Verehrung im Morgengrauen

TRIER-WEST/PALLIEN. Versteckt im Wald am Hang des Markusberges unterhalb der Mariensäule steht die kleine Maria-Hilf-Kapelle. Sie ist vor allem im Mai das Ziel zahlreicher Christen. Dort feiern sie zu Ehren der Mutter Gottes an jedem Tag des Marienmonats in aller Frühe den Gottesdienst.

Die Geschichte des kleinen Gotteshauses, das mit der Mariensäule und dem Stationsweg ein Gesamtensemble bildet, geht bis weit ins 19. Jahrhundert zurück. Nachdem die Marienverehrung ab 1854 durch die Verkündigung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis Mariens durch Papst Pius IX. wieder neu auflebte, fand sich eine Gruppe gläubiger Trierer Katholiken zusammen, die diesem Ereignis ein Denkmal setzen und der erneuerten Marienverehrung augenscheinlichen Ausdruck verleihen wollten. Die Bürgerinitiative trug bald Früchte. Geld wurde gesammelt, Grundstücke gekauft, Handwerker und Architekten planten. 1860 wurde der Grundstein der Mariensäule gelegt. Nach sechs Jahren Bautätigkeit wurde das Denkmal eingeweiht und einige Monate später eine Stiftung gegründet, die sich der Pflege und Erhaltung der Mariensäule widmen sollte. Dieser Stiftung schenkten oder vermachten mehrere Bürger Grundbesitz und Geld mit der Auflage, nicht nur eine Wegeverbindung aus Pallien zur Säule, sondern auch eine Kapelle zu errichten. Die Grundsteinlegung der Maria-Hilf-Kapelle fand 1867 statt, 1868 wurde das Gotteshaus eingeweiht. Damals befand sie sich auf dem Gebiet der Pfarrei St. Antonius, seit 1936 gehört sie zu Christ-König. Bis heute ist die Kapelle ein Ort der aktiven Marienverehrung. Reihum richten dort die Trierer Stadtpfarreien im Mai werktäglich um 6 Uhr morgens Gottesdienste aus. Die Gestaltung des jeweils ersten und letzten Gottesdienstes obliegt Pater Josef Kahmann von der Heimatpfarrei Christ-König. Am 1. Mai finden sich in jedem Jahr bis zu hundert Gläubige an der Maria-Hilf-Kapelle ein. Sie kommen nicht nur aus Pallien oder Trier-West, sondern aus allen Trierer Stadtteilen. Seit mehreren Jahrzehnten pilgert sogar eine Gruppe aus Trierweiler und Sirzenich zu Fuß zur Kapelle. "Das Vertrauen auf die Hilfe Mariens ist bis heute lebendig. Und so hat die Kapelle eine große Bedeutung für die Menschen, um sich voll Vertrauen und voll Ehrfurcht an Maria zu wenden", sagt Pater Kahmann. Besonders in schwierigen Zeiten hat das Gebet am Mai-Altar Trost und Kraft gegeben. Die Kapelle selbst ist entstanden, nachdem eine Cholera-Epidemie in Trier grassierte. Auch in Kriegsjahren suchten Christen Schutz in der Fürbitte und der Verehrung der Gottesmutter.Heute St. Ambrosius, morgen St. Michael

"Die Begrüßung, wenn man sich bei den Gottesdiensten wieder trifft, ist sehr herzlich. Wir freuen uns das gesamte Jahr darauf, hierher zu kommen", erklärt Waltraud Pick. Dabei schrecke sie weder Wind noch Wetter. Denn die besondere Atmosphäre des Ortes entsteht gerade dadurch, dass die Mai-Andachten unter freiem Himmel abgehalten werden. "Ich bin das erste Mal in Trier zu Besuch. An dem Gottesdienst hier oben teilzunehmen, war ein sehr schönes, inniges und intensives Erlebnis", sagt Barbara Leu. Noch bis einschließlich Samstag, 29. Mai, finden werktags um 6 Uhr die Freiluft-Gottesdienste an der Maria-Hilf-Kapelle statt. Die Messe heute (Mittwoch) richtet die Pfarrei St. Ambrosius aus, morgen ist St. Michael an der Reihe.

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