Vom Europäischen Gerichtshof zur Expo in Shanghai

Mit Briefmarken hatte Michael Eiden (43) "eigentlich nie was am Hut". Jetzt gestaltet der Trie rer Grafiker selber welche. Sein philatelistisches Erstlingswerk hat im Wettbewerb um die "schönste Briefmarke Luxemburgs 2008" den dritten Platz belegt. Eidens Marke Nummer drei für das Großherzogtum ist derzeit in Arbeit.

 Hat Luxemburgs „drittschönste Briefmarke 2008“ gestaltet: der Trie rer Michael Eiden. TV-Foto: Roland Morgen

Hat Luxemburgs „drittschönste Briefmarke 2008“ gestaltet: der Trie rer Michael Eiden. TV-Foto: Roland Morgen

Trier/Luxemburg. Michael Eiden gehört zu den Leuten, die beruflich ziemlich erfolgreich sind, aber kein großes Aufheben darum machen. Der Grafik-Designer in Diensten der Trierer Werbeagentur Zink & Kraemer, deren Art-Director er seit 2000 ist, hat für seine Entwürfe schon reichlich Auszeichnungen erhalten - "aber alles Preise, die nur Insidern etwas sagen und für Zeitungsleser relativ uninteressant sein dürften", betont der 43-Jährige in höflich-sympathischem Understatement.

Die jüngste Auszeichnung geht aber nicht auf das Urteil einer Experten-Jury zurück, sondern - und das schmälert den Erfolg in keiner Weise - auf die Meinung von "Normalverbrauchern": Jedes Jahr lässt das Office de Timbres der luxemburgischen Post öffentlich über "die schönste Briefmarke" des Vorjahres abstimmen.

"Ziemlich überraschende und frohe Botschaft" für Michael Eiden: Seine 2008 veröffentlichte 70-Cent-Marke aus Anlass der Einweihung des neuen Palais des Europäischen Gerichtshofs am 4. Dezember landete auf Platz drei (von insgesamt 20). Die Siegerehrung war am Montag und der Preis eine Urkunde.

Für dieses und kommendes Jahr hat Eiden schon wieder jeweils ein "Postes Luxembourg"-Eisen im Feuer. Im vergangenen Juni erschienen ist eine 90-Cent-Marke zum 200. Geburtstag des Erfinders des Punktschriftsystems für Blinde, Louis Braille (1809-1852).

Zwei weitere Eisen im Feuer



Derzeit in Arbeit ist die Briefmarke des Großherzogtums zur Expo 2010 in Shanghai; erneut im Wert von 90 Cent.

Wie kommt er zu dieser Ehre? "Die Luxemburger schätzen die harmonische und unkomplizierte Zusammenarbeit mit unserer Agentur", meint der gebürtige Gerolsteiner, der seit 1990 in Trier lebt und arbeitet.

Die Frage, ob es ihn stolz mache, in hunderttausendfacher Auflage erscheinende Briefmarken zu gestalten und dafür ausgezeichnet zu werden, beantwortet er mit schelmischem Lächeln so: "Es macht mich stolz, dass meine Frau Gabi und unsere Jungs Jan und Tim deshalb stolz auf mich sind."

Das könnten sie aber auch aus anderen Gründen. Denn Eiden kennt man auch als Musiker. In Jugendtagen spielte er in der Gerolsteiner Band "Cop Talk" und bis vor zwei Jahren war er Gitarrist in der inzwischen auseinander gegangenen Gruppe "Junes".

Mit Briefmarken hatte er "bislang eigentlich nie etwas am Hut. Aber ich empfinde es als ungemein spannende Aufgabe, selber welche zu gestalten." Und zu sehen, was daraus wird.

Die Gerichtshof-Marke kursiert ganz international und ist auch schon in abgestempelter Version auf seinem Agentur-Schreibtisch im Palais Kesselstatt in der Trierer Liebfrauenstraße gelandet: Der Wert 70 Cent ist die luxemburgische Gebühr für Briefsendungen ins europäische Ausland.

Blut geleckt? "Ja, durchaus. Ich könnte mir vorstellen, auch mal eine Marke für die Deutsche Post zu entwerfen - oder vielleicht eine Banknote."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort