Unbürokratische Hilfe für Grundschüler in Trier-Süd

TRIER. Auf Messers Schneide stand bis zuletzt die "volle Halbtagsschule" für die Schüler der Matthias-Grundschule im neuen Schuljahr. Der Grund: Mainz bezuschusst die kleine Lösung der Ganztagsbetreuung weniger großzügig. Das ließ die Finanzen des Fördervereins zwischenzeitlich ins Trudeln geraten. Doch der neue Vorsitzende des Fördervereins Robert Walther fand bei allen Beteiligten offene Ohren und unbürokratische Lösungen. "Das neue Schuljahr kann kommen!", freut sich Walther jetzt.

Seit Januar 2006 ist Robert Walther neuer Vorsitzender des "Vereins der Freunde und Förderer der Matthias-Grundschule Trier, und er ist selbst Vater einer Tochter in der Grundschule. Anfang der 1980er-Jahre gegründet, um den Bustransfer ins Schwimmbad, Ausflüge und Klassenfahrten zu vergünstigen oder das Kopiergeld der Erst- bis Viertklässler bezahlbar zu halten, hat sich das Spektrum des Fördervereins deutlich erweitert. Inzwischen sichert der Verein auch die Betreuung und Verpflegung der Schüler nach dem Unterrichtsende ab. "Vor allem für berufstätige Eltern oder allein Erziehende ein wichtiges Argument, die Kinder zu uns zu schicken", sagt Walther. "Wir wollen vermeiden, dass die Kinder schon gleich als ABC-Schütze zum Schlüsselkind werden." Um das Betreuungsangebot für die Grundschuleltern gleichwohl bezahlbar zu halten, ist der Verein auf die regelmäßige Zahlung der Vereinsbeiträge der Eltern angewiesen. Und erst recht auf öffentliche Zuschüsse. Diese fließen nach den Worten Walthers zum einen von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) als auch vom städtischen Hochschulamt. Betreuung und Essen in der Zeit zwischen Schulschluss bis 14 Uhr kosten die Eltern 24 Euro im Monat. Knackpunkt ist der Zeitraum von 14 bis 17 Uhr. Mitglieder des Fördervereins zahlen pro Kind für die Betreuung und Verköstigung 110 Euro, Nichtmitglieder 125 Euro. "Ein Betrag, den nicht jeder so einfach aufbringen kann!" Drei Hilfkräfte kümmern sich um die Kinder

Prekär wurde die Lage zum Schuljahresende im Frühsommer, weil durch zu spät gestellte Anträge bei der Bezuschussung der Betreuung zwischen 14 und 17 Uhr ein Vereinsdefizit im "vierstelligen Bereich" aufgelaufen war. Immerhin beschäftigt der Verein drei Kräfte, die sich um die Kinder nach Unterrichtsschluss kümmern und zahlt angeliefertes Essen von der Lebenshilfe. Walther gibt den schwarzen Peter auch nach Mainz weiter. Nach seinen Worten fließen für die so genannte "volle Halbtagsschule" die Fördermittel aus Mainz deutlich geringer als für die "volle Ganztagsschule". "Dabei redet doch jeder davon, dass man Eltern unterstützen will, wo es nur geht und über die Vereinbarkeit von Berufstätigkeit und Kinder!" Die gezahlten Elternbeiträge und das Vereinskapital reichten am Ende nicht aus, das Loch zu stopfen. "Wir standen davor, die Vereinsbücher schließen zu müssen. Doch wir wollten für die Schulkinder kämpfen!" Walther appellierte an die Eltern und war sich nicht zu schade, auch Bettelbriefe zu schreiben. Seine Bitte verhallte nicht: Von der Sparkasse flossen zum Beispiel 500 Euro, von der Wohnungsbau und Treuhand AG (GBT) kamen 1500 Euro und von den Stadtwerken weitere 250 Euro. Auch das städtische Hochschulamt zeigte sich unbürokratisch und aufgeschlossen. Es bewilligte weitere 1000 Euro für das Schuljahr 2005/ 2006. "Obwohl kein Rechtsanspruch darauf bestand", sagt Walther. Und nicht nur das: Zwei Elektroherde, die eigentlich zum Inventar des Vereins gehören, wurden von der Stadt zurückgekauft. Derzeit steht die Betreuung wieder auf gesicherten Füßen. Damit es zu ähnlichen Engpässen nicht noch einmal kommt, sind weitere Aktionen des Vereins geplant: Organist Alfons Müller-Kranich wird für den Förderverein ein Orgelkonzert anbieten, der FFC St. Matthias will den Erlös aus einem Freundschaftsspiel spenden, man will sich mit einem Flohmarkt am Straßenfest "Im Nonnenfeld" beteiligen. Und der "Kreis für alte Musik" will im Frühjahr 2007 speziell zu Gunsten des Fördervereins und des Ganztagsangebots musizieren.

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