Steine auf der Autobahn

TRIER. Eine Aufführung des Kinder- und Jugendtheaters Speyer auf der Landesgartenschau bietet Stoff zum Nachdenken. Das Stück "Stones" erzählt die wahre Geschichte zweier 14-Jähriger, die Steine von einer Autobahnbrücke werfen und damit den Tod eines Menschen verursachen.

Zwei Jugendliche, cool, immer einen flotten Spruch auf den Lippen und voller überschüssiger Energie sind es, die im Mittelpunkt des Stücks stehen. Sie verbindet eine ungleiche Beziehung. Der Größere gibt den Ton an, der Kleinere muss dem Anderen durch Mutproben beweisen, dass er seiner Freundschaft würdig ist. Zum Umgang miteinander gehören eine rüde provozierende Sprache und Andeutungen gewaltsamer Auseinandersetzungen, mit denen der Stärkere seine Macht demonstriert. Noch wirkt alles wie ein Spiel, teilweise sogar witzig. Die Zuschauer, 14- bis 15jährige Schüler, lachen häufig. Doch das Lachen bleibt ihnen im Halse stecken, als die Handlung eine dramatische Wendung nimmt. Aus Mutproben werden kriminelle Handlungen. Die beiden Freunde, überzeugend gespielt von Christoph Heiner und Thomas Ruff, verüben einen Einbruch, versuchen eine Katze anzuzünden und töten schließlich einen Menschen durch Steinwürfe von einer Autobahnbrücke. Das geht unter die Haut. Zwischenrufe aus dem Publikum signalisieren Abscheu. Doch das Geschehen auf der Bühne geht weiter. Der zur Mutprobe Angestiftete, von Gewissensbissen geplagt und plötzlich der Tragweite seiner Handlung bewusst, stellt sich der Polizei und nennt den Mittäter. Außer seinem Gewissen quälen ihn daraufhin Albträume, weil er die Freundschaft verraten hat. Ein langes Gerichtsverfahren folgt, dessen möglicher Ausgang von zwei Polizisten diskutiert wird. Sollen die Täter zur Verantwortung gezogen werden oder haben sie genug gelitten und verdienen eine zweite Chance auf ein normales Leben? Das Urteil der Schüler im Publikum fällt zunächst eindeutig aus: "Schuldig, verurteilen", rufen sie. Das Stück endet mit einem Freispruch. Der Anstifter und potenzielle Wiederholungstäter triumphiert, der Mitläufer sieht die einsame Ehefrau des Todesopfers und weiß, dass ihn seine Schuld ein Leben lang verfolgen wird. Die Schüler sind bewegt und beginnen eine Diskussion von hoher gesellschaftlicher Aktualität. Aus Sicht des Opfers provoziert das milde Urteil ihren Widerspruch. Sie fordern Konsequenzen. Aus Sicht Gleichaltriger überdenken sie die Lebensperspektive der Täter im Fall einer Strafe. Im Gespräch wird deutlich, dass sich Beziehung und Motivation der Theaterfiguren mit Erfahrungen aus dem Alltag der Schüler decken. Damit erhält das Stück eine weitere Dimension. Weitere Termine: Freitag, 24. September und 1. Oktober jeweils um 10 Uhr, Samstag, 25. September und 2. Oktober jeweils um 15 Uhr im Lotto-Forum.

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