Vom Mut, der einen Pfarrer unsterblich macht

Trier · Die Evangelische Kirchengemeinde Trier hat am vergangenen Donnerstag Dietrich Bonhoeffers gedacht. Rund 300 Menschen besuchten die Veranstaltung anlässlich seines 70. Todestages. Der Appell: "Wagt den Frieden."

 Beschwingte Musik gegen Gewalt und Leid: Die Combo der BBS GuT untermalt die Gedenkfeier. TV-Foto: Manuel Beh

Beschwingte Musik gegen Gewalt und Leid: Die Combo der BBS GuT untermalt die Gedenkfeier. TV-Foto: Manuel Beh

Foto: Manuel Beh (beh) ("TV-Upload Beh"

Trier. Leise Klänge suchten sich den Weg von der neuen Eule-Orgel der Konstantin-Basilika zu den Ohren der Besucher: Mit seinem Orgelvorspiel eröffnete Adrian Caspari die Gedenkveranstaltung zum 70. Todestag von Dietrich Bonhoeffer.
Pfarrerin Wiebke Dankowski betonte, dass dieser Abend das Werk und das Vermächtnis des Widerstandskämpfers würdigen soll: "Bonhoeffer bot der nationalsozialistischen Diktatur die Stirn und musste dafür sterben - die heutige Veranstaltung soll nachdenklich machen, und zwar in Wort, Bild und Musik."
Den Rahmen bildete eine Videoinstallation von Schülern der Berufsbildenden Schule Gewerbe und Technik Trier (BBS GuT). Darin wurde zu Beginn ein Schwert aus Metall geschmiedet, welches am Ende der eineinhalbstündigen Veranstaltung zu einer Pflugschar umgearbeitet wurde: Ein Instrument des Tötens wird zu einem Instrument des Lebens. Die Trommlergruppe Zuri Kelele begleitete das Video und holte die Geräusche der Schmiede in die Konstantin-Basilika.
Schülerinnen des Schweicher Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums (DBG) trugen zusammen mit dem pensionierten Pfarrer Johannes Metzdorf-Schmithüsen und Kammersänger Franz Grundheber die Lebensgeschichte Dietrich Bonhoeffers vor (siehe Extra).
Dabei konnten die 300 Gäste die Empörung der Mädchen spüren, als sie vom Arierparagrafen sprachen, der die Beschäftigung von Juden und anderer Minderheiten im Dritten Reich untersagte. Unterbrochen wurde der Vortrag von kurzen Videofilmen aus der NS-Diktatur, die Gewalt, Krieg und Verletzte neben dem normalen Alltagsleben zeigten. Paradox gestaltete sich dies durch die Combo der BBS GuT, die begleitend fröhliche Jazz-Musik aus derselben Zeit anstimmte - unbeschwertes Leben steht im Gegensatz zu einem mörderischen Krieg.
Pfarrerin Wiebke Dankowski, die die Veranstaltung organisierte, ist tief beeindruckt von Bonhoeffers Leben und seinem Glauben: "Wie dieser Mensch aus dem biblischen Wort gelebt hat, das ihn zum Widerstand verpflichtete, verdient meine höchste Achtung."
Auch Juanita Niesen, Küsterin der Konstantin-Basilika, verbindet mit dem Widerstandskämpfer einen tollen und mutigen Pfarrer: "Er war der Jugend zugewandt und ein guter Seelsorger - einfach ein idealer Pfarrer." Der Abend beeindruckte Ursula Bömer, machte sie aber auch betroffen: "Als Katholikin habe ich nicht die Beziehung zu Bonhoeffer. Die Konfession ist für mich jedoch unerheblich - was zählt, ist der Glauben."
Die Veranstaltung endete mit einem mahnenden Bild Bonhoeffers, der die Gäste auffordernd ansah: "Wagt den Frieden", ist die Devise.
Am Sonntag, 12. April, um 11 Uhr gedenkt die Evangelische Kirchengemeinde Trier Dietrich Bonhoeffers in einem Gottesdienst in der Konstantin-Basilika.
Extra

Dietrich Bonhoeffer wurde am 4. Februar 1906 in Breslau, heute Polen, geboren. Sein Studium der evangelischen Theologie absolvierte er in Tübingen, Rom und Berlin. Bereits bei einer ökumenischen Tagung 1934 auf der dänischen Insel Fanö warnte Bonhoeffer in seiner Friedensrede vor einem drohenden Krieg. Aktiv gegen das nationalsozialistische Regime wurde er in der Widerstandsbewegung Bekennende Kirche, die das Christentum und die NS-Rassenlehre nicht miteinander vereinbaren konnte. 1943 verhaftete die Geheime Staatspolizei den Theologen, dem seine Widerstandstätigkeit erst ein Jahr später nachgewiesen werden konnte. Am 9. April 1945 wurde Bonhoeffer im Konzentrationslager Flossenbürg erhängt. beh Bonhoeffer ist auch Thema der Kolumne Glaube im Alltag.

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