Vereinsziel: Gute Nachbarschaft

FEYEN-WEISMARK. Auf gute Nachbarschaft - die Siedler von Feyen leben sie vor: Rund 220 Bewohner aus acht Straßen sind in der "Siedlergemeinschaft Trier-Feyen 1932" zusammengeschlossen.

 Das Trio an der Spitze der Siedlergemeinschaft: Alois Alt, Rosi Hilsemer (Mitte), Heidi Schmitt. Foto: Marcus Stölb

Das Trio an der Spitze der Siedlergemeinschaft: Alois Alt, Rosi Hilsemer (Mitte), Heidi Schmitt. Foto: Marcus Stölb

Wenn Rosi Hilsemer von ihrer Kindheit berichtet, dann klingt das ein wenig nach der Zählung im Streichelzoo. Die Feyenerin erzählt von Schaf, Schwein und Ziege und von den 45 Kaninchen und Hühnern, mit denen sie in den 30er und 40er Jahren aufwachsen ist. Das Mädchen Rosi war eines von vielen Kindern in der Straße "Am Irscher Hof", und dort lebt die Schatzmeisterin der Siedlergemeinschaft Trier-Feyen 1932 auch heute noch; denn "hier kriegt mich niemand mehr weg". In der ersten Hälfte der 30er Jahre entstand auf dem Feyener Plateau eine Siedlung von und für Arbeitslose und Kinderreiche. Im Rahmen eines Beschäftigungsprogramms mussten alle mit Hand anlegen. Wer wo einziehen durfte, entschied dann das Los. Die Bewohner hatten sich zudem dazu verpflichtet, nach Einzug in die Häuser Kleinvieh zu halten. So verfügte bis in die 50er Jahre hinein jedes Haus über seinen eigenen Tierbestand. "Eine Wiese konnten sie vergeblich suchen", erinnert sich Alois Alt, der zweite Vorsitzende der Siedlergemeinschaft. Denn wo Land war, wuchs Gemüse und standen Obstbäume. So versorgten sich die Siedler praktisch selbst. 18 Reichsmark Monatsmiete mussten sie dennoch berappen, und als 3050 Mark bezahlt waren, konnten die Häuser überschrieben werden. So wurden aus Mietern Eigenheimbesitzer. "Wir leben hier ein wenig dörflich und doch nah an der Stadt", schildert Heidi Schmitt, die Vorsitzende der Siedlergemeinschaft, den Standortvorteil. Doch es sei vor allem der Zusammenhalt untereinander, der die Lebensqualität ausmache. Auf Du und Du sei man zwischen Pfahlweiher und Bildstock, Reutersfeld und Hofacker. Und Alois Alt, der 1954 in die Siedlung einheiratete, zu der auch Weismark, Griffenborn, Bornewasserstraße und eben der Irscher Hof zählen, schwärmt noch heute von den offenen Armen, mit denen er damals aufgenommen wurde. Die gute Nachbarschaft und Gemeinschaft "erhalten, pflegen und fördern" - das hat sich der Verein zum Ziel gesetzt. Rund 250 Mitglieder zählt die Siedlergemeinschaft derzeit, geboten werden von der Maiwanderung über den Seniorennachmittag bis zur Weihnachtsfeier zahlreiche Aktivitäten. Zudem können sich Mitglieder ab ihrem 70. Geburtstag auf Geburtstagsgrüße- und Präsente freuen. Doch die Siedler verstehen es nicht nur zu feiern, sondern wollen auch die "gemeinsamen Interessen gegenüber Außenstehenden" vertreten. Mit bislang mäßigem Erfolg, wie Rosi Hilsemer einräumt. Grund: "Die Stadt hat hier noch nie etwas gemacht. Wir werden wie Stiefkinder behandelt." Zu schaffen machen den Siedlern vor allem Raser auf der Straße "Zum Pfahlweiher": Die marode Piste wird trotz Schlaglöchern und vereinzeltem Kopfsteinpflaster zunehmend als Schleichweg genutzt. Der Hintergrund: Die frühere Franzosensiedlung wurde für den Durchgangsverkehr komplett gesperrt. Die Siedlergemeinschaft sieht sich nun als Opfer verkehrsberuhigender Maßnahmen in anderen Teilen Feyens. Auch die viel zu schmalen und zum Teil zugewachsenen Bürgersteige in der Straße "Zum Pfahlweiher" verärgern die Siedler. Doch der Namensgeber der Straße treibt den Verein auch in anderer Hinsicht um: Denn der Pfahlweiher liegt nur wenige hundert Meter von der Siedlung entfernt im Mattheiser Wald. Wo Rosi Hilsemer früher spielte, gelangen die Feyener indes heute nur auf Umwegen hin. Denn ortsansässige Kleingärtner blockieren bislang den vorhandenen Weg in den Wald. Bei ihrem Mai-Ausflug mussten die Siedler deshalb erst zum Mariahof fahren, um von dort aus durch das geplante Naturschutzgebiet zu wandern. Für den Verein ein Unding: "Wir wollen unseren eigenen Zugang wieder", fordert deshalb Rosi Hilsemer. Morgen in unserer Stadtteil-Serie: der Bericht vom Feyen-Weismarker Ortsgespräch gestern Abend.

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