Rüdiger Nehberg erzählt aus seinem Leben

"Wie ich vom Abenteuer zum Abenteuer mit Sinn kam", hat Weltenbummler Rüdiger Nehberg seinen Dia-Vortrag vor 400 Zuhörern in der Europahalle Trier angekündigt. Und so lag der Schwerpunkt auf dem Kampf für das Leben der Yanomami-Indianer in Brasilien und gegen weibliche Genitalverstümmelung in Afrika.

 Mit seinem Dia-Vortrag in der Europahalle kämpft Rüdiger Nehberg gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Mit seinem Dia-Vortrag in der Europahalle kämpft Rüdiger Nehberg gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier. (mehi) Er hat Ozeane überquert, Urwälder durchstreift und Wüsten bereist. Rüdiger Nehberg muss sich nichts mehr beweisen. Doch der agile 74-Jährige setzt sich immer wieder über alle Widrigkeiten hinweg, inzwischen weniger über natürliche Hindernisse als über rechtliche und Tabus. Nichts hinzunehmen, wie es ist, keine unwirtlichen Landschaften, aber auch keine unmenschlichen Gesetze, und immer wieder die eigenen Grenzen und Möglichkeiten ausloten, das ist die Botschaft, die er den 400 Zuhörern seiner Dia-Reportage "Querschnitt durch ein aufregendes Leben" in der Trierer Europahalle mitgibt.

Die beginnt in der Jugend, dem Bäckerberuf, in dem der Hamburger keine Erfüllung gefunden habe. Das Foto hinter ihm zeigt einen unglücklichen Nehberg, dem Teig von den Händen tropft. Also sei er auf Reisen gegangen. Die hätten sich an Straßen orientiert, bis er in den 60er Jahren Survival, das "Naturerlebnis ohne Hilfsmittel", entdeckt habe. Nehberg strotzt vor Witz und spart nicht an Selbstironie, wenn er erzählt, wie man Wildschweine im Schlamm fängt und Feuer mit einem Stab macht. Amüsante Episoden von seiner 1000-Kilometer-Hunger-Tour durch Deutschland und seinem Abstecher zu den Kampfschwimmern folgen. Doch das ist nur Vorspiel zu dem, was ihn wirklich bewegt. Vorbereitung, um tagelang ohne Nahrung auf sich allein gestellt zu sein und um die Angst vor dem Wasser zu besiegen.

So gewappnet habe er sich aufgemacht zu den Yanomami-Indianern in Brasilien, sagt Nehberg. Was ihn dort reizte? Gold. Nicht um sich zu bereichern, sondern um die Goldgräber, die Urwald und Ureinwohner bedrohen, zu verjagen. Ernst wird der Mann auf der Bühne, wenn er erzählt, wie diese Männer die Wälder roden, riesige Landepisten bauen, die Indianer als Untermenschen bezeichnen.

Fast 70-jährig hat sich Nehberg auf ein neues Abenteuer eingelassen, das ihn sichtlich berührt: die "Karawane der Hoffnung" gegen weibliche Genitalverstümmelung in Afrika. Drastisch und ungeschminkt berichtet er von dem Gräuel von unhygienischen Zuständen. Dabei sind Arme und Beine in steter Bewegung, so sehr wühlt ihn das Thema auf. Die Bilder auf der Großleinwand sind für die Zuschauer zumutbar. Die anderen liegen auf der Bühne und werden nach dem Vortrag vielfach angesehen. Bilder mit grausamen Details sind es, Bilder voller Blut, die dem Betrachter förmlich entgegenschreien.

Extra Rüdiger Nehberg gründete 2000 die Menschenrechtsorganisation Target, die gegen die weibliche Genitalverstümmelung in Afrika kämpft. Täglich werden 8000 Mädchen beschnitten, ein Drittel stirbt dabei, so die Schätzungen der Uno. 90 Prozent der Opfer sind Muslime, deren Beschneidung mit den heiligen Schriften begründet wird. Deshalb organisierte der Verein 2006 eine Konferenz islamischer Rechtsgelehrter unter der Schirmherrschaft des ägyptischen Großmuftis Ali Gum'a an der Al-Azhar-Universität in Kairo. Sie erklärten per Beschluss die alte Tradition zu Sünde und stellten sie unter Strafe. (mehi)

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