Verspätetes Sommertheater

TRIER. Hauskrach bei den Trierer Grünen: Im Vorfeld der Kommunalwahl 2004 gibt es Auseinandersetzungen um die Nachrücker auf der Stadtratsliste. Von "Hinterzimmermauschelei" ist die Rede.

Für Außenstehende hat der Knatsch fast kuriose Züge. Ihren Ausgangspunkt nahmen die Querelen im Juli, als die Grüne Stadträtin Uschi Britz (Foto) erwog, ihr Mandat abzugeben.Aus persönlichen Gründen, wie sie rückblickend versichert, und mit der Perspektive, nach einem Jahr "Ruhepause" zur nächsten Kommunalwahl wieder anzutreten. Ihren Halbtagsjob als Fraktionsgeschäftsführerin wollte sie allerdings behalten.Mandatwechsel nicht einfach

Angesichts der dünnen Personaldecke der Grünen und heftiger Fluktuationen auf der 1999 aufgestellten Liste ist ein Mandatswechsel bei der Öko-Fraktion nicht ganz einfach. So würde als Britz-Nachrücker der frühere Grüne Bundestagskandidat Rainer Landele in den Stadtrat einziehen, der aber inzwischen längst aus der Partei ausgetreten ist.Landele sieht sich nun im Mittelpunkt einer "Übung in Mauschelei", wie er dem Kreisvorstand und der Stadtratsfraktion per E-Mail mitteilte. Statt den Vorstand zu informieren und die Frage basisdemokratisch abzuklären, habe Britz ihn angerufen und ihn ultimativ gedrängt, binnen kurzer Frist über seine Bereitschaft zum Nachrücken zu entscheiden.Sonnenplatz sichern

Sogar mit einem weiteren Nachrücker habe man bereits gesprochen, ohne dass die Partei informiert worden sei. Rainer Landeles Vermutung: Es gehe hierbei um "Winkelzüge der alteingesessenen Mandatsträger, um ihren Sonnenplatz auf der Kommunalwahl-Liste gegen junge, aufstrebende Kräfte zu sichern".Die derart Kritisierten stellen Landeles Verdacht in Abrede. Es habe sich lediglich um eine "Sondierung" gehandelt, sagt Uschi Britz.Inzwischen habe sie von ihren Rücktritts-Erwägungen wieder Abstand genommen. Ihr Kollege Gerd Dahm macht aus seinem Ärger über Landeles Attacke keinen Hehl, vermutet seinerseits bei dem früheren Bundestagskandidaten persönliche Motive.Eine Abschottung der Fraktion gegen Nachwuchs sei "völliger Quatsch", man sehe potenzielle neue Stadtratskandidaten "herzlich gerne". Im Übrigen gebe es zwischen den Ratsmitgliedern und der Parteibasis "keinerlei Dissens".Bei Parteisprecherin Corinna Rüffer klingt das etwas anders. Es gebe "zweifellos einen gewissen Unmut" in der Partei, weil Britz versäumt habe, den Vorstand von ihren Plänen zu unterrichten. Von einem "großen Krieg" bei den Grünen könne man allerdings "auf keinen Fall reden". Die Differenzen habe man in einem gemeinsamen Gespräch beigelegt.Gesteigerter Gesprächsbedarf

Auch Reiner Marz, Landtagsabgeordneter und Übervater der Trierer Grünen, bemüht sich, die Wogen zu glätten. Er habe vom vorgesehenen und dann wieder zurückgenommenen Britz-Rücktritt "noch nichts Offizielles gehört", betont der Landtagsabgeordnete. Seine Sicht der Dinge: Partei und Fraktion müssten "darüber reden, ob dieser Weg so sinnvoll ist".Auch Marz räumte "Unmut bezüglich der Zusammenarbeit Partei-Fraktion" ein. Man müsse "schauen, was an der grundsätzlichen Kritik dran ist".So haben die Trierer Grünen nun offenbar gesteigerten Gesprächsbedarf. Warum aber Uschi Britz einerseits zurücktreten, andererseits dann doch im Amt bleiben wollte, warum Rainer Landele zum großen Rundumschlag ausholte, warum die Fraktion nur eitel Sonnenschein sieht, die Partei aber allerlei Wolken - diese Fragen bleiben nach dem verspäteten Sommertheater der Trierer Grünen einstweilen offen.

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