Schlichten statt streiten

TRIER. (cofi) Wie viele Streitfälle er schon geschlichtet hat, weiß Walter Schrage nicht. Denn in 20 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit als Schiedsmann hat der 66-Jährige einiges erlebt. Zu seinem Jubiläum als Ehrenbeamter im öffentlichen Dienst und zum 50-jährigen Dienstjubiläum bei der Kassenärztlichen Vereinigung verlieh ihm nun die Direktorin des Amtsgerichts, Jutta Terner, die Urkunde des Justizministeriums.

"Die schlimmsten Fälle sind Familienstreitigkeiten, wenn es dabei auch noch bei Sorgerechtsfragen um Kinder geht", sagt Walter Schrage. "Aber das ist Gott sei Dank nicht jeden Monat mehrmals so." Denn den Schiedsmann beschäftigen auch Querelen zwischen verschiedenen Parteien in einem Haus oder unter Nachbarn. Da sei es aber oft schwierig, eine Einigung zwischen den Zerstrittenen zu erreichen. Denn häufig schwelten die Animositäten lange und entwickelten sich über Jahre, bis am Ende nichts mehr außergerichtlich zu retten sei. "Man muss den Leuten vermitteln, dass eine neutrale Person versucht, eine Schlichtung herbeizuführen und keiner der Parteien Vorteile zuschustern wird", sagt Streitexperte Schrage. Viele Menschen würden direkt den Weg zum Anwalt und die Gerichte suchen, wüssten nicht, dass es in Trier 18 Schiedsleute gibt, die auf anderer Ebene zu günstigeren Konditionen helfen können. Das Handwerkszeug erhalten die Ehrenbeamten in Lehrgängen und Fortbildungen, mit der "neuesten Literatur" bleibt Schrage immer am Puls der Zeit.Ein Trierer durch und durch

Die verantwortungsvolle Position hat Schrage übernommen, nachdem sein Vorgänger in Trier-Mitte sein Amt aufgegeben hatte. Zuvor engagierte er sich in vielen Vereinen, "in ungefähr 30 bin ich Mitglied". Auch politisch hat Schrage bis heute im Ortsbeirat etwas mitzureden. Besonders der Verunstaltung der Stadt durch Graffitis, wildes Plakatieren oder das unachtsame Wegwerfen von Müll will er Einhalt gebieten. "Wir haben in Trier viel mit Fremden, Touristen zu tun. Da müssen wir mehr auf die Stadt achten. Ich will mich bewusst für meine Heimatstadt einsetzen, ich schätze sie und liebe sie, wegen der Bauwerke, der Menschen und der Sprache." Deswegen bereitet Walter Schrage auch im Verein Trierisch, als Leiter des Mundartstammtisches und als Verfasser von Mundart-Gedichten und Geschichten dem Moselfränkischen den Weg in die Zukunft. "Die Mundart ist ein wichtiges Kulturgut, das nicht mehr so gepflegt und von den Eltern nicht mehr richtig an die Kinder weiter gegeben wird. Deswegen muss es Menschen geben, die das pflegen. Die Sprache ist für mich ein Teil von Trier." Ob er im Karneval in der Bütt der Wieweler steht, als Schlüsselverwalter auf den Gangolfturm steigt, im Kirchenchor St. Martin singt oder im Post Sport Verein Volleyball spielt - Schrage ist Trierer durch und durch.

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