Schrille Schreie aus dem Höllen-Gefährt

TRIER. Am Vatertag öffnete das Europa-Volksfest auf dem Messe-Gelände das erste Mal seine Tore. Aber nicht nur Papas kamen: Am Nachmittags war der Messepark ein großer Spielplatz für die ganze Familie. Abends kamen Vergnügungssüchtige und gestylte Stadtschönheiten in kurzen Röcken und hohen Schuhen, um sich bei Backfisch und Zuckerwatte zu amüsieren.

"Das ist der Renner", sagen die Einen, die Anderen winken ab: "Da kriegen mich keine zehn Pferde rauf." Aber alle stehen mit staunenden Augen vor dem "Turbo Force", der neuen Attraktion des Europa-Volksfestes in diesem Jahr. Eine Maschine, die die mutigen Fahrgäste die Schwerkraft und deren Aufhebung spüren lässt und die den mit bis zu 100 Stundenkilometern durch die Luft gewirbelten Verrückten schrille Schreie und Juchzer entlockt.Zittrige Knie, gerötete Wangen

"Es ist die Hölle, aber klasse. Von unten sieht es harmlos aus, aber wenn der Boden einem so schnell entgegenkommt...", beschreibt Sven Tutsch (21) das Erlebnis. Aus der vierzig Meter hohen Menschen-Turbine steigt er mit seinem Freund Stefan Turinsky (21) - trotz des vor den Mädchen seiner Clique bewiesenen männlichen Mutes - mit zittrigen Knien. Nach einer kurzen Erholung von der rasanten Fahrt, zieht das vergnügte Grüppchen aus Serrig weiter über die Kirmes.Jetzt besteigen Sarah Schommer und Sarah Lellig (beide 16) das Höllen-Gefährt. Nach einigen Minuten kommen auch sie mit geröteten Wangen und zitternden Händen wieder heraus. Als richtige Kirmes-Fans war das der richtige Kick für sie. "Wir kommen jedes Jahr jeden Tag hier her, weil wir viele Freunde treffen und hier die Post abgeht", sagen die beiden Sarahs. An ein bis zwei Tagen würden sie ungefähr siebzig Euro auf den Kopf hauen - für ein bisschen Spaß und Nervenkitzel."Gefuttert wird zu Hause"

Die über den Platz ziehenden Familien stöhnen derweil über die Preise. "Wir halten uns zurück und gefuttert wird zu Hause", erklärt Vater Harry Frey seine Spartipps. Mit Tochter Sarah (12) und ihrer gleichaltrigen Freundin Jenny ist er aus Köln-Merkenich nach Trier gefahren. "Ich habe extra noch ein paar Euro mehr eingesteckt, um den Kindern etwas gönnen zu können", sagt Harry Frey.Das Trio ist begeistert von der Atmosphäre in den Moselauen und den vielen Angeboten, von Achterbahn, Riesen-Rutsche, Wildwasserbahn und dem Riesenrad. Auch Rüdiger Ensch verzichtet zu Gunsten seiner Kinder gerne auf sein persönliches Vatertags-Vergnügen. "Wir haben diesen Tag genutzt, um mit der ganzen Familie einmal raus zu kommen. Heute ist Kinder-Tag, aber hier gehen locker mal 40 Euro drauf. Das ist für Familien viel Geld", erklärt der zweifache Vater.Offiziell für spaßtauglich befunden

Glücklich kann sich da schätzen, wer den Zeitpunkt nach Fassanstich und offizieller Eröffnung des Volksfestes durch Oberbürgermeister Helmut Schröer erwischt hatte: Denn da blieben die Kassen eine halbe Stunde lang geschlossen und alle Fahrgeschäfte konnten kostenlos ausprobiert werden.Auch das Stadtoberhaupt zog mit der Veranstalter-Familie Oscar Bruch und einer großen Gruppe von Ehrengästen über die Europa-Kirmes.Achterbahn, Riesenrad und Wildwasserbahn wurden gestestet und ganz offiziell als spaßtauglich befunden. Während sich die Kirmesbesucher bei sommerlichen Temperaturen amüsierten, waren die ehrenamtlichen Helfer vom Malteser Hilfsdienst aus Irsch ständig im Einsatz. Außer kleineren Blessuren, wie aufgeschürften Kinderknien, hatten sie bis zum frühen Abend jedoch keine nennenswerten Fälle zu behandeln.Am häufigsten seien vor allem bei Teenies Kreislaufprobleme zu erwarten. "Junge Leute sollten auf jeden Fall etwas essen und über den Tag verteilt sehr viel trinken", raten Thorsten Dussa und Sebastian Hanf. Ihr Tipp aus Erfahrung: "Bloß nicht nur Alkohol!" Bilder vom Volksfest in unseren Clickme-Galerien

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