Stars, Sternchen und der Schatz im Silbersee

TRIER. Freunde des feinen Humors schnalzen mit der Zunge: Die KG Heuschreck schüttet auch in dieser Session wieder kübelweise Spott aus. In der Traumfabrik nach dem Motto "Hollywood in Trier" werden "Filmstars" wie FDP-Chef Guido Westerwelle, der CDU-Bundestagsabgeordnete Peter Rauen oder Oberbürgermeister Helmut Schröer mit bissigen Seitenhieben bedacht und zu närrischen Statisten degradiert.

Wer je daran gezweifelt hat, dass die älteste Trierer Karnevalsgesellschaft stets das beste und professionellste Programm zu bieten hat, der sieht sich spätestens nach der aktuellen heuschrecklichen Galasitzung eines Besseren belehrt. Bei der Premiere am Samstag in der proppevollen Europahalle tanzt das Narrenvolk sogar auf den Stühlen - womit Tenor Thomas Kiessling eine (Wett)-Kiste Bier gegen Mundart-Sänger Helmut Leiendecker gewonnen hat.Lokale Darsteller im grellen Schweinwerferlicht

Mal feinfühlig, mal hintersinnig, mal derb, aber nie unter die Gürtellinie gehend, ziehen die Aktiven so manchen Hauptdarsteller aus der Bundes-, der Landes- und der Kommunalpolitik durch den Kakao. Der exzellente Heuschreck-Chor macht sich elegant über "Freundschaften" zwischen Angela Merkel und Edmund Stoiber oder den hiesigen CDU-Vortänzern Peter Rauen und Christoph Böhr her. So trällert Sänger "Beck" ein Liedchen über den Verlierer des Kandidaten-Rennens zur Landtagswahl mit dem Refrain "Rauen, du darfst nicht weinen, es gibt im Leben nicht nur das Eine". Kurz darauf wird FDP-Frontmann Guido Westerwelle als Liebhaber des eigenen Geschlechtes entlarvt, wenn es tönt "Ich bin von Kopf bis Fuß auf Männer eingestellt". Lokale Laiendarsteller rücken in der Traumfabrik ebenfalls ins grelle Scheinwerferlicht. Der unverwüstliche Fischers Maathes alias Helmut Haag spannt in seiner Büttenrede einen Bogen von der Landesgartenschau über Millionenverluste der gbt ("Wenn´t om de gbt gar geht, vill Geld vom Winde war verweht, ö Jülich waor neist mieh ze holen, wei fehlen siewen Millionen. Dä Schröer, dat duuht dem ziemlich weh, sucht wei de Schatz öm Silwersee") bis hin zum Stromausfall, den City-Scouts, dem Müll-Debakel um Entsorger Herhof und dem Moselstadion. Fischers Resümee: "Euch Bürjer fällt daozu nur inn: Ö welchem Film sönn eich dann drin? Mer brauch nöt böss nao Hollywood - ön Trier öß't genausu guut!" Als alternatives Prinzenpaar berichten Didi I. vom Dreifinger-Joe (Dieter Lintz) und Prinzessin Alexandra VI. von der Hafenmelodie (Alexander Houben) den Narren ihre Sessions-Erlebnisse. Bei "Besuchen im Rathaus" entpuppen sich OB-Anwärter Georg Bernarding als mieser Redner, Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch als Fachfrau für Frisuren nach Vorbild Angela Merkels und Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink als Prinz Uli I. von den Weight Watchers. Vor den liebevoll gestalteten Kulissen der Traumfabrik Hollywood - Filmplakate und -sequenzen, riesige Kameras, zwei lebensgroße "H´Oscars" - zelebrieren auch Sitzungspräsident Harald Reusch, "Doof Nuss" Klaus Baer sowie "Produzent" Stephan Morbach große Auftritte. Reusch verhöhnt den Deutschland-Film des Berliner Gruselkabinetts als chaotischen Streifen, Morbach zeigt dem Publikum auf, wie "Pate" Uli Hoeneß und "Kleopatra" Verona Feldbusch beim Casting für den zu drehenden Heuschreck-Klassiker kläglich gescheitert sind. Und "Doof Nuss" weiß zu erzählen, wie er im Media-Markt eine "Kamaaaara" für 16 Prozent gekauft hat - "ich bin doch nicht blöd!" Fünf Stunden große Unterhaltung auf den Brettern, die die Welt bedeuten, beschert die Filmcrew dem Publikum. Eine famose Show, bei der selbst kritische Journalisten wie der Verfasser dieser Zeilen ihr Fett abbekommen. Heuschreck halaudi!

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