Schwerer Schlag für die Stadtwerke

TRIER. Böse Überraschung für die Stadtwerke Trier: Geschäftsführer Martin Cirener will vorzeitig aus seinem Vertrag in Trier aussteigen und als Vorstandssprecher zu den Stadtwerken Krefeld wechseln.

Während Cirener am Dienstag in Krefeld bei einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, ahnten die rund 600 Mitarbeiter in Trier noch nichts von der brisanten Personalie. Auf Geheiß von Oberbürgermeister Helmut Schröer, der Vorsitzender des Aufsichtsrates ist, informierte der Betriebsratsvorsitzende Manfred Adams dann am Mittag die Belegschaft per E-Mail. Am späten Montagabend war Cirener vom Aufsichtsrat der Krefelder Stadtwerke einstimmig bestellt worden. Der 42-Jährige, der seinen Posten in Trier erst am 1. März 2001 angetreten hatte, soll am Niederrhein für den Versorgungsbereich (Energie und Wasser) zuständig sein und als Sprecher des Vorstandes fungieren. Es gibt noch einen zweiten Geschäftsführer, dem die Verantwortung für die Verkehrsbetriebe und die Entsorgung obliegt. "Mein Wechsel hat private Gründe. Meine Familie wollte nicht nach Trier umziehen, weil es im Zusammenhang mit einem Hauskauf große Probleme gegeben hat und es diesbezüglich sogar zu Drohanrufen gekommen ist", erläuterte Cirener seine Gründe. Außerdem sei das Angebot aus Krefeld "beruflich sehr reizvoll". Er habe deshalb um die vorzeitige Auflösung seines Vertrages in Trier gebeten. Die Reaktionen fielen gestern einmütig aus. Sie waren von Überraschung, Enttäuschung und gleichzeitigem Verständnis für Cireners persönliche Situation gekennzeichnet. "Das ist ein schwerer Schlag für uns", kommentierte der Betriebsratsvorsitzende Adams. Cirener habe in den vergangenen zwei Jahren viel angepackt, durch ihn sei "ein Ruck durch die Mannschaft gegangen". Zudem sei er "als Fachmann hoch angesehen". Adams: "Wir hatten fest damit gerechnet, die gesamte Umsetzung des Umstrukturierungsprozesses mit ihm durchzuziehen." Dieser Prozess war kurz nach Cireners Amtsantritt mit einer Bestandsaufnahme der wirtschaftlichen Situation durch die Beratungsfirma A.T. Kearney begonnen worden. Anschließend folgte ein Quervergleich zu der Situation anderer Versorger, am Ende standen eine Ausrichtung auf neue Geschäftsfelder und ein Personalkonzept, das den schmerzhaften Abbau von etwa 200 Arbeitsplätzen bis 2007 vorsieht. Etwa 40 Mitarbeiter sind bereits durch Altersteilzeit oder Vorruhestand ausgeschieden. "Die ersten neuen Strukturen sind bereits sichtbar, jetzt passiert das", zeigte sich OB Schröer enttäuscht. Er sieht die Stadtwerke "nun in einer ganz schwierigen Situation". Deshalb komme ein Wechsel Cireners vor dem 1. Juli nächsten Jahres nicht in Betracht. Niemand dürfe aber den Kopf in den Sand stecken, "es muss und wird weitergehen". Wie, darüber werden schon heute erstmals die Fraktionssprecher diskutieren, die OB Helmut Schröer zu einer Dringlichkeitssitzung gebeten hat. SPD-Fraktionschef Friedel Jaeger hat klare Vorstellungen bezüglich des Nachfolgers von Cirener: "Wir bedauern es ausdrücklich, dass ein sehr kompetenter Mann die Kommandobrücke der Stadtwerke verlässt. Umso wichtiger ist es nun, fernab jeden Parteiengeplänkels einen Fachmann zu finden, der die begonnenen Maßnahmen zielgerichtet zu weiterführt." Auf keinen Fall dürfe nach einer Trierer Lösung gesucht werden, "denn mit hausinternen Lösungen haben wir schlechte Erfahrungen gemacht". "Das ist schon fast ein Super-Gau"

Grünen-Sprecher Gerd Dahm zeigte sich am Dienstagmittag auf TV -Anfrage überrascht von der Personalie. "Wir haben noch keine offiziellen Informationen vom Aufsichtsratsvorsitzenden bekommen." Wenn Cirener die Stadtwerke Trier verlasse, "dann ist das mitten in deren Strukturierung schon fast ein Super-Gau". Er stelle sich die Frage, "ob das sich abzeichnende Desaster nicht vermeidbar ist und wer die politische Verantwortung dafür übernimmt". Noch sei keinesfalls klar, dass Cirener vorzeitig aus seinem Vertrag in Trier entlassen werde. "Darüber entscheidet allein der Aufsichtsrat, und dort wird zunächst die Frage zu stellen sein, ob das wirklich notwendig ist," sagte Dahm.

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