Studenten auf der Straße

TRIER. Zum Wintersemester werden mehrere tausend junge Leute ihr Studium an der Uni Trier beginnen. Doch wo soll man sie unterbringen? Die 1488 Wohneinheiten des Studierendenwerks Trier sind bereits jetzt alle weg. Dessen Chef Andreas Wagner spricht von der "Oktoberpanik" und appelliert an private Vermieter, Zimmer anzubieten.

Wer studiert, muss ungeachtet seiner akademischen Eignung oder Motivation zuerst einmal wohnen. Viele Studiengänge beginnen in den Wintersemestern, weshalb die Universitätsstädte von Studienanfängern gestürmt werden, die verzweifelt eine Bleibe suchen. Drei Zimmer, Küche und Bad sind wegen des knappen studentischen Geldbeutels nur sehr selten gefragt. Man sucht die kleine und günstige Studentenbude - doch das Angebot ist begrenzt. In einer solchen Situation lernt ein professioneller Zimmervermittler Schicksale kennen. "Ich hatte hier schon Leute sitzen, die sagten, dass sie für ein Zimmer wirklich alles tun würden", sagt Andreas Wagner. Er leitet das Studierendenwerk Trier, das sowohl kostenlos Zimmer vermittelt als auch selbst Wohnraum anbietet. Aber: "Unsere Wohneinheiten sind schon komplett belegt", meldet Wagner. "Dabei wissen viele Studienanfänger noch gar nicht, dass sie nach Trier kommen und demzufolge hier ein Zimmer brauchen." Das liegt an der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS), die ihre Zulassungsbescheide erst Mitte September an die Bewerber verschickt. "Wir brauchen dringend die Unterstützung von Vermietern in Trier und im hochschulnahen Umland", sagt Wagner. "Vorhandener Wohnraum sollte dringend dem Studierendenwerk gemeldet werden". Das eventuell vorhandene Vorurteil, Studenten seien chronisch pleite und machten nächtens aus ihrer Bude eine dröhnende Mini-Disko, kann der Chef des Studierendenwerks absolut nicht bestätigen. "Im Gegenteil", sagt Wagner. "Viele Trierer vermieten seit Jahrzehnten an Studenten und schätzen sie als pünktliche Zahler und belebendes Element in der Innenstadt." Das Studierendenwerk hat die Zimmervermittlung quasi zur Kunstform erhoben. "Wir vermitteln nicht nur", so der Chef. "Wir selektieren, steuern und filtern." Die Bedürfnisse der potenziellen Vermieter werden ebenso berücksichtigt wie die Wunschvorstellungen der Studenten.Der gute Geist der Zimmervermittlung

Ein Fall aus der täglichen Praxis: Eine junge Frau marschiert durch die Tür des Studierendenwerks und sucht verzweifelt ein Zimmer. Alle Angebote des Wohnungsmarkts sind viel zu teuer, die Wohnanlage ist mal wieder voll. Dennoch kein Problem, denn zu Wagners Team gehört Anni Rodermund, der gute Geist der Zimmervermittlung. "Sie erinnert sich in einem solchen Fall sofort daran, dass eine ältere Dame aus dem Avelsbacher Tal ein Zimmer angeboten hat, dass sie aber nur an eine junge Frau vergeben will." Aus welchen Gründen auch immer. Schnell sind beide zusammengebracht. Das Studierendenwerk wird Ende 2007 auf dem Petrisberg 106 neue Wohneinheiten zur Verfügung stellen. "Bis dahin brauchen wir dringend die Unterstützung von privaten Vermietern", sagt Wagner. Diesem Appell schließt sich auch Universitäts-Präsident Peter Schwenkmezger an: Nur wer gut wohnt, könne effektiv studieren. Die Zimmervermittlungsstelle ist werktags von 8 bis 16 Uhr (freitags nur bis 14 Uhr) unter 0651/2013550 erreichbar.Wie ist Ihre Meinung zum Thema? Schreiben Sie uns. Ihre Zuschrift sollte maximal 30 Zeilen à 30 Anschläge lang sein und bis heute, 14 Uhr, vorliegen. Fax: 7199439; E-Mail: echo@volksfreund.de

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