Unübersehbarer Trend

Wenn ein kleiner Mittelständler heutzutage auf sich hält, dann begleitet er seine Geschäftstätigkeit mit verlässlichen Markt-Analysen. Schließlich muss er wissen, wie sich seine Kundschaft entwickelt. Das Groß-Unternehmen Stadt Trier mit 1500 Mitarbeitern und 100 000 Stammkunden setzt lieber auf statistische Heimarbeit, basierend auf arg unzulänglichen Rahmendaten. Das kostet wenig, liefert aber auch sehr interpretationsfähige Zahlen. Es ist schon kurios, wenn eine gemeinsam wohnende Vater-Mutter-Kind-Familie mangels Trauschein der Eltern in der Statistik als Ein-Personen-Single-Haushalt nebst allein erziehender Mutter mit Kind erscheint. Und doch: Selbst wenn man alle Unwägbarkeiten abzieht, ist der Trend nicht zu übersehen. Immer mehr Trierer leben allein, immer mehr Kinder wachsen ohne Geschwister auf, immer öfter sind die traditionellen Familienbande durchschnitten. Scheidung und Trennung gehören zum Alltag, Senioren sind nur noch im seltensten Fall in die Familie integriert. Die gesamtgesellschaftliche Entwicklung hat in der katholischen Bischofsstadt vielleicht etwas später, aber nicht minder heftig eingeschlagen als anderswo. Kommunalpolitik, die die Zukunft gestaltet, müsste sich intensiv mit allen Facetten dieser Entwicklung auseinander setzen. Einzelhandel und Wohnungsbau, Kindergärten und Schulen, Kultur-, Gesundheits- und Sozialeinrichtungen: für alle diese Bereiche diktiert die Bevölkerungsstatistik die Rahmendaten der künftigen Entwicklung. Wer jetzt die Weichen richtig stellt, kann fatale Fehlentwicklungen vermeiden. Vielleicht investiert die Stadt ja deshalb mal ein paar Euro, meinetwegen aus der frisch gewonnenen Gewerbesteuer, in eine gescheitere Datenbasis. d.lintz@volksfreund.de

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