Trier - Oase der Ruhe im Studenten-Aufstand?

Bundesweit macht der Protest von Studenten gegen schlechte Studienbedingungen Furore. Nur an der Uni Trier ist von Aufruhr bislang wenig zu spüren. Das könnte sich am heutigen Aktionstag ändern. Um 13 Uhr soll eine Vollversammlung das weitere Vorgehen beraten.

 Sitzplatz am Boden: Uni-Alltag in Trier. TV-Foto: Friedemann Vetter

Sitzplatz am Boden: Uni-Alltag in Trier. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Es brodelt an deutschen Unis. Und auf dem Campus in Tarforst? Große Plakate vor der Cafeteria - aber sie weisen nur auf verlängerte Essenszeiten hin. Menschentrauben vor der Mensa - sie drängen sich um einen Poster-Stand. Flugblatt-Verteiler - sie werben für die "Discoboys" im Forum. Da endlich: "Aktion" verspricht ein Stand im Jura-Foyer. Fehlalarm: Es geht um das Gratis-Abo eines Fachmagazins.

Man muss schon ins Asta-Café herunterklettern, um ein großes Protest-Transparent zu finden. Die Welle des studentischen Ärgers hat in Trier noch keine Flut-Stärke erreicht. Dabei war vergangenes Jahr hier ordentlich Alarm, sogar mit einer Straßenbesetzung.

Warum sieht es in Trier noch anders aus als selbst in Provinz-Unis wie Landau? Hochschulreferent Vincenzo Sarnelli vom Allgemeinen Studierenden-Ausschuss vermutet, dass viele Trierer Studenten "zufriedener sind als im Vorjahr". Nicht mit den Studienbedingungen im Allgemeinen oder den neuen Studiengängen, sondern mit einer gewissen Entzerrung der Lehrveranstaltungen, die es erleichtert, einen Platz zu ergattern. So fehlt der extreme Leidensdruck, und "ein bisschen Resignation", sagt Sarnelli, "kommt auch dazu".

Die neuen, verschulten Bachelor-Studenten haben keinen Vergleich mit der früheren Art des Studierens, und die Älteren haben wenig Neigung, sich die Köpfe der "Erstis" zu zerbrechen.

So wie Madeleine und Robert, die kurz vor dem Examen stehen. "Das betrifft uns nicht mehr", sagen sie. Es gibt auch Neu-Studenten wie Selina, die es "gar nicht schlecht" findet, dass sie einen Stundenplan wie in der Schule abzuwickeln hat. "Dann faulenze ich wenigstens nicht", meint die 20-Jährige.

Studentenvertreter Sarnelli hält dagegen: Gerade die selbstständige Auswahl und Zusammenstellung bei Studienplänen sei "wichtig für das Erwachsenwerden". Er macht sich Sorgen, "was am Arbeitsmarkt aus denen wird, die nach sechs Semestern Schmalspurstudium in den Beruf sollen".

Das Unbehagen teilen viele der Betroffenen. "Es geht nur noch mit ‚Augen zu und durch'", ärgert sich Drittsemester Leo. Er kann vergleichen: Sein älterer Bruder studiert noch "normal". Alte Uni-Hasen wie die wissenschaftlichen Mitarbeiter Bärbel Junk und Oliver Windgätter sehen noch einen anderen Grund für die Zurückhaltung in Trier: Weil es hier keine Studiengebühren gibt, sei man eher bereit, überfüllte Veranstaltungen hinzunehmen.

Vincenzo Sarnelli hofft trotzdem darauf, dass sich heute bei der Vollversammlung um 13 Uhr im Audimax möglichst viele Studierende der bundesweiten Protestbewegung anschließen. Konkrete Aktionen soll ein "AK Protest" vorschlagen.

In Göttingen und Tübingen, sagt der Asta-Vertreter, sei es auch erst sehr ruhig gewesen. Aber dann "ging der Protest spontan so richtig los".

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