Von null auf hundert in 18 Monaten

Bernhard Sesterheim hat Wüsten und den Dschungel durchquert; mehr als 200 Kilometer und einen Mount Everest am Stück - alles zu Fuß und mit Zeitlimit. Der 62-Jährige startet weltweit bei Ultramarathons und ist laufend glücklich dabei.

 Tausende Kilometer hat Langstreckenläufer Bernhard Sesterheim zurückgelegt und Stoff für sein Buch „Running Emotions“ zusammengetragen. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Tausende Kilometer hat Langstreckenläufer Bernhard Sesterheim zurückgelegt und Stoff für sein Buch „Running Emotions“ zusammengetragen. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier-Tarforst / Leiwen. "Laufen Sie?", begrüßt mich Bernhard Sesterheim. Er selbst ist leidenschaftlicher Läufer. Sein wöchentliches Training: Ein Marathon - mehr als 230 hat er bislang absolviert - oder auch zwei. Seinen ersten lief er 2000 in Biersdorf - mit 54 Jahren. "Mein erster Volkslauf", sagt Sesterheim, der mit "Running Emotions" ein Buch über seine Sportkarriere veröffentlicht hat.

Die ersten zaghaften Laufversuche startete er 1999, "als ich merkte, wie die Leistungsfähigkeit meines Körpers nachließ. Im Dezember konnte ich noch keinen Kilometer am Stück laufen", erinnert er sich. "Ich bekam einen hochroten Kopf und konnte kaum atmen." Dann kam die Zeit der Triumphe: Erst ein, dann zwei Kilometer; plötzlich gingen acht und 16. "Als ich 21 geschafft habe, habe ich mich sofort für einen Marathon angemeldet."

Seitdem ist der 62-Jährige der Laufleidenschaft verfallen, und beim Marathon ist es nicht geblieben. 2001 lief er seinen ersten Ultramarathon über 76 Kilometer, 2002 die 100 Kilometer von Biel (Schweiz), 2003 den ersten Wüstenmarathon. Solche Strecken können nicht konstant gelaufen werden, weiß der Läufer: "Das ist wie Achterbahnfahren. Mal bist du fliegender Adler, mal kleiner Wurm. Und kurz darauf bist du wieder oben."

Seine längste Strecke: "2006 beim Grand Raid de La Réunion war ich 61,02 Stunden unterwegs", über 140 Kilometer und 9000 Höhenmeter auf schlechtesten Wegen durch zehn Klimazonen. Da seien Halluzinationen inbegriffen. Vielfältige Gefühle kämen hoch: Selbstzweifel, Hoffnung und das Hochgefühl beim Zieleinlauf: "Das ist wie der Gewinn des Jackpots beim Lotto." Wie im Ziel des "Badwater-Ultramarathons" in Kalifornien (217 Kilometer). Oder beim "Ultra Trail du Mont Blanc", der mit dem "Raid" um den Titel des härtesten Bergrennens der Welt konkurriere. "Jedes Jahr gibt es neue Schikanen, immer mehr fallen durch." In diesem Jahr hat es auch Sesterheim erwischt: Er lag an einer "Cut-Off-Stelle" fünf Minuten über der Zeit.

"Moderater Langlauf ist förderlich für die Gesundheit", ist sich der Marathonmann sicher. "Viele Leute leiden an Bewegungsmangel. Aber man soll sich Zeit lassen dabei." Viele seien nur auf Schnelligkeit aus, "egal welche Signale der Körper sendet". Auch er hat sie schon ignoriert. "Heute höre ich darauf. Ich will ja mit 80 Jahren noch Marathon laufen" - und den "Martinique-Monsterlauf".

Sesterheim ist nicht nur auf den Laufstrecken im In- und Ausland unterwegs. Mit seinen Lauf-Geschichten ist er in Internetforen anzutreffen. "Ich bin oft aufgefordert worden, ein Buch zu schreiben", erzählt er, "und das habe ich dann gemacht." Gemeinsam mit Lebensgefährtin Birgit Hagelauer, mit der er in Tarforst lebt, hat er im Selbstverlag seine Lauf-Erlebnisse herausgegeben - voller Emotionen und sehr persönlich. Mit dem Buch - der Untertitel "Laufend glücklich sein" rsei bewusst zweideutig - wolle er Menschen motivieren, sich nicht mit 50 oder 60 Jahren aufzugeben. Er selbst wirkt agil wie ein 20 Jahre Jüngerer.

"Für mich ist Laufen eine Möglichkeit der Bewegung, die mir nachhaltig gut tut." Denn während der Woche sitzt Sesterheim im Büro. In der Leiwener Mühle hat sich der Betriebswirt auf Spezial-Etiketten und Computerzubehör spezialisiert. So bleibt nur am Wochenende Zeit zum Laufen, und Sesterheim verabschiedet sich mit einem: "Vielleicht sehen wir uns bei einem Marathon wieder."Extra Das Buch "Running Emotions - Laufend glücklich sein" von Bernhard Sesterheim ist erschienen im Eigenverlag, hat 280 Seiten und kostet 15 Euro. Das Buch ist erhältlich bei folgenden Buchhandlungen: Der Bücherladen, Interbook, Stephanus und Thalia in Trier und kann bestellt werden im Internet unter www.sesterheim-gmbh.de. Auf dieser Seite sind auch Leseproben zu finden. Bernhard Sesterheim: "Running Emotions - Laufend glücklich sein", Eigenverlag, 280 Seiten, 15 Euro.

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