Rempeleien und Sitzübungen

EHRANG. Die Notwendigkeit von Bewegung und Sport wird allseits von Politikern und Fachleuten propagiert. In der Grundschule Quint laufen die Wünsche von Eltern und Kindern nach sportlicher Förderung ins Leere - es gibt keine Turnhalle.

Die "Turnhalle" der Quinter Grundschule ist ein Kellerraum, rund 60 Quadratmeter groß. Wenn sich eine 25-köpfige Klasse darin aufhält, bleibt für jeden gerade Platz, im Stillstand seine Arme auszubreiten. Immer wieder war der Neubau einer Turnhalle in dem Fünfjahresplan des Mittelfristigen Investitionsplans (MIP) vorgesehen - nun ist er "auf spätere Jahre" verschoben. Das bedeutet, dass in der Quinter Grundschule, mittlerweile in der zweiten Generation, auch in Zukunft nur eingeschränkt geturnt werden kann. "Die Lage ist katastrophal", meint Elternsprecher Albert Chorus, "in dem Mini-Räumchen können Kinder nichts machen." Er hält den Neubau einer Turnhalle für dringend erforderlich. Davon profitierten außer der Schule auch zwei anliegende Kindergärten und die Fortbildungseinrichtung Remise. Ball- und Fangspiele sind nicht möglich - die Decke hängt zu niedrig. Es gibt keine Taue, und es sind keine Hänge- und Schaukelübungen möglich, mit denen Kinder ihr eigenes Gewicht erfahren und die Motorik trainieren. Geräteturnen an Kasten oder Barren - Fehlanzeige. Von Sprung- und Wurfübungen können die Kinder nur träumen. Ebenso davon, durch eine Halle zu toben. "Wir können hier überhaupt nicht richtig laufen", monieren die Zweitklässler Nils, Hendrik und Manuel. Als Notlösung finden viele Übungen im Sitzen oder Stehen statt. Wenn ein bisschen Bewegung in die Klasse kommt, passieren immer wieder Rempeleien, hat Manuel beobachtet. Auch Erlebnispädagogik mit dem Aufbau von Gerätelandschaften ist nicht machbar. Daher lernen die Kinder auch nicht, sich zu organisieren. Platz ist in der Grundschule, die im Juni vor 40 Jahren eingeweiht wurde, sowieso rar. Es gibt keine Aula oder Nebenräume, so dass Mädchen und Jungen sich gemeinsam vor dem Gymnastikraum auf dem Gang umziehen. Da fallen dann schon mal Bemerkungen, die für die Älteren mitunter peinlich sind. Jahrelang war der Quinter Kirmisplatz als Standort vorgesehen, ein Gelände, das im Eigentum der Gbt steht. Vor drei Jahren kam das stadteigene Grundstück hinter der Schule als Standort ins Spiel. Dort wurde im letzten Sommer ein Bolzplatz eingerichtet. Doch für die Minis hängen die Basketballkörbe zu hoch, und Fußballspielen ist bei Nässe nicht möglich. Nun setzt Chorus seine Hoffnungen in das Bürgergutachten, das am 18. Januar vorgestellt wird, und den Bürgerverein, der gegründet werden soll. Notfalls könne man über eine Bürgerinitiative nachdenken. "Es müsste sich jeder Ehranger und Quinter angesprochen fühlen, auch die älteren", hofft er.

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