Sie strickt und strickt und strickt

Ein alltägliches Hobby nahm bei Inge Gregorius eine kuriose Entwicklung: Seit mehreren Jahren strickt sie Pullover und spendet sie - zum Beispiel an den Kindergarten St. Michael in Mariahof.

Trier. (ald) Inge Gregorius stand vor einer ungewöhnlichen Frage: Wohin mit den Pullis? Die alte Dame aus Kernscheid ist leidenschaftliche Handarbeiterin, Stricken macht ihr große Freude. Aber was tun mit dem, was dabei entsteht?

"Ich selbst habe genug Pullover, die Enkel waren zu alt dafür", beschreibt sie die Situation, vor der sie vor acht Jahren stand. Ein Artikel im Trierischen Volksfreund machte sie aufmerksam auf ein Hilfsprojekt, das Kleidung für Osteuropa sammelte. In den folgenden Jahren strickte sie für mehrere solcher Projekte, aber alle schliefen ein. Da erfuhr Inge Gregorius vom Kindergarten St. Michael in Mariahof und dessen Engagement für sozial benachteiligte Kinder. Sie rief an, fragte nach, ob Strickpullis gebraucht würden - und fand dankbare Abnehmer. "Frau Scholzen ist mir fast um den Hals gefallen", erinnert sie sich an die Reaktion der Kindergartenleiterin. Karin Scholzen-Koch freut sich immer noch über die Hilfsbereitschaft. Der Kindergarten St. Michael ist dank seiner "engen und intensiven Elternarbeit", wie Scholzen es formuliert, für viele Familien in Mariahof ein Anlauf- und Treffpunkt. Hier werden auch gebrauchte Alltagsgegenstände vermittelt. Da passten die Strickpullover genau ins Konzept.

"Uns ging es einfach darum, diese schöne Idee mit umzusetzen", erzählt Scholzen-Koch.

Die Pullover, die Gregorius immer kurz vor Weihnachten vorbei bringt, würden von den Familien sehr gern angenommen. "Die Kinder freuen sich darüber."

So haben die Strickerzeugnisse dankbare Abnehmer gefunden. Gregorius arbeitet derzeit fleißig für die kommende Weihnachtszeit: "Immer mittags setze ich mich hin und stricke, so bis gegen sechs Uhr." Um die 20 bis 30 Pullis sollen es auch dieses Jahr wieder werden; für jeden braucht sie etwa zwei Wochen.

Dabei ist ihr wichtig, dass kein Pullover dem anderen gleicht; sie kombiniert immer neue Farben und Muster. Und erfährt dabei auch selbst Hilfsbereitschaft: Die verstrickte Wolle kommt von Freunden und Nachbarn, die nicht benötigte Reste an sie verschenken. "195 Pullover habe ich in den acht Jahren gestrickt", erzählt Gregorius, "aber noch nie Wolle gekauft".

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