Über Wasser halten

TRIER. Wer wenig Geld hat und dennoch studieren will, muss einen langen Atem haben. Bis zu sechs Monate vergehen zwischen Beantragung der Ausbildungsbeihilfen und deren Auszahlung. Besonders hart trifft dies finanziell schlechter gestellte Studierende.

"Wir versuchen es jedes Jahr aufs Neue, aber es klappt nicht", meint Ulla Schmidt, Sachbearbeiterin im Bafög-Amt. Allein über ihren Tisch liefen bis jetzt 570 Anträge, und das, so sagt sie, seien noch längst nicht alle. Dieses Jahr sei in Trier mit insgesamt 5300 Bafög-Antragstellern zu rechnen, berichtet Peter Denis, Leiter des Bafög-Amtes. Dies liege auch an der Änderung des Bundes-Ausbildungs-Förderungsgesetzes (Bafög). Hier wurde vor zwei Jahren der Berechtigtenkreis erheblich erweitert.Mitarbeiterzahl erhöht

Deswegen sei bereits vor einem Jahr die Zahl der Mitarbeiter von acht auf neun erhöht worden, die Anzahl der Neuanträge sei allerdings weiter überproportional gestiegen. So sei eine zusätzliche Verlängerung der Wartezeiten zu befürchten. Doch aus eigener Kraft sei es der Uni nicht möglich, eine weitere Stelle zu finanzieren. "Dieses Jahr ist das Budget erschöpft", sagt Klaus Hembach, Verwaltungschef der Universität. Dabei ist die Ausbildungsförderung grundsätzlich zur Unterstützung von Studierenden aus einkommensschwächeren Schichten gedacht. Gerade dieser Personenkreis sei von den langen Wartezeiten besonders betroffen. Daher versuchen viele Studierende, durch Nebenjobs ihren schmalen Geldbeutel etwas zu füllen - was das Studium erheblich verlängern kann. "Irgendwie kriegt man das noch hin, aber nicht mehr lange", meint Sarina Soleimani, die seit August auf ihr Geld wartet. Sie hat sich erst einmal einen Job gesucht, aber ihr Tag ist verplant mit Lehrveranstaltungen, Klausuren und Übungen. "Da bleibt nicht so viel Zeit zum Arbeiten", sagt sie. Aus diesem Grunde wandte sie sich an die Studentenvertretung (AStA) der Uni Trier. Hier wurde ihr mit einem einmaligen zinslosen Kredit geholfen. "Das schafft ein wenig Luft", befindet Soleimani. Doch auch dieser Sozialfonds ist bald ausgeschöpft. Die Sozialreferentin des AStA, Julia Wirtz, hat für die Unterstützung bedürftiger Studierender nur noch 9100 Euro zur Verfügung. "Bei einer einmaligen Zahlung von 580 Euro, dem derzeitigen Bafög-Höchstsatz, bleibt dann nicht mehr viel Spielraum", erläutert sie. "Eigentlich hätte jeder Bedürftige die Möglichkeit, bis zu dreimal einen Antrag auf dieses Darlehen zu stellen, aber das Geld ist ja nun nicht da."Protestbriefe ans Ministerium

Mit Protestbriefen an das zuständige Ministerium für Bildung, Wissen und Weiterbildung und der Bitte um eine außerordentliche Finanzhilfe versucht der AStA, seinen Beitrag zur Lösung dieses Problems zu leisten. Verwaltungschef Klaus Hembach, Kanzler der Universität Trier, sieht allerdings eine gewisse Entspannung im nächsten Jahr. "Es sind weitere Mittel für die gesamte Universität zugesagt." Dies käme dann auch dem Bafög-Amt zugute. Seiner Meinung nach bleibe die Finanzlage der Uni dennoch prekär. Große Sprünge seien nicht mehr drin, aber man müsse sich auf der anderen Seite auch den Landeshaushalt anschauen.

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