Tschüss, geliebtes altes Südbad

So, wie es jetzt ist, erlebt es seine letzte Saison: Das Südbad wird im nächsten Jahr saniert. Die Besucher bedauern, dass sie sich 2009 einen anderen Platz zum Sommerverbringen suchen müssen.

Trier. Es ist der erste wirklich warme Sommertag seit Wochen. Bepackt mit Wolldecke oder Strandmatte, Proviant und Spielzeug kommen sie im Auto, zu Fuß oder auf dem Fahrrad, mit Bollerwagen oder Strandtasche; allein, zu zweit, als Familie oder mit vielen Freunden steuern sie auf den Eingang zu. Das Südbad ruft.

Neue Sprungtürme erwünscht



Doch in diesem Jahr ist es nicht so wie in den vergangenen. Das lang Diskutierte steht nun fest: Es ist die letzte Saison in dem Bad, so wie es jetzt ist. Im nächsten Jahr bleibt es wegen Sanierungsarbeiten geschlossen. 2010 soll dann alles in neuem Glanz erstrahlen.

Fabian Leiendecker hofft, dass dann auch die Sprungtürme neu sind. "Der wackelt ja schon, wenn man Anlauf nimmt", sagt der 14-Jährige und führt es direkt vor. Er kommt jeden Tag mit seinen Freunden ins Südbad, wenn er Ferien hat. "Wir springen und ,chillen' auf der Wiese, wie man das heute so nennt", erklärt er seine Wortwahl entschuldigend. "Schon schade, dass das Südbad kleiner werden soll." Aber die Großen würden halt machen, was sie wollen. Auf dem Springturm stehen jetzt Michael Dewald und Patrick Kaschke. Beide sind 22 Jahre alt, braungebrannt und haben blond gefärbte Haare. Sie stehen mit den Zehenspitzen am Rand des Sprungbretts, betrachten ihre Muskeln und beraten sich über die beeindruckendste Sprungvariation. Es dauert lange, bis sie endlich springen. Von der anderen Seite des Beckens ruft ihr Kumpel Pierre Pinsard spöttisch: "Und dafür macht ihr so'n Gedöns?!"

Die drei kommen oft ins Südbad, wenn sie Urlaub haben. Hier seien immer viele nette Menschen; "Leute, die wir kennen". Wohin sie nächste Saison gehen, müssen sie noch beraten. Aber wenn dann alles saniert ist, kommen sie wieder, um ihre Sprungvariationen weiter auszubauen. "Hoffentlich wird dann die Hose nicht mehr blau", sagt Patrick und blickt an sich herunter auf die weiße Badehose. Der Boden des Schwimmbeckens färbe ab.

Auch Eintracht-Torwart-Legende Charly Schröder ist an diesem Tag im Freibad und genießt seinen "wohlverdienten Ruhestand", wie er betont. "Ich freu mich immer über schönes Wetter", sagt der Braungebrannte und beißt genüsslich in seine mitgebrachten Tomaten. Was er am Südbad schön fände? Da kommt er richtig ins Schwärmen. "Die Liegewiese ist toll, es ist so schön ruhig hier, direkt vor der Haustür…" Er sei gerne hier, sagt er mit einem wohligen Ton in der Stimme. Gemütlich streckt er sich auf seiner Liege aus. Schade, dass er nächstes Jahr woanders sein Quartier aufschlagen muss.

Die Wasserfläche soll kleiner werden



Der Sanierung kritisch gegenüber stehen Chantal Lentes und Christina Reitz. Die beiden Zwölfjährigen finden es "voll doof",dass das Bad 2009 nicht öffnen wird, und "voll blöd", dass die Wasserfläche kleiner werden soll. Es sei doch so schön, wie es jetzt ist.

Auf das neue Kinderbecken im Eingangsbereich freut sich Sandra Coulon. Sie kommt oft mit ihrer neunjährigen Tochter hierher. "Wir wohnen direkt nebenan." Angst hat sie allerdings vor höheren Eintrittspreisen. Doch wer zum Ausgang geht und sich den Rost an den Rutschen, die abblätternde Farbe am Eingangsgebäude und das nicht mehr ganz moderne Orangebraun der Umkleiden anguckt, sieht dem Bad seine 51 Jahre an. EXTRA Besucherzahlen 2008: Juni: 12 215 Juli: 13 868 Spitzentage waren der 1. Juli mit 4070 und der 2. Juli mit 4527 Gästen. (ves)Hintergrund Sportamtsleiter und Schwimmmeister freuen sich auf das sanierte Südbad: "Die Bagger sollen 2009 anrollen", sagt Robert Kufs, Leiter des Sportamtes Trier. Soweit stehe die Planung schon fest. Auch wenn das vorliegende Angebot im PPP-Verfahren bis Anfang August noch ausgewertet wird, lautet der Plan weiterhin: Bis März 2010 soll alles fertig sein. Die Badesaison 2009 fällt in Triers Südbad also aus. Saniert werden soll die gesamte Technik des Bades. Zudem werden das Eingangsgebäude und der Gastronomiebereich saniert, ein neues Kinderbecken kommt in den Eingangsbereich. Verkleinert wird hingegen die Wasserfläche. Im Schwimmerbecken wird es statt acht nur noch fünf Bahnen geben, das vordere Becken wird etwas verengt. Doch die Sanierung sei dringend notwendig, so Kufs. Er kennt dieses unsichere Gefühl seit Jahren: "Halten die Rohre oder nicht?" Der Rohrbruch 2008 war zum Glück vor der Saisoneröffnung, aber Schwimmmeister Frank Brandscheid fürchtet den Tag, an dem morgens kein Tropfen mehr im Becken ist. "Wir werden mit Sicherheit noch häufig sagen ‚Weißt du noch damals'", sagt Brandscheid, "aber die Vorfreude auf das sanierte Bad überwiegt gegenüber der Sentimentalität." (ves)

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