Vermisstenfall Tanja: Neue Kommission, neuer Chef
Sieben Monate nach dem mysteriösen Verschwinden der Trierer Studentin Tanja Gräff wird die bei der Polizei eingerichtete Sonderkommission Fachhochschule aufgelöst. Die Ermittlungen würden aber fortgesetzt, heißt es - mit einem neuen Chef an der Spitze.
Trier. Knapp zwei Jahre noch, dann verabschiedet sich der Chef der Trierer Mordkommission, Bernd Michels, in den Ruhestand. "Bis dahin", das hat der 61-jährige Erste Kriminalhauptkommissar in den letzten Monaten immer wieder betont, "will ich diesen Fall gelöst haben. Ich bin wild entschlossen." Der Fall, den Michels meint, hat im letzten Jahr bundesweit für Schlagzeilen gesorgt: Anfang Juni verschwand die 21-jährige Studentin Tanja Gräff vom Sommerfest der Trie rer Fachhochschule unter bislang nicht geklärten Umständen. Trotz eines zumindest in der Region beispiellosen Ermittlungsaufwands der Polizei und Dutzender Such-Aktionen fehlt von der jungen Frau immer noch jede Spur.
Dem zollen jetzt auch die Fahnder Tribut: Nachdem die ursprünglich 30-köpfige Sonderkommission Fachhochschule bereits vor etlichen Wochen personell abgespeckt wurde, soll die Soko diese Woche ganz aufgelöst werden. Das sagte Polizeisprecherin Monika Peters gestern auf Anfrage unserer Zeitung. Laut Peters werden die Ermittlungen im Vermisstenfall Tanja aber fortgesetzt, statt einer Soko FH gebe es jetzt eine Ermittlungskommission (EK) FH.
Und was ist der Unterscheid zwischen einer EK und einer Soko? "Das hat mit der Größe zu tun", erklärt Polizeisprecherin Monika Peters. "Die Ermittlungskommission ist die kleinere Form der Sonderkommission." Die EK FH bestehe aber immer noch aus "gut einem Dutzend Beamtinnen und Beamten". Deren Chef allerdings ist nicht mehr der bisherige Soko-Leiter Bernd Michels, sondern der bis dato zumindest öffentlich kaum in Erscheinung getretene Kriminalhauptkommissar Christian Soulier.
Warum wurde mit dem Kommissionsnamen auch der Chef ausgetauscht? "Bernd Michels ist Kommissariatsleiter und hat damit auch andere Aufgaben wahrzunehmen", sagt Polizeisprecherin Peters. Zudem sei der Vermisstenfall Tanja nicht der einzige Fall, den Michels bearbeite. Der Wechsel an der Kommissionsspitze sei überdies im Einvernehmen mit Michels selbst und dem Leitenden Oberstaatsanwalt Horst Roos beschlossen worden, sagt Peters.
Bernd Michels war für eine Stellungnahme gestern telefonisch nicht erreichbar. In Polizeikreisen wird der Wechsel an der Kommissionsspitze allerdings als "nicht ungewöhnlich" bezeichnet. "Wenn einer zu lange an einem Fall sitzt und es tut sich nichts, ist er einfach ausgebrannt", sagt ein Insider. "Neue Besen kehren dann einfach gut."
Den Leiter der Trierer Mordkommission dürfte der Wechsel dennoch ein wenig fuchsen. Wird der Vermisstenfall Tanja bis zu Michels Pensionierung tatsächlich noch gelöst, war es dann jedenfalls nicht mehr sein Fall.
