Skurril bis fragwürdig

TRIER. Künstler und Künstlerinnen der Kulturwerkstatt Trier zeigen derzeit ihre Jahresausstellung in der Tuchfabrik. Zu sehen sind skurrile, ironische, fragwürdige, aber auch ernsthafte Ansätze der Malerei, Skulptur, Collage oder Zeichnung.

Blickfang im zweiten Obergeschoss der Tufa sind großformatige Bilder von Patrick Josef Röding mit Titeln wie "Halluzinierte Landschaft". Die wirren, leuchtenden Farbstrukturen, gepinselt, verlaufen oder getropft, wollen Innenwelten sichtbar machen. So kommentiert jedenfalls der bekennende Autodidakt auf einem Informationsblatt, das auch von seiner Einschüchterung durch die Perfektion Picassos spricht. Einem Trauma, das er mit "Tanzende Pfauen vor Picasso Ider Figuren", einem Picasso-Zitat mit Sponge-Bob-Comic-Ästhetik ironisch verarbeitet. Das ist nicht die einzige und nicht die auffallendste Skurrilität der Kulturwerkstatt-Jahresausstellung. Karl-Josef Prüm mit seiner "Wallfahrt der Veteranen zum George-W.-Konstantin-Memorial zu Trier" setzt eins drauf.Vor und nach dem Kampf

Er lässt deformiertes Holz, auf Stäben über stinkender Wolle aufgespießt, vor drei Phalli antreten, deren größter, stehender, die "Situation vor der Hauptkampfhandlung" und dessen kleinster, liegender die Situation danach zeigt. Provokation, mit der auch Conny Diesterweg arbeitet, die eine Peep-Show-Kabine zum Thema "weibliche Schönheit" aufgebaut hat. Damit die Botschaft der darin gezeigten Pin-Up-Zeichnungen auch ja verstanden wird, klären jede Menge Text und Klebezettelchen mit Hinweisen auf: "Silikon, Austauschbar". Nur unter einer als Löwin gezeichneten Frau steht: "Sie ist wie sie ist". Mit weniger Worten, die gleichzeitig Bildelement sind, kommen Heinz Kreils Makro-Fotografien und zeichnerische Bearbeitungen von Strukturen aus: "Ich und die Angst". Und gar ohne Kommentar wirken die rostigen Eisenskulpturen von Joachim Marx. Ein überdimensionierter Nagel durch gewundenes Metall getrieben, oder kleine Kugeln, eingeklemmt zwischen Schenkeln einer gespaltenen Säule erzeugen Spannung. Ein Thema auch der überaus dynamischen Papiercollagen von Markus Zender, die mit neonroten blitzartigen Linien durchzogen sind. Strukturell interessant sind Metall- und Holzskulpturen von NA Selting, recht konventionell die flankierenden Porträtmalerin. Auch andere Künstler wie Jan Bödecker mit surrealistischen, an Dalí angelehnten Gemälden, fischen eher im Altbewährten. Alles in allem eine vielseitige Ausstellung mit großen Qualitätsunterschieden, die für Nicht-Insider leider jeglichen Hinweis auf die Kulturwerkstatt selbst, ihre Mitglieder, Künstler- und Werkverzeichnis oder Kontaktmöglichkeit vermissen lässt. Ausstellung im zweiten Obergeschoss der Tufa bis 17.Dezember, Di., Mi., Fr.: 14 bis 17 Uhr, Do.: 17 bis 20 Uhr, Sa., So. und Feiertag: 11 bis 15 Uhr.

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