Ohne Worte: Helmut spielt Karl

Pünktlich zum 125. Todestag von Karl Marx ist ein neuer Dokumentarfilm über den vor vier Jahren zum "größten" Trierer gekrönten Philosophen erschienen. In die Rolle von Karl Marx ist Helmut Leiendecker geschlüpft. Der Trierische Volksfreund hat sich den Film vorab angeschaut. Er bietet eine unverkrampfte Sichtweise auf den Menschen Karl Marx.

Trier. Zu Wort kommt der Mundart-Profi Leiendecker in dem Film "Karl Marx - ein Philosoph macht Geschichte" leider nicht. Schließlich ist der Film ein Dokumentarfilm mit szenischen Einblendungen. Dafür verleiht "Helm" mit seinem Äußeren Karl Marx ein authentisches Gesicht mit Rauschebart, für das der Chefmaskenbildner des Stadttheaters, Rüdiger Erbel, während der Dreharbeiten ganze Arbeit leistete. Dabei wirkt Leiendecker in den Szenen so echt, dass während der Dreharbeiten in der Stadt chinesische Besuchergruppen den vermeintlichen Marx bestürmten und ihm stolz die Hände schüttelten, berichtet der Trierer Gernot Jaeger, der zusammen mit seinem Bruder Carsten den Film produziert hat. Der Dokumentarfilm, dessen Dreharbeiten in Trier, Berlin und London fast 30 Tage dauerten, ist alles andere als trocken. Er zeigt den Menschen Karl Marx, wie er lebte und sich entwickelte. "Wir sind sehr neutral an das Thema herangegangen. Und wir haben versucht, ihn vom Podest herunterzuholen, ihn greifbar und verständlich zu machen", sagen die Produzenten. Daher greift der Film auch Widersprüchliches aus Marx' Vita auf: Der Vater des Kommunismus, der vermeiden will, dass seine Töchter in das Proletariat absteigen und eine bürgerliche Fassade trotz häufiger Armut soweit wie möglich aufrecht erhalten will: Zwar mit Schulden beim Bäcker, dafür mit einem Privatsekretär. Viele Interviewpartner aus Politik oder Forschung geben ihre persönliche Sichtweise über den Vater des Kommunismus ab. Darunter beispielsweise Ministerpräsident Kurt Beck (SPD), der unumwunden zugibt, dass er mit Marx' Philosophie "nie so viel anfangen" konnte. Oder Professor Beatrix Bouvier, Leiterin des Museums "Karl-Marx-Haus", die die wissenschaftliche Beratung übernommen hat und Marx als Charismatiker schon in jungen Jahren beschreibt. Manche Lebensstationen von Marx fehlen in dem einstündigen Film. Etwa Marx' Studium in Bonn. Oder sein Aufenthalt in Belgien. "Wir haben versucht, den Film insgesamt nicht zu lang werden zu lassen und uns Stationen herausgegriffen, die ganz prägend für seine Politisierung waren", sagt Radio- und Fernsehjournalist Gernot Jaeger. Wer Leiendecker, der "sofort Feuer und Flamme" für die Darstellung von Marx gewesen sei, in der Rolle des älteren Marx sehen möchte, hat am 13. März dazu Gelegenheit. Am 10. März kommt der Film offiziell in den Buchhandel, erhältlich ist er im Internet bei www.amazon.de, 15,90 Euro.Aus Anlass des 125. Todestages von Karl Marx am 14. März veranstaltet die Stadt am Donnerstag, 13. März, um 19.30 Uhr im Angela-Merici-Gymnasium eine Film-Soiree mit Podiumsdiskussion. Nach der Erstaufführung soll in einer Gesprächsrunde unter der Frage "Kapital für Trier?" die heutige Bedeutung des Philosophen für seine Geburtsstadt erörtert werden. Teilnehmer sind neben den Filmemachern unter anderem Oberbürgermeister Klaus Jensen und die Leiterin des Karl Marx-Hauses, Professor Beatrix Bouvier. Der Eintritt zur Film-Soiree ist frei.

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