Nur keine unbegründete Euphorie

Kabarett von literarischer Klasse präsentierte Fritz Eckenga mit seinem Soloprogramm im Rahmen der "Spaß.Gesellschafts.Abende" in der Tufa Trier.

 Fritz Eckenga in der Tufa Trier. TV-Foto: Anke Emmerling

Fritz Eckenga in der Tufa Trier. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. (ae) Trier. "Im Dienste der Schönheit" begeisterte mit Streifzügen durch Alltagsabsurditäten, aufbereitet mit hintergründigem westfälischem Humor und verpackt in pointierte Lyrik, Prosa und Parodie."Muttersprache Deutsch, wir können Dich nicht sprechen. Aber ohne Dich hätten wir das nicht sagen können". Das sagt einer, der selbst personifizierte Sprachgewalt als Dichter, Wortspieler und begnadeter Erzähler ist: Fritz Eckenga, Kabarettist aus Dortmund, bekannt als "Fußballfachsimpler" auf WDR, NDR und SWR, Kolumnist der taz und Frankfurter Rundschau. Und er gibt damit die Humorausrichtung seines Soloprogramms vor: knochentrocken, hintergründig, sarkastisch. Er kann nicht anders, denn als Westfale und damit Gottes langsamste Schöpfung hat er unbegründete Euphorie nicht auf seiner DNS. Dafür aber eine messerscharfe Beobachtungsgabe, die für Realsatire: "Die Breite an der Spitze ist dichter geworden" (Zitat Berti Vogts) genauso offen ist wie für die kleinen und großen Absurditäten des Alltags. Zum Beispiel, dass Liebe oft damit verbunden ist, dass hinterher Kinder anfallen, oder der persönliche Pulsfrequenzsenkungsrekord von Eigensportler Peter G. keine Erwähnung im Sportteil der Zeitung findet. Seine Wahrnehmungen präsentiert Eckenga aus ungewöhnlichen Blickwinkeln, wie dem der aus Polen emigrierten Tiefkühlpute Ute, die sich danach sehnt, "dass endlich Umluft sie umschließe". Knüller dabei ist die Reimform, die Groteskes zu poetisch-ästhetischem Genuss wandelt. "Als hätte Glück sich übergeben, wer so beschenkt ist..." klingen die Worte zum Foto eines Schalke-Fans, der nach reichlich Alkohol im eigenen Erbrochenen schläft. Und weil somit klar ist, dass Fußball das Leben einfach schöner macht, legt Eckenga mit einer urkomischen Assauer-Parodie nach. Mit Sakko, Zigarre und bestem Ruhrpottdeutsch verrät er des Fußballmanagers Rezept zur Integration von Sportlern aus der Dritten Welt: "Sieh zu wie de klakomms, biis getz einer von uns". Ähnlich lachkrampffördernd streift das spritzige Programm auch den deutschen Heimwerkercharakter, Klimawandel oder das Thema Doping.

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