Roter Peter, schwarzer Peter

Peter Dietze bezeichnet sich als "Gewinner der Wiedervereinigung". Aber er ist auch ein Opfer des Krachs, der 1992 die SPD Trier entzweite und bis heute nachwirkt. Dietze - ein Dezernent ohne "Hausmacht".

Trier. Das Lob kommt aus berufenem Munde. "Ich bin froh, ihn nach Trier geholt zu haben. Er hat sich als Glücksfall für die Stadt erwiesen", sagt Hans Petzholdt (81), Baudezernent von 1977 bis 1987, über Peter Dietze. Dessen vielleicht größtes Verdienst sei das "kluge Aufgreifen der Herausforderung der Konversion. Die Landesgartenschau 2004 ist ihm und seiner exzellenten Organsation und kooperativem Management zu verdanken".Dezernenten-Karriere erst mit Parteibuch

Als Petzholdt Dietze 1974 als Stadtentwicklungs-Amtsleiter nach Trier lotste, war die Gemengelage am Augustinerhof noch übersichtlich. Dezernenten-Karriere konnten beide aber erst machen, als sie Mitglieder in Parteien wurden. Amtsleiter Petzholdt ging zur CDU und wurde Baudezernent. Dietze versuchte sein Glück zunächst ohne Parteibuch. 1988 bewarb er sich um die Nachfolge Helmut Schröers als Wirtschaftsdezernent. Nach einem Gespräch mit CDU-Chef Horst Langes zog er die Bewerbung zurück; CDU-Mann Norbert Neuhaus bekam den Posten. Über den Inhalt des Gesprächs schweigt Dietze vornehm. 1990 trat er der SPD bei, wo er sich vom "gesamtgesellschaftlichen Verständnis" am besten aufgehoben fühlte. Wirklich genützt hat ihm die Parteigebundenheit nicht. Erst kam zwar die Wiedervereinigung und damit nach nur drei Amtsjahren der Weggang des glücklosen Baudezernenten Reinhard W. Heinemann nach Dresden. Aber die SPD, die Dietze 1991 als Nachfolger auf den Schild gehoben hatte, zerbrach wenig später an internen Querelen. Dietze fungierte als Dezernent ohne Hausmacht - am meisten attackiert von Manfred Maximini, seines Zeichens ehemaliger SPD-Fraktionschef. Er versuchte immer wieder, dem roten Peter den schwarzen Peter zuzuschieben. Das hoffnungslos zerschnittene Tischtuch verhinderte weitere Erfolge des unbestreitbar erfolgreichen Dezernenten Dietze. Die Regionalbahn kam nur schwer in Fahrt, der Petrisberg-Aufstieg blieb auf der Strecke. Gleichwohl gab es 2001 keine großen Diskussionen um eine Wiederwahl Dietzes. Gegenstimmen kamen nur von den Grünen - und natürlich Maximinis UBM.Zum Abschied gibt sich der nahezu Provokations-resistente Dietze entspannt und selbstbewusst: "Ich habe einen guten Job gemacht." Dem Metier bleibt er erhalten: Seine neue Homepage www.stadtplanung-dietze kündet von Zukunftsplänen: "Ich werde freier Stadtplaner sein." Meinung Hoffnungsträger im Ruhestand Mancher in der Trierer CDU bewertet Peter Dietze nach den selben Kriterien, die er für Altkanzler Helmut Schmid anführt: "Ein guter Mann. Leider in der falschen Partei." Unbestritten: Sozialdemokrat Dietze zählte zu den klügsten Köpfen im Rathaus und auch ohne starke Stadtratsfraktion im Rücken zu den effektivsten. Kein Gekungel mit Investoren, keine Skandale, keine leeren Sprüche, denen hinterher keine Taten folgten (soweit finanziell machbar). Sicher: Alles keine Gründe, Dietze zu glorifizieren. Er hat seinen Job gemacht. Das aber zuverlässig, integer und unterm Strich sehr gut. Die Trierer SPD wäre gut beraten, ihren Seiteneinsteiger auch im "Ruhestand" stärker einzubinden. Sie, aber auch die Stadt Trier, brauchen Leute mit guten Ideen und Visionen. r.morgen@volksfreund.deZur Person: Peter Dietze, geboren am 13. April 1942 in Heringen/Hessen, dort aufgewachsen und Abitur. Studium (Architektur und Städtebau) in Stuttgart. Arbeitete von 1969 bis 1973 am Städtebaulichen Institut Stuttgart. Ab 1974 Amtsleiter im Trierer Rathaus; 1986 bis 1991 nebenamtlicher Geschäftsführer der Technologie-Transfer Trier GmbH. Von 19. Juni 1991 bis 30. April 2007 Baudezernent. Dietze ist verheiratet und hat zwei Söhne: Markus (35), Intendant, und Volker (32), Kommunikationsdesigner.Stimmen: Bertrand Adams, Vorsitzender CDU-Fraktion: Ich kann nur Gutes sagen: Top-Dezernent, ein ausgewiesener Fachmann, menschlich sehr angenehm. Er hat alle Beschlüsse des Stadtrates 100-prozentig umgesetzt. Manfred Maximini, Fraktionschef UBM: Ich respektiere seine Fachkompetenz, war aber nicht immer einer Meinung mit ihm. Er hat mir zu sehr parteipolitisch reagiert. Roman Schleimer, Geschäftsführer der Petrispark GmbH: Peter Dietze - das ist viel Kopf und viel Herz. Er ist fachlich äußerst kompetent, außerdem schätze ich ihn menschlich sehr. Die Landesgartenschau war ihm Herzensangelegenheit. Peter Adrian, Geschäftsführer der Triwo AG: Ich schätze ihn aufgrund seiner hohen Fachkompetenz sehr. Die Diskussionen mit ihm waren stets konstruktiv. Er war auch bereit, im Interesse der Sache über seinen Schattenn zu springen und sich von anderen Meinungen überzeugen zu lassen Herbert Michael Kopp, Verein Trierisch: Nur einmal habe ich erlebt, dass er fast die Fassung verloren hat. Bei einem Kolloquium fragte ihn die Kölner Denkmalpflegerin Hiltrud Kier: "Lieben sie denn ihre Stadt nicht?". Das hat ihn getroffen. Eben weil er seine Stadt liebt. Ich bin überzeugt: Peter Dietze wollte immer nur das Beste für Trier. Else Fichter, Stadtplanungs-Kritikerin und Öko-Aktivistin: Ihm gebührt Anerkennung für das offene Ohr, das er stets hatte. Wir sind uns bei vielen Versammlungen begegnet, und er war immer gesprächsbereit, obwohl er wusste, dass ich meistens was zu meckern hatte. (rm.)

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