So alt und doch so jung

KÜRENZ. Keiner in Kürenz ist älter als der Männergesangverein "Concordia". Gegründet 1885, führt der Männerchor mit Abstand die Altersliste der Vereine in dem Stadtteil an. Frisches Singen und ebensolches Denken hat sich der Verein, der zu den mitgliederstärksten seines Genres in Trier zählt, trotz seiner 118 Jahre bis auf den heutigen Tag bewahrt.

"Das Vereinsleben in Kürenz steht auf gesunden Beinen", freut sich Karl Lübeck, Präsident des Männergesangvereins (MGV) Concordia Trier-Kürenz. Der engagierte Vereinsmensch ist bewandert im Vereinsleben seines Stadtteils, nicht nur, was den MGV angeht, sondern auch die Gemeinschaft Kürenzer Ortsvereine (GKO). Dieser Interessengemeinschaft steht Lübeck ebenfalls als Vorsitzender vor. Beide Aufgaben hat er von Vorgänger Manfred Maximini übernommen, der die Ehrenämter in jüngere Hände geben wollte. Das aktive Singen an den Nagel zu hängen, daran denkt der Ehrenpräsident der Concordia so schnell noch nicht. "Weil das Singen in der Concordia so großen Spaß macht", begeistert Maximini das Singen selbst nach 50 Jahren in dem Traditionsverein wie am ersten Tag. Chorprobe ist immer montags, und das Treffen am vergangenen Montag hatte einen besonders wie wichtigen Grund: Den Kürenzer Chormännern steht am Sonntag, 19. Oktober, ein großes Ereignis ins Haus. Noch engagierter und aufmerksamer als bei einer "normalen" Chorprobe gingen die Sänger am Montag zu Werke: "Den Ton konstant halten und herschauen. An diese Stelle gehört ein zartes piano", forderte Chorleiter Konrad Degenhardt. Die "Messe Breve" von Charles Gounod ist anspruchsvolle Chorliteratur. Degenhardt wollte eine möglichst authentische Wiedergabe des Chorwerks haben. Tenor oder Bass tasteten sich nacheinander durch die Noten vor. "Solch ein Ereignis kommt für uns so schnell nicht wieder", waren sich Lübeck und Maximini einig. Chor gestaltet Messe in Metz mit

Anlässlich des silbernen Papstjubiläums zelebriert der Bischof von Metz, Pierre Raffin, in der Kathedrale ein Pontifikalamt, das der Kürenzer MGV musikalisch mitgestalten wird. Eigentlich sei daran seine Frau schuld, klärt Lübeck auf. "Warum fahrt ihr nicht mal nach Metz", habe ihn seine Frau ermuntert. Am Ende der Bemühungen des Organisationstalents stand die Einladung für die feierliche Mitgestaltung der Messfeier. Niveauvolle und anspruchsvolle Chorliteratur pflegt der MGV nicht erst in diesen Tagen, sondern die Kürenzer legten die Messlatte schon immer etwas höher als andere. So verwundert es keineswegs, wenn der stimmlich außerordentlich gut besetzte MGV beste Kritiken bekommt für seine Leistungen und die Teilnahme am kulturellen Geschehen. Ältere Sänger erinnern sich noch gut an die vor langer Zeit eingeführten Sprech- und Atemübungen vor den Proben, als andere Chöre an so etwas noch nicht dachten: "Damals kamen wir uns ein bisschen blöd vor, heute gehört diese Art des Warmsingens zum Standard", sagt einer. Bis auf den heutigen Tag bezahlt macht sich, was vor Jahrzehnten als Grundstock gelegt wurde: Eine mit Nachdruck betriebene Nachwuchsarbeit in den 60er Jahren und danach. Durch die jugendlichen Sänger handelte sich der Chor den scherzhaften Beinamen "Kürenzer Kinderchor" ein. An der Weitsicht vergangener Zeiten partizipiert der Verein (sieben erste Tenöre und zehn zweite Tenöre, zehn erste Bässs, sieben zweite Bässe) bis heute (Inaktive über 240). In den 60er Jahren standen über 500 Mitglieder (davon 100 Sänger) in den Mitgliederbüchern. Andere Männerchöre stehen weit schlechter da als die Sänger aus dem Stadtteil, der im nächsten Jahr die Landesgartenschau beherbergen wird. So ein Großereignis gibt Auftrieb - auch den Sängern. Disziplin und noch mal Disziplin, lautet auch heute noch das Gebot der Stunde: Wer dreimal ohne triftigen Grund beim Proben fehlt, bei dem wird nachgefragt. "Wir müssen dran bleiben. Jeder ist uns wichtig", sagt der Vorsitzende. Trotz positiver Entwicklung: Wunschlos glücklich ist der MGV bei weitem nicht. Ein paar jüngere Sänger täten dem Chor sehr gut, meint Lübeck, um postwendend Wunsch zwei zu formulieren: In Kürenz fehle ein ordentlicher Raum für öffentliche Veranstaltungen. Eine Lösung käme allen Vereinen zu Gute, auch einem geplanten Großereignis im Jahr 2005. Mehr verraten will Lübeck (noch) nicht. Vorgänger Maximini ergänzt: "Wenn die Kürzenzer weiter als hinter die Bahngleise müssen, dann wird's schwierig." Morgen in "Kürenz - ganz nah": Dichter und Denker - Toni Breiling im Portrait.

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