Satanische Titel in lieblichem Gewand

"Hardrock-Variationen in es-moll für Klavier und Akkordeon" - so heißt das neue Programm, mit dem der Kabarettist und Musiker Sascha Bendiks im Chat Noir auftrat, wenige Tage, nachdem er den Kleinkunstpreis "St. Ingberter Pfanne" abgeräumt hatte. Bei seinem ersten Besuch in Trier eroberte der Musiker mit dem Pianisten Simon Höneß an seiner Seite das Publikum im Sturm.

 Sascha Bendiks (links) und Simon Höneß zeigten eine mitreißende Show - komisch, anrührend, temperamentvoll und musikalisch ein Volltreffer. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Sascha Bendiks (links) und Simon Höneß zeigten eine mitreißende Show - komisch, anrührend, temperamentvoll und musikalisch ein Volltreffer. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Trier. "Der Satan ist unter uns", mit rauchiger Stimme machte Bendiks dem Publikum klar, auf was es sich eingelassen hatten. Er kam ganz in Schwarz, ein Totenkopf an der Gürtelschnalle, und brachte Hardrock mit. Bendiks am Akkordeon, Simon Höneß am Flügel. Nicht gerade eine typische Metal-Besetzung.

Nichts war an diesem Abend typisch: Bendiks und Höneß verwandelten die aggressiven Vorlagen von "AC/DC", "Led Zeppelin", "Van Halen", "Deep Purple", "Motörhead", "Nirvana", "Metallica" und anderen in zarte Balladen.

"I love Rock 'n' Roll" säuselte Bendiks verträumt und sanft ins Mikro und kündigte einen lauschigen Abend an.

Sex, Drogen und Satanskult, Leder, Chrom und Stiefel - der Welt des Hardrock verpasste Bendiks ein neues Gesicht. Statt brüllender Grimasse setzte er ein liebreizendes Lächeln auf, statt einer monströsen Kirchenglocke schlug Höneß bei "Hells Bells" mit dem Hammer ein Glöckchen. Bei diesem "AC/DC"-Titel zeigte der erstklassige Sänger Bendiks dann, dass er auch schreien und ein Instrument malträtieren kann. Mit "Highway to hell" ging Bendiks wieder auf Kuschelkurs. Das weich und warm klingende Klaviersolo schwillt aber zu einer wilden und schnellen Jagd über die Tasten an, um dann wieder in die seichte Ruhe und Nähe des Kitsches zurückzukehren.

Das Publikum zu Tränen gerührt



Aus "Van Halens" Hit "Jump" macht Bendiks eine rührende Schnulze. Der Song blieb aber nicht so kleinlaut, weil Höneß den Titel am Klavier furios mit klassischer Note untermalte. Für die Verfremdung der Songs nutzten die Künstler eine große musikalische Bandbreite: Blues, Soul, Tango, Rumba, Ska, Jazz und Pop.

Trotz der persiflierenden Hiebe auf die Hardrock-Schiene war Bendiks' Liebe zu den Rock-Klassikern aus seiner Jugendzeit deutlich zu spüren.

Nur eine Band entlarvte sich quasi selbst: die "Scorpions". Ins Deutsche übersetzt und operettenhaft eingesungen, wirkten ihre Songs, wie Bendiks sie sieht: als "düsterstes Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte" und die "Schattenseite" des Hardrock.

Bei der zweistündigen Show des großartigen Entertainers hat das Publikum viel gelacht. Bendiks und Höneß ist zudem etwas Außergewöhnliches gelungen: Tränen der Rührung sammelten sich in den Augen eingefleischter Hardrock-Fans.

Das Publikum erklatschte zwei Zugaben und hätte gerne noch mehr gehört. Bendiks will wiederkommen.

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