Vergangenes für die Zukunft erhalten

TRIER. Auf 384 Seiten 270 Jahre jüdische Geschichte in Trier zu erzählen - das schafft ein neues Buch über den jüdischen Friedhof an der Weidegasse. In dem Band hat die Forscherin Annette Haller die 547 Grabstätten dokumentiert und die Inschriften übersetzt.

 Neue Publikation: Zusammen mit Benz Botmann (links), Vorsteher der Jüdischen Kultusgemeinde, und dem Herausgeber Gunther Franz von der Trierer Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, hat die Judaistin Annette Haller in den Trierer Viehmarktthermen ihr neues Buch "Der Jüdische Friedhof an der Weidegasse in Trier" vorgestellt.Foto: Jutta Edinger

Neue Publikation: Zusammen mit Benz Botmann (links), Vorsteher der Jüdischen Kultusgemeinde, und dem Herausgeber Gunther Franz von der Trierer Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, hat die Judaistin Annette Haller in den Trierer Viehmarktthermen ihr neues Buch "Der Jüdische Friedhof an der Weidegasse in Trier" vorgestellt.Foto: Jutta Edinger

"Im Mittelalter wurden die Juden auf dem heutigen Viehmarkt bestattet": An die wechselvolle Geschichte der Trierer Juden erinnerte bei der Vorstellung der Dokumentation in den Viehmarkt-Thermen Benz Botmann, Vorsteher der Jüdischen Kultusgemeinde.Der seit 1652 bezeugte jüdische Friedhof an der Weidegasse diente bis 1922 als Friedhof. Er blieb in der Nazizeit unzerstört. Ab 1922 wurde der Hauptfriedhof zur letzten Ruhestätte der Trierer Juden. Als ältester Friedhof der Stadt Trier ist der alte jüdische Friedhof ein Kulturdenkmal zur Geschichte der Trierer Juden. Seit 1999 steht er unter Denkmalschutz.Ulrich Holkenbrink, Kulturdezernent der Stadt Trier, betonte, dass der Friedhof als Denkmalzone ausgewiesen und unter Schutz und Pflege durch die Stadt gestellt sei. Dass der Friedhof erhalten bleibt, sei nicht nur Angelegenheit der öffentlichen Stellen, sondern auch das Anliegen vieler Trierer Bürger. Wichtig sei daher, dass das Buch preiswert zu erwerben sei und so auch von Schulen im Geschichts- und Religionsunterricht benutzt werden könne. Das Kultur- und das Baudezernat der Stadt unterstützten das Projekt.Für Joachim Glatz vom Landesamt für Denkmalpflege, das das Buchprojekt finanzierte, sind "jüdische Friedhöfe oft die einzigen Anzeichen jüdischer Geschichte in unseren Städten", in denen die Synagogen zerstört wurden.Als "Glücksfall" bezeichnete Herausgeber Professor Gunther Franz von der Trierer Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit die Leitung des Projekts durch die Triererin Annette Haller. Durch den Druckkostenzuschuss des Lan-desamts für Denkmalpflege könne das Buch preiswert angeboten werden und werde so nicht nur in den Händen von Wissenschaftlern und in den Regalen von Bibliotheken landen.Die Autorin des Buches, Annette Haller, leitet die "Germanica Judaica. Kölner Bibliothek zur Geschichte des deutschen Judentums e. V.".Auffällig an dem Friedhof auf dem rund 3500 Quadratmeter großen Grundstück mit 547 Grabstellen ist die Diskrepanz zwischen einem alten Teil - vom Eingang aus gesehen links - und dem neuen Teil. Im neuen Teil sind die Grabsteine geordnet aufgestellt. Das älteste Grab ist aus dem Jahr 1686. Auch die Grabstätten des Großvaters und des Urgroßvaters von Karl Marx sind erhalten.Annette Haller wünscht sich, dass die Daten aus ihrem Buch von anderen Forschern als "Steinbruch" genutzt werden. Die Dokumentation der Grab-steine und Inschriften, wie sie jetzt in Buchform vorliege, sei von großer Bedeutung, weil sich bereits innerhalb weniger Jahre die Grabinschriften durch Verwitterung, Umwelteinflüsse und gewaltsame Einwirkungen verändern und damit unkenntlich werden könnten.Zum Abschluss der Buchpräsentation in den Viehmarktthermen sang Daniel Botmann fünf jiddische Lieder, begleitet von Isaak Salomon am Piano, der auch zur Eröffnung des Abends gespielt hatte. Bei Wein und traditionellem Gebäck fanden die ersten druckfrischen Exemplare des Buches ihre neuen Besitzer."Der jüdische Friedhof an der Weidegasse in Trier" von Annette Haller ist im Paulinus Verlag erschienen. Das Buch mit 384 Seiten ist zum Preis von 24 Euro im Buchhandel erhältlich.

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