Sag niemals nie!

FEYEN-WEISMARK. Nena ist wieder dicke im Geschäft, Nina Hagen gibt weiterhin künstlerische Lebenszeichen von sich – und was macht Jutta Pardeike (45)? "Ich hab mich von der Singerei zurückgezogen", sagt die Regional-Ikone der Neuen Deutschen Welle. Comeback aber nicht ausgeschlossen.

Nervt der Vergleich mit Nena? "Überhaupt nicht", beteuert Jutta Pardeike. "Als früher die Kids zu mir kamen und sagten, ich sei ihre persönliche Nena, ihre Nena zum Anfassen, die Nena, die sie kennen, dann hat mich das sehr stolz gemacht." Früher - das ist gut zwei Jahrezehnte her. Damals feierte die Neue Deutsche Welle (NDW) fröhliche Urständ und serienweise Erfolge. Allen voran Susanne Kerner alias Nena mit ihrer gleichnamigen Band. Deren erste Platte "Nur geträumt" war 1982 wie eine Bombe in die ZDF-Hitparade eingeschlagen. Zeitgleich arbeitete die Trierer Gruppe Lusthansa an ihrer ersten LP "Nur fjutscha". Starproduzent Frank Fahrian (Boney M.) ließ in seinem Studio bei Frankfurt das Quintett aus der Provinz großzügig an der langen Leine. Im Nachhinein betrachtet vielleicht ein Fehler. Die Aufnahmen dauerten und dauerten. "Plötzlich machte es Bumm, und Nena war in den Charts", erinnert sich Jutta Pardeike; "Die waren einfach schneller als wir - aber nicht unbedingt besser. Ein bisschen professioneller Druck hätte uns damals gut getan. Dann wäre vielleicht einiges für uns anders gelaufen", sinniert die Ex-Lusthanseatin und fügt lachend hinzu: "Dann würde ich heute Werbung für Weißer Riese und Kinderschuhe machen . . ."Schlagzeuger Eddy - der Mann für's Leben

Nena etablierten sich neben Bands wie Spliff (mit Nina Hagen) und Ideal (mit dem vom Mariahof stammenden Ernst-Ulrich Deuker am Bass) an der Spitze der NDW-Bewegung, für Lusthansa blieb die Zweite Liga. Nach zwei LPs und hunderten Konzerten im deutschsprachigen Raum löste sich die Vorzeige-Combo der Trierer Pop-Szene im September 1985 auf. Jutta Pardeike war trotzdem happy. Sie hatte sich just den Mann für's Leben geangelt: Band-Schlagzeuger Eddy Hinterscheid (48). Ausgerechnet den, den sie anfangs gar nicht so recht mochte: "Ungemein gut aussehend, aber ziemlich arrongant." Letzteres habe sich als völlige Fehleinschätzung erwiesen: "Der hat nur so getan." Eine andere Fehleinschätzung, nämlich die, im erlernten Beruf als FH-Diplom-Designerin den Lebensunterhalt zu verdienen, ließ sich ebenfalls locker verschmerzen. Zwölf Jahre lang betrieb das aus Braubach/Rhein stammende Multitalent das Szene-"Café Cha-Cha" in der Antoniusstraße, griff mit großem Erfolg wieder zum Gesangsmikro und landete schließlich doch da, wo Nenas Karriere startete: in der ZDF-Hitparade. Fünfmal trat die Ex-Rocklady mit ihrem ansehnlichen Frauenquartett Bamboo bei Dieter Thomas Hecks Nach-Nachfolger Uwe Hübner auf und flimmerte auch in der Patrick Lindner Show über die Mattscheibe; "Das war zwar Schlager, aber keiner von der ätzenden Sorte." Die Bamboo-Zeit bleibt in lebhafter Erinnerung: "In manchen Fernsehproduktionen ließen die Regisseure uns von knackigen jungen Männern umtänzeln. In einer Show war Detlef ‚Dee‘ Soost dabei." Ohne Begleittänzer, aber mit großen Hoffnungen und einer frisch eingespielten CD versuchte Lusthansa anno 2000 das Comeback. Mit "Lieber Bier in Trier als Bluna in Poona" (die Band-Hymne) war aber trotz großer Publikumsbegeisterung rasch wieder Schluss. Es sei "extrem schwierig, berufstätige Leute, die ja auch ein Familienleben haben, unter einen Hut zu kriegen." Vor zwei Jahren hörte Jutta Pardeike mit dem aktiven Singen auf: "Ich will am Wochenende daheim sein bei meiner Familie und nicht auf Tournee und im Hotel", sagt die 45-Jährige, die heute bei einer Luxemburger Bank arbeitet. Im Hause Pardeike/Hinterscheid am Schubertplatz geben die Söhne Luca (15) und Timon (12) mit Schlagzeug und Gitarre den Ton an, derweil die Mutter den Nachbarn "für ihr dickes Fell" dankt und in der "Die Stimme der Region"-Jury junge Gesangstalente bewertet. Und eigene gesangliche Ambitionen? "Im Moment ist nichts geplant, aber ich halte es mit James Bond: ,Sag niemals nie!'"

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