Passagiere nach Notlandung gefangen im Südseetrauma

Trier · Eine Notlandung hat sie auf eine Südseeinsel katapultiert: neun Mitarbeiter eines international tätigen Konzerns. Ehrgeizige, Verspottete, Machthungrige, Unauffällige. Was geschieht, wenn alle Regeln ihre Gültigkeit verlieren? Das führte das Katz-Theater 140 Zuschauern mit "Die Herren der Fliege" in der Tufa vor Augen.

 Spielleiter Gerd Freyberg stellt die Akteure von „Die Herren der Fliege“ vor und läutet die Geschichte ein. TV-Foto: Katja Bernardy

Spielleiter Gerd Freyberg stellt die Akteure von „Die Herren der Fliege“ vor und läutet die Geschichte ein. TV-Foto: Katja Bernardy

Foto: Katja Bernardy (kat) ("TV-Upload Bernardy"

Trier. Schwatzend, mit dem Handy am Ohr, drehen Mitarbeiter eines international arbeitenden Konzerns auf der Bühne ihre Kreise. Die Welt der Herren mit Fliege und der Damen überwiegend in Businesskleidung ist geschäftig und scheint in Ordnung.
Szenenwechsel im großen Saal der Tufa: Der Flug zu einem Teambildungswochenende endet mit einer Notlandung auf einer Südseeinsel. Mit fortschreitender Zeit und jedem neuen Fleck auf Strumpfhosen, Anzügen und im Gesicht tritt das wahre Naturell der neun Mitarbeiter mehr und mehr zutage. Die Gruppe der Überlebenden spaltet sich in zwei Lager. Das Südsee-Paradies wird zu einem Ort des Grauens, aus einem Gerangel um Macht und einem Zerfall von Regeln bricht sich barbarische Gewalt Bahn - bis zum ersten Mord.
Regisseurin Joya Ghosh hat William Goldings Roman "Herr der Fliegen" von 1954 neu interpretiert, die Robinsonade in die Erwachsenenwelt von 2010 verfrachtet. Zur Erinnerung: In "Herr der Fliegen" sollte ein Flugzeug neun Schuljungen vor einem Atomkrieg in Sicherheit bringen. Das Flugzeug muss auf einer Pazifikinsel notlanden. Nach und nach bringen sich die Jungen um.
Das Katz-Theater verlegte die Geschichte in die Gegenwart, doch der rote Faden ist gleich gesponnen: Was entwickelt sich in sozialen Gruppen? Entwickelt sich das Böse aus den Menschen selbst, wenn Gesetze keine Gültigkeit mehr haben? Warum entwickelt jemand eine mörderische Gewaltbereitschaft und ein anderer nicht? Das Katz-Theater spielt mit großem Engagement und viel Symbolik - und gibt den Menschen im Handyzeitalter Denkanstöße. Reichlich Applaus belohnte mehr als zwei Stunden aktionsreiches Theater.
Mitwirkende auf der Bühne: Thora Kleinert, Michael Roller, Sara Schilasky, Stephan Moll, Julia Genter, Ulli Schena-Heinrich, Tanja Wolf, Astrid Casel, He-Jo Kessler. Weitere Mitwirkende: Spielleiter Gerd Freyberg, Bühnenbildner: Senta Ghosh, Hannah Völker, Daria Kramskaja, Technik & Sound: Benedikt Schekatz; Adaption & Regie: Joya Ghosh.
Weitere Termine: Mittwoch, 2. November, 19.30 Uhr; Sonntag, 6. November, 18 Uhr; Freitag, 18. November, 19.30 Uhr. Karten unter der TV-Ticket-Hotline 0651/7199-990, <%LINK auto="true" href="http://www.ticket.volksfreund.de" text="www.ticket.volksfreund.de" class="more"%> und im TV-Service-Center (Neustraße 91 in Trier). Die Einnahmen vom 6. November spendet das Katz-Theater dem Verein Trierer Nothilfe.

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