Streiten ohne Faust in der Tasche

TRIER. (mc) Streit, der in Gewalt ausartet, ist zwar an der Tagesordnung, doch es geht auch anders. Können auch Kinder ihre Gefühle beherrschen? Die Kindertagesstätte Trimmelter Hof setzt auf das Programm "Faustlos".

18 Kinder hocken um Stephanie Kieffer herum und betrachten ein Foto: Ein Mädchen ist darauf zu sehen. Es wirkt unsicher. Vor ihr liegt ein Junge, er massiert sich den rechten Arm. Offenbar ist er hingefallen oder gestoßen worden. Caroline ist Schuld. "Ihr geht es nicht gut", vermutet die kleine Celine. Erzieherin Kieffer fragt, ob das Mädchen den Jungen verletzen wollte. "Nein", schallt es aus den Kehlen. Frederick meint, das Mädchen sollte dem Jungen die Hand geben und sich entschuldigen. Reden ist Silber, Schweigen ist Gold, heißt ein Sprichwort. Das gilt nicht immer. Seit September 2004 setzt die Kita Trimmelter Hof das "Faustlos"-Programm um. Heidelberger Wissenschaftler haben aufgrund eines Vorbildes aus den USA eine deutsche Version für Kindergärten und Schulen entwickelt. Gearbeitet wird mit großformatigen Fotos. Anhand von alltäglichen Erlebnissen - etwa wenn ein Kind einem anderen einen Stift wegnimmt, ohne zu fragen - sollen Kinder lernen, dass es eine Alternative zum Hauen geben kann. Ziel ist es, den Jungen und Mädchen soziale Kompetenz mit auf den Weg zu geben, damit sie mit ihren Gefühlen korrekt umgehen lernen - und in einer für sie ärgerlichen Situation nicht gleich impulsiv reagieren. Die Eltern sind mit eingebunden. Sie sollen sich mit ihren Kindern stärker auf die Gefühlsebene begeben, bittet Kita-Leiterin Ulrike Schmitt. "Wenn man mehr über Gefühle weiß, kann man besser mit anderen klar kommen." Rollenspiele und ständiges Üben sollen sicherstellen, dass das Erlernte nicht gleich wieder vergessen wird - eine zusätzliche Anforderung an die Pädagogen, wie Kieffer bestätigt. Alle 14 Tage kommen neue Lektionen dran. Erste Fortschritte gibt es bereits. Kieffer: "Die Kinder sprechen über ihre Probleme. Und sie suchen Hilfe bei den Erzieherinnen." Die 130 Kinder der Kindertagesstätte sind nicht die Einzigen in Trier, die sich mit "Faustlos" beschäftigen. Auch die Feyener Kolleginnen setzen "Faustlos" ein, in Trier-West und Pallien hat sich kürzlich ein Arbeitskreis (der TV berichtete) gebildet.

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