Schön für Hunde, nichts für Kinder

MARIAHOF. Viel Platz für Dinge, die nicht vorhanden sind. Der Spielplatz neben der Grundschule Mariahof ist zwar groß, das Angebot an Spielgeräten jedoch viel zu klein.

 Riskantes Geschäft: Der Sandkasten - wie auch der Rest des Spielplatzes - ist bei Hunden ebenso beliebt wie bei Kindern.Foto: Uwe Hentschel

Riskantes Geschäft: Der Sandkasten - wie auch der Rest des Spielplatzes - ist bei Hunden ebenso beliebt wie bei Kindern.Foto: Uwe Hentschel

"Sie meinen den Abenteuerspielplatz? Da müssen sie da vorne links lang gehen, und dann sehen Sie ihn auch schon irgendwann auf der linken Seite." Der freundliche Mann, der Kerstin Brüning und ihrer fünfjährigen Tochter Caroline den Weg zum "Abenteuer-Spielplatz" erklärt, ist entweder selbst schon lange nicht mehr dort gewesen, meint unter Umständen sogar einen anderen Spielplatz, oder hat einfach eine eigene Vorstellung von Abenteuer. Caroline und Mutter Kerstin folgen der Anweisung des Mannes und landen bei einem Spielplatz, dessen Angebot wenig Spielraum für abenteuerliche Gedanken lässt. "Wir haben eine große Fläche, aber das Problem, dass nicht viel da ist", sagt Nicole Groß, die am Rand des Spielplatzes mit ihrer Bekannten Marion Ritschdorff auf einer Bank sitzt, während die Töchter Laura und Sabrina im Sandkasten spielen. Manchmal finden sie beim Buddeln Dinge, die Hunde zuvor verloren haben, denn der große Sandkasten lockt nicht spielfreudige Zweibeiner, sondern auch geschäftstüchtige Vierbeiner an. "Der Spielplatz ist auf gut Deutsch ein Scheißplatz für die Hunde", nennt Lauras Mutter Nicole das Problem ganz einfach beim Namen. Erst heute Morgen habe sie Hundekot aus dem Sandkasten entfernen müssen, fügt Marion Ritschdorff hinzu.Bolzplatz kann nicht genutzt werden

Wenige Meter entfernt vom Sandkasten sind zwei Schaukeln, auf denen mit Sicherheit schon einige Generationen unbeschwert hin und her geschwenkt wurden. Von dort hat man den besten Blick auf das übersichtliche Angebot des Spielplatzes: Rechts steht eine kleine Rutschbahn, geradeaus ein Kletterturm und links, hinter einem Hügel das "Halli-Galli", ein drei Meter hoher Pfeiler mit einem beweglichen Querträger, an dessen beiden Enden sich die Kinder auf und ab schaukeln lassen können. "Der ist jedoch nicht von der Stadt, sondern von der Gemeinde finanziert worden", erklärt eine Frau, die gerade mit anderen Müttern und Kindern vom Kindergarten kommt. Sofort ist das Halli-Galli unter Beschlag. "Der Spielplatz wird sehr viel genutzt", meint Groß, im Schnitt seien hier 20 bis 30 Kinder. Doch nicht nur Kinder gibt es hier viele, sondern auch Verkehr. Permanent würden Autos und Roller auf dem Gehweg entlang des Spielplatzes fahren, vor kurzem sei sogar die Polizei deshalb da gewesen. Es gab hier früher auch noch eine Affen- schaukel, doch diese ist jetzt ersatzlos entfernt worden. An sie erinnert nur noch der Hügel auf dem Gelände, für Fußball-Spieler ein Hindernis. "Wir haben einen Bolzplatz direkt daneben", doch der gehöre zur Grundschule Mariahof und dürfte deshalb nicht genutzt werden. Wenn die Kinder also in der unterrichtsfreien Zeit bolzen wollen, dann bleibt ihnen nur der Spielplatz. Das, was dem Spielplatz - abgesehen von Spielangeboten - fehlt, darüber verfügt der benachbarte Bolzplatz: ein Zaun, der unerwünschte Besucher abhält. Positiv an dem Spielplatz ist seine Lage, mitten in einem Wohngebiet. "Es ist fast immer jemand da", sagt Lauras Mutter, so dass die Kinder im Auge sind. "Man muss den Kindern wenigstens einen Urlaub auf dem Spielplatz ermöglichen", weil ein anderes Ferienziel aus Kostengründen nicht mehr möglich sei, fügt sie hinzu. Einige Jungs spielen Fußball, andere stehen neben einem Kieselsteinhaufen am Rand des Spielplatzes und versuchen, mit den Steinen den Kletterturm zu treffen. Das gesamte Umfeld des Kletterturmes besteht aus Kies. Der wurde allerdings nicht von den Kindern da hin geworfen, sondern bewusst dort verteilt. Eine denkbar schlechter Bodenbelag für ein Kind, das unfreiwillig dort landen könnte. "Das ist ja schon seltsam und vor allem gefährlich", wundert sich Kerstin Brüning, die im Umfeld einer Kletteranlage eher Rindenmulch erwartet hätte. Etwas enttäuscht geht sie mit Tochter Caroline nach Hause. Das Halli-Galli hat der Fünfjährigen gefallen, ansonsten war es "nicht so schön". Bald hat auch sie Ferien, doch die würde sie gern anderswo verbringen. Die Qualität der in unserer Serie getesteten Spielplätze bewerten wir mit Tatzenabdrücken des TV -Maskottchens Lucky. Mehr als zwei Tatzen ist der Platz in Mariahof leider nicht wert. Wie bewerten Eltern und Kinder in Mariahof das Spielangebot in ihrem Stadtteil? Um das zu erfahren, ist die "Rollende Redaktion" des TV am Montag, 4. August, 10.30 und 11.30 Uhr, auf dem Spielplatz neben der Grundschule Mariahof.

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