Stadt. "Auch im Verkehr nach Luxemburg gibt es eine Nachfrage, die man abschöpfen kann." Dazu müssten Übergangspunkte zum Stadtbus geschaffen werden. 202 Unterschriften hat der VCD an diesem Tag für seine Forderung nach mehr Haltepunkten in Trier und die Reaktivierung der Weststrecke gesammelt. Hinter der Moselbrücke bei Konz biegt der Schienenbus rechts ab, fährt durch Zewen, das Industriegebiet Euren, Trier-West, Pallien, Biewer bis Ehrang, macht da "Kopf", und fährt zurück zum Hauptbahnhof. Ein Stunde dauert die Fahrt, die ungewohnte Ausblicke gibt - auf das Ausbesserungswerk Trier-West, die Mosel und Zurlauben.

Weitere Haltestellen sind vorgesehen



Allerdings - einen Stopp gibt es nicht zwischen Konz-Karthaus und dem Ehranger Bahnhof. "Es ist unser Ziel, im kommenden Jahr einen Halt in Zewen, Euren und Trier-West anzubieten", sagt Raimund Scholzen vom VCD, "um so den Bürgern die Vorteile der Reaktivierung zu demonstrieren." Dazu erwägt er, zukünftig moderne Stadtbahnen einzusetzen.

Walter Bauer aus Trier fährt lieber mit dem alten Schienenbus. "Ich bin Eisenbahnfan", sagt der 70-Jährige. Auch Patrick Steinbach freut sich auf das Angebot: "Es macht Spaß, in einem alten Zug zu fahren", sagt der zehnjährige Trierer. Eisenbahnliebhaber ist auch Lokführer Maik Niekisch. Der 23-Jährige hat sein Hobby zum Beruf gemacht und fährt in seiner Freizeit "historische Sachen". Diesmal ist es ein Schienenbus der Pfalzbahn in Dreier-Traktion mit 130 Plätzen, der viermal auf Rundfahrt geht. "Wir sind heute aus Gießen gekommen", sagt Techniker Michael Jungk (59), greift zur Pfeife, steigt ein, und los geht die Fahrt über eine Strecke, auf der sonst seit 26 Jahren kein Personenzug mehr fährt.

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