Weltbürger und Hobby-Bootsbauer

"Als Auslandsdeutscher bin ich es gewöhnt, Probleme selbst zu lösen und anzupacken", sagt Günther Adler. So erweist sich der 78-Jährige, der in Indonesien und Japan gelebt hat, als ein wahrer Glücksfall für Trier-Nord.

 Weltenbummler Günther Adler. TV-Foto: Dorothee Quaré

Weltenbummler Günther Adler. TV-Foto: Dorothee Quaré

Trier-Nord. (DQ) Der Rentner aus der Thyrsusstraße hatte auf der Ortsbeiratssitzung in Trier-Nord für einige Verblüffung gesorgt. "Warum bauen wir uns die Boote nicht selber?", fragte Günther Adler, als ein Antrag der Initiative "Renaissance Nells Park" an den Finanzen zu scheitern drohte. Das war im November 2008. Im vergangenen Winter schuf Günther Adler dann im eigenen Garten einen Boots-Prototypen, der auf dem Familienfest im Nells Park seine Jungfernfahrt auf dem Weiher erlebte. Nun sind gemeinsam mit Jugendlichen zwei weitere Boote fertig gestellt worden (der TV berichtete).

Von Sumatra über Tokio bis nach Trier



"Wenn wir uns über Jugendliche beklagen, die auf der Straße herum hängen, dann müssen wir ihnen ein Angebot machen", sagt Günther Adler, der sich nun seit einem Jahr in der Renaissance-Initiative engagiert. Bereits beim Bau des Prototyps sei er mit interessierten Jugendlichen ins Gespräch gekommen.

Der 78-jährige frühere Maschinenschlosser und Einzelhandelskaufmann blickt auf eine bewegte Lebensgeschichte zurück. Geboren auf der indonesischen Insel Sumatra, wohin es seinen aus Breslau stammenden Vater verschlagen hatte, erlebte er mit seinen beiden Geschwistern eine unbeschwerte Kindheit. "Mein Vater war Techniker und hat dort bei einer Plantagengesellschaft Pionierarbeit geleistet", berichtet er.

Am 10. Mai 1940 war die Idylle vorbei: Hitler hatte mit dem Westfeldzug begonnen, Adlers Vater und der Rest der Familie wurden als Deutsche in der niederländischen Kolonie in unterschiedliche Internierungslager gebracht. "Im Juli 1941 waren die niederländischen Behörden bereit, die deutschen Frauen und Kinder in die Freiheit zu entlassen", erzählt Adler. Eine Odysee begann. Mit einem japanischen Schiff sollte es über Shanghai nach Wladiwostok gehen. "Zum Glück sind wir nie dort angekommen", sagt Adler. Stattdessen landete die Familie in Japan, die Kinder besuchten in Tokio eine deutsche Schule. Auch hier war die Ruhe nicht von Dauer: 1944 wurden die Schüler mit ihren Familien wegen amerikanischer Bombardements aufs Land evakuiert. "Drei Winter haben wir in dünnwandigen Sommerhäusern auf Reisstrohmatten zugebracht und mit den Bauern Schwarzhandel getrieben", erinnert sich Günther Adler. Trotz aller Entbehrungen sei es eine schöne Zeit gewesen: "Wir ,Flüchtlinge' waren eine feste Gemeinschaft, jeder brachte seine Fähigkeiten ein."

Im Herbst 1947 kam die Familie in Bremerhaven an. Sie zog nach Köln zu einer Tante. Dort lebte Günther Adler, bevor er über die Eifel im Jahr 1997 nach Trier gelangte. Hier hat er mit seiner dritten Frau Maria sein Glück gefunden. "Ich fühle mich sehr wohl hier", sagt Günther Adler. Für sein Viertel engagiert er sich gern: "Ich wollte mich ja schon immer für die freundliche Aufnahme in Trier erkenntlich zeigen!"

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