Steine gegen das Vergessen

TRIER. (cofi) Sie funkeln in der Sonne, und der Schritt stockt, wenn man auf die kleinen, ins Straßenpflaster eingelassenen Betonwürfel mit den glänzenden Messingtafeln trifft. Die Stolpersteine sollen in Trier als Form des täglichen Gedenkens an die Opfer des NS-Regimes vom Kölner Künstler und Initiator der bundesweiten Aktion, Gunter Demnig, in den Weg gelegt werden.

Rund 4000 Stolpersteine hat Gunter Demnig in vielen deutschen Städten verlegt. Der Künstler hat viel zu tun, denn nicht nur die Arbeit im Atelier nimmt seine Zeit in Anspruch, auch die Aktionen vor Ort begleitet der Kölner immer selbst. Deswegen wird es wohl noch bis zum nächsten Jahr dauern, dass Demnig die ersten Stolpersteine in Trier setzen wird. "Ein passendes Datum", findet Markus Pflüger von der Arbeitsgemeinschaft Frieden, die das Projekt nach Trier holen will. Denn dann jährt sich zum 60. Mal das Ende des Zweiten Weltkrieges. Unauffällig sind die Stolpersteine, zehn mal zehn Zentimeter groß, ein Denkmal von unten. Mit ihnen kehren die Opfer des Nationalsozialismus - Juden, politische Opfer, Kriegsdienstverweigerer, Deserteure, Sinti und Roma, Homosexuelle, Euthanasieopfer und Geistliche - symbolisch an ihre letzten Wohnorte zurück. Denn in die glänzenden Messingplatten hat Demnig manuell die Gedenkinschrift geprägt. "Hier wohnte...", steht darauf zu lesen, dann folgt der Name, das Geburtsjahr und Informationen über das weitere Schicksal, Deportation und Tod, weitaus seltener Überleben oder Flucht.Persönliche Erinnerung

Entscheidend dabei ist die persönliche, individuelle Erinnerung an die Namen der Opfer, genau dort, wo die Ausgrenzung begonnen hat. Die AG Frieden hat sich Hilfe beim Historiker Thomas Schnitzler geholt, der beim Aufspüren von Lebensgeschichten und Daten in Archiven und Deportationslisten Zugang zu vielen sonst verschlossenen Quellen hat. Bei verschiedenen Institutionen erbitten die Mitarbeiter am Trierer Projekt ebenfalls Unterstützung. Außerdem sind sie auf der Suche nach Angehörigen, die ihre Zustimmung zur Aufnahme ihrer Verwandten in die Liste für das geistige Stolpern geben. "Es gab rund 400 jüdische Mitbürger in Trier und etwa 100 geschätzte andere Opfer", so Markus Pflüger. Ihnen will auch der Kürenzer Kulturverein wieder einen Namen geben und bemüht sich um das Stolperstein-Projekt. In Kürenz sollen die ersten sechs Steine an der Ecke Domänenstraße/Brühlstraße verlegt werden. Bisher haben sich 24 Paten für Stolpersteine in Trier gefunden. Für 95 Euro kann jeder eine Patenschaft übernehmen, symbolisch oder ganz gezielt für ein bestimmtes Opfer. Spenden für Stolpersteine an die AG Frieden e.V., Sparkasse Trier, BLZ 58550130, Konto-Nr. 113746. Infos unter 0651/ 9941017.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort