Weiter Warten auf den Nachmieter

Die Vermietung der leerstehenden Veranstaltungsräume im Palais Walderdorff zieht sich in die Länge. Dabei wollte Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink den neuen Mieter schon in der vorigen Woche verkünden. Doch die rechtliche Prüfung der Verträge ist noch nicht abgeschlossen.

 Hängepartie im Palais Walderdorff: Wer der neue Mieter wird, ist noch immer nicht öffentlich. TV-Foto: Christiane Wolff

Hängepartie im Palais Walderdorff: Wer der neue Mieter wird, ist noch immer nicht öffentlich. TV-Foto: Christiane Wolff

Trier. "Wer der neue Mieter unserer Räume im Palais Walderdorff ist, wird noch in dieser Woche öffentlich", erklärte Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink am vorvergangenen Mittwoch (der TV berichtete). Doch eine der spannendsten Fragen in der Trierer Kultur- und Veranstaltungsszene ist immer noch nicht offiziell beantwortet. "Die Rechtsberater unseres Vertragspartners prüfen das umfängliche Vertragskonstrukt immer noch", erklärt Holkenbrink, "erst, wenn uns dieser Vertrag unterschrieben vorliegt, kann er von mir gegengezeichnet und der neue Mieter öffentlich bekanntgemacht werden." Am heutigen Freitag soll das so weit sein - erklärte Holkenbrink zumindest am gestrigen Donnerstagnachmittag.

Nach TV-Informationen ist der künftige Mieter der "Kunst- und Kulturförderung e.V.". Nachdem der pleitegegangene Jugendkultur-Verein "produktion" im Mai aus den Räumen wegen immenser Mietschulden ausziehen musste, hatte sich der "Kunst- und Kulturförderung e.V." Mitte Juni gegründet und anschließend um die Nachmiete beworben.

Auch der Verein "Lebenshilfe", der sich die Betreuung und Förderung behinderter Menschen zur Aufgabe gemacht hat, hatte Interesse. "Aber da außer dem Café die Räume im Kellergeschoss liegen, sind sie doch nicht für unser angedachtes Betreuungsprojekt geeignet", erklärte Lebenshilfe-Gesamtleiter Gereon Kohl auf TV-Anfrage, warum man die Bewerbung zurückgezogen habe.

Um eine im allgemeinen Mietrecht verankerte Konkurrenzschutzklausel zu wahren - die in diesem Fall die benachbarte Diskothek "Toni" vor Mitbewerbern in derselben Immobilie schützt -, kommen laut Stadtverwaltung nur nicht-kommerzielle Vereine oder Organisationen als Mieter infrage. Die Stadt selbst hat die Räume von der Haus-Besitzerin Nikolaus-Koch-Stiftung angemietet und auch die Stiftung beharrt auf dem Konkurrenzschutz: Eine kommerzielle Nutzung der Räume sei ausgeschlossen.

Damit könnte zusammenhängen, dass die Vertragsunterzeichnung sich hinzieht: Denn der Vorstand des Vereins "Kunst- und Kulturstiftung" ist personell der gleiche, der die kommerzielle Diskothek "Forum" in der Hindenburgstraße und den ebenfalls kommerziellen Club "Stockwerk" leitet, der im Oktober am Stockplatz eröffnen soll. Vereinsvorsitzender ist Francesco Sanna, gleichzeitig Geschäftsführer des "Forums". Bei der Disko für die Finanzen zuständig ist Ronny Streiss, zweiter Vereinsvorsitzender. Und Karolina Leonhardt ist gleichzeitig Pressesprecherin des neuen "Stockwerks" als auch Schriftführerin des Vereins "Kunst- und Kulturförderung". Dazu, wie bei dieser engen Verknüpfung ein gemeinnütziges Angebot in den Veranstaltungsräumen im Palais Walderdorff gesichert sein soll, verweigert Francesco Sanna bislang jegliche Aussage.

Meinung

Kein Alibi-Verein!

Zaubert Holkenbrink nicht doch noch einen bislang unbekannten Bewerber aus dem Hut, dürfte der Nachmieter im Palais Walderdorff feststehen. Dass der "Kunst- und Kulturförderung e.V." tatsächlich ein gemeinnütziges Programm hat, müssen die lange erwarteten Verträge absichern. Denn sonst könnte die Neueröffnung für Ärger sorgen. Immerhin hatte auch der Jugendkulturverein "produktion" - der zwar schlecht gewirtschaftet, aber mit guten und günstigen Veranstaltungen der Jugend ein engagiertes Angebot gemacht hat - den Einstieg eines Gastronomen geplant, um sich vor der Pleite zu retten. Dieser wollte den Getränkeverkauf bei Tanz- und Kulturveranstaltungen übernehmen und dafür die Mietzahlungen garantieren. Mit dem Hinweis auf die Verquickung zwischen Kommerz und Vereinsarbeit verwehrten Stadtverwaltung und Nikolaus-Koch-Stiftung allerdings den Sanierungsplan. Dass das neue Projekt Sannas kein "Alibi-Verein" ist - wie es bereits in der Trierer Kulturszene kursiert -, muss der Diskothekenbetreiber da erstmal beweisen. c.wolff@volksfreund.de

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