Rettungspaket für "Brot und Spiele"

Mit nur knapper Mehrheit hat der Trierer Stadtrat am Dienstagabend der "Medienfabrik" 29 532 Euro gewährt. Die Agentur organisiert im Auftrag von Stadt und Land das Römerspektakel "Brot und Spiele" und hatte dabei auch 2008 ein Defizit erwirtschaftet. Wäre die Stadt nicht erneut eingesprungen, würden "Brot und Spiele" 2009 wohl nicht stattfinden.

Trier. Gut 59 000 Euro mehr ausgegeben als eingenommen hat die "Medienfabrik" beim Römerspektakel "Brot und Spiele" 2008. Ursprünglich hatte die Agentur die Stadt um vollen Ausgleich gebeten. Nach Verhandlungen im Stadtvorstand einigte man sich allerdings darauf, beim Stadtrat die Hälfte, also 29 523 Euro, zusätzlich zum jährlichen Zuschuss von 50 000 Euro zu beantragen. Die andere Hälfte sollte zulasten der Medienfabrik gehen.

Zustande gekommen ist das Minus laut Medienfabrik-Chef Ronald Frank vorrangig durch die gleichzeitig mit "Brot und Spiele" stattfindende Deutschland-Rallye. Weil die Hotels mit Rallye-Gästen ausgebucht gewesen seien, hätte man auf rund 3200 überregionale Brot-und-Spiele-Zuschauer und damit auf etwa 49 000 Euro Eintritt verzichten müssen. Außerdem seien die Ausgaben gestiegen. So habe man nicht mehr die städtische Egbert-Schule nutzen dürfen als Umkleide-Stätte für die Schauspieler und für die Requisite. "Stattdessen mussten wir ein Zelt anmieten, was alleine rund 3000 Euro gekostet hat." Übergriffe von Randalierern auf die Schausteller des Römer-Dorfs in den Kaiserthermen hätten zudem mehr Sicherheitskräfte notwendig gemacht. Auch auf die neue und teure "Römer-Lounge" habe man nicht verzichten können, weil das Geld zweier großer Sponsoren daran gebunden gewesen sei.

Termin-Kollision mit Deutschland-Rallye



Das städtische Kulturamt sei über die Mehrausgaben unterrichtet gewesen, sagt Frank: "Über alle Ausgaben liegen der Stadtverwaltung detaillierte Rechnungen vor."

Dem Stadtrat ist diese Detail-aufstellung allerdings nicht bekannt. "Bis heute haben wir keine differenzierte Kostenaufstellung erhalten", kritisierte Peter Spang (SPD) scharf. Karl-Josef Gilles (FDP) hatte im März sogar angefragt, ob wegen der Kollision von "Brot und Spiele" und Deutschland-Rallye mit Nachforderungen zu rechnen sei. Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink habe damals allerdings versichert, dass es nicht zu Problemen kommen werde. "Wir dürfen ,Brot und Spiele' nicht gefährden, deshalb sollten wir in den sauren Apfel beißen", warb Ignaz Bender (CDU) um die Zustimmung des Rats.

Mit 25 Ja-Stimmen von CDU und einem Großteil der UBM und 20 Nein-Stimmen von SPD, Grüne und FDPler Gilles und zwei Enthaltungen gewährte der Rat schließlich allerdings nur mit knapper Mehrheit den Zuschuss.

"Hätten wir den Ausgleich nicht erhalten, hätte es 2009 ,Brot und Spiele' nicht gegeben", erklärte Ronald Frank im TV-Gespräch. Verständnis für die Kritik des Rates hat er nicht: "Noch im November 2008 hat der Kulturausschuss uns für das Konzept und die Durchführung von ,Brot und Spiele' gelobt. Dass SPD und Grüne den Kulturdezernenten und die Veranstaltung schlechtredeten, sei purer Wahlkampf. "Nur, weil diese Fraktionen den CDU-Kulturdezernenten absägen wollen, beschädigen sie das Image einer deutschlandweit anerkannten Veranstaltung."

Meinung

Nicht noch einmal!

Wenn der Steuerzahler einspringen soll für ein Defizit der Privatwirtschaft, dann muss absolut transparent sein, wie das Minus entstehen konnte. Warum der Medienfabrik trotz fester jährlicher Zuschüsse von Stadt und Land in Höhe von je 50 000 Euro plus 142 000 Euro Eintrittsgeldern und rund 64 000 Euro Werbeeinnahmen mehr als 59 000 Euro fehlen - darüber liegt Kulturdezernent Holkenbrink offenbar eine detaillierte Rechnung vor. Warum er diese dem Kulturausschuss nicht vorgelegt hat, bleibt sein Geheimnis. Er hat damit die Chance verpasst, den Fraktionen deutlich zu machen, dass eine so große Kulturveranstaltung wie "Brot und Spiele" vielleicht nie ohne dicke Zuschüsse überleben können wird. Wäre der Rat diesen - mit Rechnungen belegten - Argumenten gefolgt, hätte sich die unschöne Diskussion vielleicht erübrigt. So ist nicht nur die Veranstaltung in Misskredit geraten, sondern auch die Medienfabrik, die die Rechte an Konzept und Durchführung von "Brot und Spiele" hält. Fest steht: Fürs nächste Jahr müssen klare Kosten-Absprachen getroffen werden. Im Nachhinein Geld durch die Androhung einer Absage von Brot und Spiele zu erzwingen, geht kein zweites Mal. c.wolff@volksfreund.de

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