Optimistisch, aber noch ein wenig ratlos

"Ich habe lange genug Kommunalpolitik gemacht", sagt Friedel Jaeger. Der Chef der SPD-Ratsfraktion will 2009 aufhören. "Auf einem Parteitag Anfang Dezember werden die Listen verabschiedet", sagt Malu Dreyer, Vorsitzende der Trierer SPD. "Dann wird auch bestimmt, wer sie anführt."

Trier. Offenbar werden die Sozialdemokraten ihren Wählern - den tatsächlichen ebenso wie den potenziellen - noch viel Geduld abverlangen. Friedel Jaeger weiß, dass er nach der Kommunalwahl 2009 keine Politik mehr machen will. Wer ihn beerben soll, weiß er noch nicht. "Das sind Fragen, die wir jetzt noch nicht beantworten können", sagt er im TV-Gespräch.

Völliger Rückzug aus der Politik

Es gibt plausible Gründe, ihm zu glauben. Die Diskussions-Struktur innerhalb der Fraktion lässt seit Jahren keinen Zweifel daran, dass Jaeger der Chef ist. Sie lässt dabei jedoch absolut keine Rückschlüsse zu, wer nach ihm kommen kann und will. 2004 war die Rede davon, Peter Spang zum neuen Chef aufzubauen.

Die Auftritte der Fraktion, die der Öffentlichkeit zugänglich sind, deuten bisher nicht darauf hin, dass dieser Aufbau kurz vor seinem Abschluss steht.

"Ich habe mich entschlossen, komplett auszusteigen, weil es meinen Nachfolger in eine schwierige Situation bringen könnte, wenn ich nur den Vorsitz abgeben und in der Fraktion bleiben würde", sagt Jaeger. Ein leiser, winziger Zweifel bleibt trotzdem. Wird Jaeger wirklich gehen? Auch Manfred Maximini (UBM) hat seinen Rücktritt für 2009 angekündigt - und auch bei den Freien Wählern gibt es diesen leisen Zweifel, ob er es wirklich tut.

Doch diese Fragen sind momentan ohnehin sekundärer Natur. Denn es wird noch in Friedel Jaegers Amtszeit fallen, seine Fraktion auf die Kommunalwahl 2009 vorzubereiten und die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die SPD den beim Wahl-Debakel 2004 verlorenen Boden in Trier wieder zurückgewinnt.

Bescheidene Wahlbeteiligung

"Wir stehen heute geschlossener da als damals", sagt der Leiter der Polizeiinspektion Bitburg. Eine Aussage, aus der auch Optimisten keine erfolg- versprechende Taktik oder Marschrichtung herauslesen können.

Doch die SPD müsse sich nicht neu erfinden, gibt Jaeger zu verstehen. "Die sehr bescheidene Wahlbeteiligung 2004 ist ein wesentlicher Faktor gewesen. Das soll und wird 2009 anders werden." Die SPD-Wähler seien noch da. "Wir müssen sie nur motivieren, an die Urne zu treten."

Neu aufgestellt, häufig präsent

Die Linke sei dabei übrigens kein allzu großes Problem, denn "sie findet in Trier nicht statt". Das sehen Katrin Werner und ihr Team ganz anders, auch sie wollen 2009 angreifen.

Wie will die Trierer SPD Wähler gewinnen und motivieren? Malu Dreyer nimmt Stellung. "Die Partei hat sich in den letzten Jahren neu aufgestellt. Die SPD ist häufig präsent, nicht nur in Zeiten von Wahlen."

In Fragen, die für die Stadt von grundsätzlicher Bedeutung sind, habe sich zwischen Partei und Fraktion eine konstruktive Diskussions- und Entscheidungskultur entwickelt, "was zur Profilierung der SPD in Themen beiträgt". Die SPD werde vor allem über Themen, die aus ihrer Sicht von besonderer Bedeutung sind, sowie über engagierte Kandidatinnen und Kandidaten dafür werben, dass die Menschen zur Wahl gehen, betont Malu Dreyer.

Der jüngste SPD-Erfolg - die Wahl der Sozialdemokratin Jutta Föhr zur neuen Ortsvorsteherin von Trier-Süd - sei ein Beispiel für "sachbezogene Arbeit, innerhalb derer wir Themen, die wir für wichtig erachten, auch und gerade weiter vor Ort engagiert verfolgen", und belege "unser gutes Personalangebot." Ein Parteitag "Ende November oder Anfang Dezember" solle alle noch offenen Personalfragen klären, sagt Malu Dreyer - sowohl die neue Zusammensetzung der Fraktion als auch die Neubesetzung der Führungsrolle.

Meinung

Wiederaufstieg in die erste Liga

Politik ist manchmal ein wirklich unfaires Geschäft. Der direkte Konkurrent CDU macht gerade vor, wie man sich auch ohne eigene originelle Ideen ins Gespräch bringt. Ganz Trier diskutiert über einen neuen Namen für das Hindenburg-Gymnasium. Wer seine Mannschaft wieder an die Spitze bringen will, muss solchen Tricks und Kniffen effektiv begegnen können. Friedel Jaeger will die Fraktionsführung abgeben - eine Entscheidung, die man respektieren muss. Es ist tatsächlich Zeit für einen Wechsel in der SPD. Der Wiederaufstieg in die erste Liga ist allerdings mit einem Fraktions-Chef verbunden, der keine Notlösung darstellt, sondern mit Überzeugungskraft und politischer Kompetenz am Ball bleibt. Man wird sehen, ob die SPD einen solchen findet. j.pistorius@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort