Unglaublicher Zufall

Für drei Monate kam Unise Bangura aus Afrika nach Deutschland. Vollkommen unerwartet fand er in Trier seinen Halbbruder Yayah wieder. Die beiden Afrikaner aus Sierra Leone hatten sich seit mehr als 20 Jahren nicht mehr gesehen.

Trier-Tarforst. (as) "Bei uns in Afrika sagen wir: Gott ist wunderbar. Alles kann passieren", erzählt Unise Bengura. Dass sich diese afrikanische Weisheit für den 31-Jährigen aus Sierra Leone in Deutschland bewahrheiten würde, damit hätte er nicht gerechnet: Überraschend fand Unise Bengura in Trier seinen Halbbruder Yayah wieder.

Eigentlich war Unise Bengura nur zum Urlaub und Sprachtraining aus Afrika nach Deutschland gereist. "Ich wollte Zeit mit meiner Freundin verbringen", erzählt er.

Er und Daniela Boutahari aus Tarforst sind seit eineinhalb Jahren ein Paar. In Unise Benguras Wahlheimat Gambia haben sich die Deutsche und der Afrikaner kennen gelernt.

In Trier angekommen, erinnerte sich Unise Bengura an seine familiären Wurzeln. "Ich wusste, dass mein Halbbruder vor 20 Jahren nach Deutschland gegangen war." Doch wo genau im Land sein Bruder lebt, wusste er nicht.

"Auf gut Glück haben wir dann einfach mal im Trierer Telefonbuch nachgeschlagen", erzählt Daniela Boutahari.

Und siehe da: In Trier war eine Familie mit dem Nachnamen Bengura eingetragen. "Ich war mir aber sicher, dass er das nicht sein kann", erinnert sich Unise Bengura. Seine Nachforschungen gingen also weiter. In einem Afrika-Geschäft in der Trierer Innenstadt wird er schließlich fündig. Dort kennen die Betreiber seinen Halbbruder.

"Ich konnte es nicht fassen", erzählt Unise Bengura. Beim ersten Telefonat mit seinem Halbbruder Yayah verfliegen dann seine Zweifel. "Ich habe ihm einfach ein paar Testfragen über unsere Familie gestellt, und die konnte er alle beantworten", schmunzelt er. Auch für Yayah Bengura war es eine große Überraschung, seinem Halbbruder in Trier gegenüber zu stehen. "Ich habe Unise das letzte Mal gesehen, als er sechs Jahre alt war", sagt der 50-Jährige.

Damals wohnten sie noch beide bei ihrem gemeinsamen Vater unter einem Dach. Als Yayah Bengura auf einem Schiff anheuerte und später nach Deutschland auswanderte, verloren sich die beiden aus den Augen.

Das soll sich jetzt ändern. In den letzten vier Wochen haben sich die beiden Afrikaner regelmäßig getroffen.

Baldiges Widersehen trotz großer Entfernung



Beim Blättern im Fotoalbum oder gemeinsamen Kochabenden versuchen sie, die vergangenen 25 Jahre aufzuholen. Viel Zeit blieb ihnen dazu aber nicht.

Denn mittlerweile musste Unise Bengura Trier schon wieder verlassen. "Mein Touristenvisum erlaubt es mir leider nur, drei Monate in Deutschland zu bleiben", erzählt er. Mit etwas Glück kann er bald mit einem neuen Visum wieder nach Deutschland reisen.

Unise Bengura ist zuversichtlich, dass er seinen Halbbruder und seine Freundin in naher Zukunft wiedersehen wird. "Ich glaube schließlich daran, dass alles passieren kann."

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