Trier auf dem Weg ins Grüne

TRIER. Zehn Jahre nach seiner bundesweiten Einführung könnte der grüne Pfeil für Rechtsabbieger nun auch in Trier seinen Siegeszug antreten. Der Stadtrat bekundete grundsätzliches Interesse an der Neuerung, will aber jeden Einzelfall genau prüfen.

"Eine breite sozialistische Mehrheit" stellte Oberbürgermeister Helmut Schröer nach einer munteren, ohne den üblichen Bierernst geführten Rats-Debatte um den grünen Pfeil fest. Das Verkehrs-Relikt aus der alten DDR scheint nun auch an der Mosel langsam in Mode zu kommen. SPD-Sprecher Rainer Lehnart demonstrierte Soll-Übererfüllung und erfreute den Rat mit einem ausführlichen Schnellkurs über Grundlagen, Vor- und Nachteile der Abbiege-Regelung. Sie sei in Fachkreisen nicht unumstritten, werde sie doch von unerfahrenen Verkehrsteilnehmern häufig mit dem "normalen" Abbieger-Pfeil auf der Ampel verwechselt und könne so unversehens zur "Gefährdung schwächerer Verkehrsteilnehmer" führen. Dabei muss man sich schon anstrengen, um den grünen Pfeil in der Ampel, der das Abbiegen im Rahmen der üblichen Schaltungen ermöglicht, mit dem grünen Pfeil auf einem Extra-Schild neben der Ampel zu verwechseln. Letzterer erlaubt das Rechtsabbiegen auch dann, wenn die Ampel rot zeigt - allerdings nur dann, wenn die Kreuzung frei ist, wovon sich der abbiegewillige Verkehrsteilnehmer durch kurzes Stoppen zu überzeugen hat. Das klingt kompliziert, hat sich aber an der Abfahrt von der Ehranger Autobahnbrücke bereits Stau-dämpfend ausgewirkt. Die Autofahrer nutzen den Pfeil keineswegs, wie verschiedentlich befürchtet, um einfach durchzubrettern. Die Sorgfaltspflichten würden "allgemein eingehalten", hat CDU-Sprecher Gilbert Felten beobachtet. Daraus leiteten CDU und UBM den gemeinsamen Vorschlag ab, weitere Grün-Pfeile einzuführen und beim Kaiserthermen-Kreisel damit anzufangen. Schließlich könne man damit "unnötiges Halten vermeiden", prognostizierte UBM-Chef Manfred Maximini.Kaiserthermen-Kreisel als Test-Objekt

Das wiederum ging den Grünen einerseits zu weit, andererseits nicht weit genug. Vor einem konkreten Projekt wolle man erst im Ausschuss über das Kleingedruckte reden, befand Clement Atzberger. Aber wenn, dann könne man auch gleich richtig zulangen: Warum man überhaupt Ampeln an einem Kreisel brauche, fragte der Grüne. Dieser Debatte gingen die anderen Fraktionen freilich lieber aus dem Weg. Unter Mithilfe des Oberbürgermeisters fand man einen Kompromiss, der dem Antrag schließlich eine ZK-Mehrheit von satten 100 Prozent bescherte: Ein grundsätzliches Ja zum grünen Pfeil, aber eine Einzelberatung im Ausschuss nach Prüfung durch die Verwaltung. Dass nun die Liberalisierung auf dem Kreuzungs-Markt in Trier zum Massen-Phänomen wird, steht allerdings nicht zu erwarten: Dezernentin Christiane Horsch wies darauf hin, dass auch die übergeordneten Behörden in jedem Fall ihr Plazet geben müssen. Für Autofahrer, die gerne an traditionellen Gewohnheiten festhalten, hielt Pfeil-Experte Lehnart eine weitere Beruhigungspille bereit: Der grüne Pfeil bedeute zwar das Recht auf Abbiegen bei Rot, keineswegs aber die Pflicht. Wer lieber auf Grün warte, versicherte der Sozialdemokrat, dürfe das auch weiterhin tun. Fragt sich nur, was der Hintermann dazu sagt.

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