Völkerfreundschaft beim Zwiebelschneiden

TRIER. (mc) Völkerfreundschaft geht bekanntlich durch den Magen: Gemeinsames Kochen steht daher ganz oben auf einer "To do"-Liste studentischer Tutoren, die im Auftrag des Trierer Studierendenwerks die Integration ihrer ausländischen Kommilitonen fördern sollen.

Seit Beginn des Wintersemesters kümmern sich sechs Studenten der Trierer Hochschulen speziell um ihre ausländischen Mitstudenten - letztere ebenso wie die Tutoren wohnen in den Uni-Wohnheimen in Tarforst, auf dem Petrisberg und in der Innenstadt. "Jeder Vierte dieser insgesamt 1500 Studenten kommt aus dem Ausland", erklärt Andreas Wagner, Geschäftsführer des Trierer Studierendenwerks (SWT), das die Wohnblocks betreibt. Die Zahl der ausländischen Studenten auf dem Campus werde in den kommenden Jahren noch ansteigen. Die neuen Tutoren setzen ein bisheriges Tutorprogramm der Robert-Bosch-Stiftung fort, für ihre Arbeit erhalten sie eine kleine Aufwandsentschädigung. Finanziert wird das Ganze aus Mitteln des Akademischen Auslandsamtes der Uni Trier und den Mieteinnahmen des Studierendenwerks. Wagner wünscht sich langfristig doppelt so viele Tutoren, zwei pro Wohnheim - derzeit sei dies aus finanziellen Gründen noch nicht machbar. Das SWT verfolgt mit dem Programm das Ziel, die Gäste aus dem Ausland in das soziale Umfeld der Stadt und der Universität zu integrieren. Beispielsweise Ausflüge und Veranstaltungen zum Kennenlernen der Umgebung und anderer Studenten, insbesondere deutscher. Die Tutoren können auch beim Papierkram mit Behörden helfen, sind "Ansprechpartner für die beim Wechsel des Kulturkreises aufkommenden Ängste und Sorgen", wie es die SWT in ihrem Anforderungsbogen beschreibt. In der Praxis haben die Neuankömmlinge vor allem Alltagsfragen auf dem Herzen, hat Tutor Markus Zangl bemerkt. "Da wird etwa nach dem Bügeleisen im Wohnheim gefragt", sagt der Student, selbst in Österreich geboren und noch ganz neu im Tutorenprogramm. Er will Ausflüge in die Stadt organisieren, doch "ein erster Besuch des Weihnachtsmarkts fiel leider buchstäblich ins Wasser". Noch befindet sich das Tutor-Projekt in der Startphase. Beim SWT zeigt man sich jedoch über das bisher Geleistete "sehr zufrieden". Sergiu Armean aus Rumänien erzählt vom Stammtisch für seine Landsleute, andere vermitteln "Sprachtandems" zwischen deutschen und ausländischen Studenten. Die Sprache sei am Wichtigsten für eine erfolgreiche Integration, sagt Student Heiko Peuker und legt gleich noch einen Tipp nach: "Mit gemeinsamen Kochen erreicht man die ausländischen Studenten eher als mit einer Feier, auf der es zu laut zum Sprechen ist." Nicht alle Studenten aus dem Ausland benötigen allerdings eine solche Hilfe - oder wollen sie. Etliche Mieter der Wohnheime würden sich nur in ihrem eigenen Kulturkreis bewegen, sagt Peukers Kollegin Ulrike Hopprich. "Man darf nicht nur Erstsemester ansprechen - sondern muss auch die zu erreichen versuchen, die schon länger in Trier sind."

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