Triers Straßen sind für Kinder gefährlich

Trier · Fußgänger leben in Trier gefährlich – besonders Kinder. Das behaupten die Grünen und fordern die Stadtverwaltung zu einem „Umdenken in der Mobilitätsplanung“ auf. Die Polizei Trier bestätigt: Die Zahl der bei Unfällen verletzten Kinder steigt nach einem Rückgang wieder.

Ein Autofahrer wird am frühen Morgen von der noch tief stehenden Sonne geblendet. Er sieht den Vierjährigen nicht, der zusammen mit seiner Mutter aus der Hubert-Neuerburg-Straße kommt und den Zebrastreifen auf der Hohenzollernstraße überqueren will. Das Kind wird angefahren und schwer verletzt. Dieser tragische Unfall von vergangener Woche hat die Grünen motiviert, die Sicherheit von Kindern auf den Trierer Straßen zu thematisieren.

"Durch hohe Verkehrsbelastung, hohe Geschwindigkeiten und oft eine unübersichtliche Verkehrsführung kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen für Fußgänger", betont die Ratsfraktion. "Besonders Kinder sind in hohem Maße gefährdet." Die Grünen leiten daraus konkrete Forderungen ab: "Tempo-30-Zonen sind für uns in allen Wohngebieten ein Muss", sagt Anja Reinermann-Matatko, die Verkehrsexpertin der Stadtratsfraktion. "Sie senken den Lärmpegel und sorgen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr."

Diese These ist umstritten, die Polizei äußert sich vorsichtig: "Ich bitte um Verständnis, dass wir in Zeiten des Wahlkampfs keine Stellungnahme zu Forderungen der politischen Parteien abgeben", sagt Sabine Bamberg, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Trier. Die grundsätzliche Aussage der Grünen dagegen bestätigt sie: "Kinder gehören auch aus Sicht der Polizei zu den Hauptrisikogruppen. Die Zahlen sprechen für sich."

Das tun sie in der Tat. Die Zahl der im Straßenverkehr verletzten Kinder steigt: 2012 wurden im Trierer Stadtgebiet 25 Kinder bei Unfällen verletzt, 2013 waren es 34. Von den 25 im Jahr 2012 verletzten Kindern waren 14 nicht als Beifahrer in einem Unfallauto unterwegs, sondern zu Fuß oder mit dem Rad auf den Trierer Straßen. 2013 waren 25 der 34 verletzten Kinder keine Beifahrer, sondern selbst Verkehrsteilnehmer.

Parallel zur Polizei und den Grünen weisen auch weitere Quellen auf Gefahren für Kinder auf den Trierer Straßen hin. Im Familienatlas, der vom Sozialforschungsinstitut Prognos im Auftrag des Bundesfamilienministeriums erstellt wurde, gilt die Stadt Trier als "strukturschwache Region für Familien" - die schlechteste von neun Einstufungen. Nur 29 Kreise und kreisfreie Städte fallen in diese Kategorie, deren Charakter der Familienatlas so definiert: "Hier werden weder durch die Infrastruktur noch durch die Rahmenbedingungen Anreize für Familien gesetzt, in diese Regionen zu ziehen oder in ihnen zu bleiben." Ein Indikator ist die Anzahl der unter 15-jährigen Kinder, die im Straßenverkehr verletzt oder getötet wurden. Hier landet Trier auf Rang 388 von insgesamt 402 Kreisen und Städten.

Der Kinderunfallatlas wird von der Bundesanstalt für Straßenwesen herausgegeben. Seine zweite Ausgabe vergleicht Unfalldaten von 2006 bis 2010. Trier landet bei der Unfallquote von Kindern bis 15 bundesweit auf dem viertletzten Platz. Statistisch gesehen erleiden 3,38 von 1000 Kindern in der Römerstadt einen Unfall. Schlechter waren nur noch Landau, Frankenthal und Speyer. Im Vergleich mit 412 Städten und Kreisen steht Trier bei den Unfällen, an denen Kinder als Fußgänger beteiligt waren, weit hinten auf Platz 350.

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