Schandfleck oder Gefahrenpunkt?

Wer etwa von der Kaiser-Wilhelm-Brücke aus über das malerische Zurlauben schaut, dem springt ein großes baufälliges Haus unangenehm ins Auge: Die frühere Gaststätte "Mosellaube". Seit über 20 Jahren geschlossen, wartet das einstmals beliebte Ausflugsziel noch immer auf seine Renovierung.

 Kein schönes Aushängeschild für das Trierer Traditionsviertel: Die frühere „Mosellaube“ in Zurlauben verfällt mehr und mehr. TV-Foto: Dorothee Quaré-Odenthal

Kein schönes Aushängeschild für das Trierer Traditionsviertel: Die frühere „Mosellaube“ in Zurlauben verfällt mehr und mehr. TV-Foto: Dorothee Quaré-Odenthal

Trier-Nord. (QO) "Das ist ein absoluter Schandfleck!", schimpft man in Zurlauben: Das denkmalgeschützte Haus Nr. 92, die ehemalige Gaststätte "Mosellaube" von Therese Retzmann, ist seit Jahren dem Verfall preisgegeben. Ihr Anblick mit bröckelnder Fassade, blinden Fenstern und notdürftig abgesichertem Dach stößt bei Einheimischen und Besuchern auf Entsetzen (der TV berichtete).

Denkmalpflegeamt prüft das Haus regelmäßig



"Viele Touristen beschweren sich über das Haus", bestätigt ein Mitarbeiter der Personenschifffahrt Kolb, die seit zehn Jahren ihr Büro an der Kaiser-Wilhelm-Brücke hat: "Da müsste dringend was gemacht werden." Eine schöne Gaststätte sei es gewesen, erinnern sich Anwohner. "Da konnte man Sülze und Fisch essen, die Leute kamen von weither." Nun sei der Garten völlig verwildert, die Nachbarn von Ungeziefer geplagt. Vom Dach seien bereits Schieferplatten herabgekommen.

"Nichts ist so gut geschützt wie das Eigentum", stellt die Eigentümerin der Gaststätte "Mosellied", Karin Steinhardt, trocken fest. Auch sie werde oft von Touristen gefragt, was mit dem einstmals stattlichen Haus passiert sei. Vor wenigen Wochen habe die Interessengemeinschaft der Wirte in Zurlauben ein Gespräch mit Oberbürgermeister Klaus Jensen geführt, der zum Thema "Stadt am Fluss" eingeladen hatte: "Wir haben das Retzmann-Haus angesprochen. Es ist schlimmer als eine Baustelle, eine Schande für die ganze Ecke!" Die Antwort des OB: Die Verwaltung sei in der Angelegenheit aktiv, doch die Sache sei schwierig. "Solange keine Gefahr von dem Objekt ausgeht, hat die Bauaufsicht keine Handhabe", informiert Jürgen Backes vom Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. "Die Kollegen prüfen solche Objekte kontinuierlich." Die Denkmalpflege sei momentan mit Joachim Herresthal wieder im Gespräch.

Seit 15 Jahren ist der Trierer Getränkehändler, dem in Zurlauben mittlerweile drei weitere Häuser gehören, im Besitz der früheren "Mosellaube". Nach erfolgtem Innenabriss war die Renovierung des Hauses ins Stocken geraten. Dem TV teilt Herresthal das Gleiche mit wie bereits im Januar 2008: Das Haus werde verkauft, es gebe mehrere Interessenten.

Rund eine Million Euro würden Kauf und Renovierung des Hauses kosten, schätzt man in Zurlauben. Gerard Bresciani, der Wirt von "La Terrasse" in Zurlauben, ist nicht der Einzige, der vermutet: "Irgendwann stürzt es zusammen, dann regelt sich die Sache von allein."

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